Nerling ist kein Antisemit. Es fehlt ihm schlicht die Lebenserfahrung, Dinge richtig einordnen zu können und so bastelt er sich teils haarsträubende Theorien z.B. von der Vergangenheit. Ein bisschen mehr geschichtliche Bildung wäre für jemanden, der mittlerweile eine so beachtliche Außenwirkung entfaltet, auch sicherlich kein Fehler.
Kosky dagegen ist voller Vorurteile. Er ist (wie tatsächlich viele Juden), so mit sich selbst beschäftigt, daß ihm der distanzierte Blick fehlt und auch die Fähigkeit, Dinge aus der Perspektive des anderen zu sehen. Die tief verinnerlichte Opferrolle hat wohl dazu geführt, denn er versucht ja tatsächlich, zu verstehen, sonst hätte er dieses Interview ja gar nicht geführt. In dieser Hinsicht (Opferrolle) vielen Moslems nicht unähnlich.
Das Grundproblem, wie es hier wieder sichtbar wird, ist, daß Minderheiten in Deutschland ( und im Westen überhaupt) von der Mehrheitsgesellschaft lange Zeit ein Heiligenschein aufgesetzt wurde und immer noch wird.
Die Juden in Deutschland, die Schwarzen in den USA, die Moslems in Europa: weiße Europäer befinden sich in einer Dauerschleife der Entschuldigung diesen Minderheiten gegenüber wegen ihrer Geschichte, in der sie sich (wahr oder nicht) allen diesen gegenüber schuldig gemacht haben.
Und dieser Heiligenschein, diese Nicht-Kritisierbarkeit wird dann für die Vertreter dieser Minderheiten selbst zum gedanklichen Gefängnis, zur Echokammer, aus der sie nicht mehr herauskommen, deren Vorhandensein sie auch nicht wahrnehmen. Wie man an diesem Kosky wieder sieht.