Ich bin jetzt nicht mehr homofeindlich.

Der biblische Befund ist ja ganz klar und die einzige relevante Streitfrage aus christlicher Sicht kann bzgl. Römer 1:21-31 eigentlich nur sein, ob Homos überhaupt noch gerettet werden können, oder ob das Vorhandensein von homosexuellen Gelüsten nicht schon Beweis dafür ist, dass jemand ein Reprobate ist, den Gott bereits verworfen hat. (Römer 1:21-31: "Sie kannten Gott, doch haben ihn nicht als Gott gepriesen und ihm nicht gedankt." → Folge: "Ihr unverständiges Herz wurde verfinstert." → Folge: "Sie haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit dem Bild vom vergänglichen Menschen, Vögeln und Tieren." → Strafe dafür: "Darum hat sie auch Gott dahingegeben in die Gelüste ihrer Herzen, zur Unreinigkeit [und] in entehrende Leidenschaften (...) haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind entbrannt in Begierde zueinander und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den verdienten Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfangen." → Strafmaß: "Sie kennen das Urteil Gottes, daß die, welche solches verüben, des Todes würdig sind." John MacArthur hat das einmal pointiert zusammengefasst als er sagte, dass Homosexualtität sowohl Sünde als auch Folge von Sünde sei, sowohl Strafe als auch Strafe nach sich ziehend.)

Abgesehen vom religiösen Einwand spricht aber logisch nichts weiter dagegen.

Letztens habe ich ein Interview mit Cornel West gelesen, in dem er sagte, dass die historische Homophobie marxistischer Parteien (historisch gesehen oft so sexualitätsfeindlich wie religiöse Parteien) darauf zurückzuführen sei, dass der Sexualität eine "dionysische" Qualität innewohne, die über das Rationale hinausreiche; und in einer "Diktatur des Rationalen", die die Marxisten angestrebt hätten, sei dann eben diese tiefe Skepsis gegenüber der Homosexualität entstanden.

Mich überzeugt das Argument nicht wirklich. Sexualität ist ja nicht so "irrational" wie das eine lange romantische Tradition zu implizieren scheint. Es ist ja normalerweise nicht so wie in einem dummen Hollywood-Film wo die Leute schon vergessen zu atmen, wenn sie sich wortwörtlich die Kleider vom Leib reißen. Manchmal plant man Sex ja eine Woche im voraus fürs Wochenende oder das Knie tut weh oder man furzt, oder mal ist es schnell vorbei, mal dauert es länger, usw. Man kann das Ganze durchaus "rational" angehen, man muss da keine Ersatzreligion, kein Yoga-Mystizismus oder was auch immer draus machen, um es zu genießen.

Richtig ist natürlich, dass die marxistischen Strömungen zwar Sex zwischen Menschen verschiedener Rassen akzeptiert haben, was subversiv war, kulturell subversiv, aber nie so subversiv, wie einfach den Sexualgenuß losgelöst von jeglichen Fortpflanzungsbestrebungen zu akzeptieren. Also den "Eros" zu akzeptieren, wenn man so will.

Ich vermute, dass das der eigentliche Skandal der Homosexualität ist, diese inhärente Trennung von Fortpflanzung und Sexualgenuß. Der Homosexualität wohnt insofern also ein revolutionäres Potential inne, ob die Homos das wollen oder nicht.

Vielleicht ist die gegenwärtige Propaganda für die Homo-Ehe ("Heirat ist nicht zwischen Mann und Frau sondern zwischen Liebe und Liebe") insofern einfach ein neuer Versuch, dieses Potential zu unterminieren: denn auch die Homos werden dann zu traurigen Gestalten, die von Margot Käßmann gesegnet und verheiratet werden und dann nur noch eine skurrile Karikatur einer skurrilen EKD-Ehe sind, wo dann zwar (außer Grenzen um den Nationalstaat) nix mehr Sünde aber dafür alles Sexismus ist.

Letztlich dürfte die historische Abneigung der jeweils Herrschenden gegen sexuelle Freiheit darauf zurückzuführen sein, dass Menschen, die in diesem Bereich frei sind, eher gewillt und eher in der Lage sind, für die Ausweitung dieser Zone der Freiheit auch auf andere Bereiche zu kämpfen. Im Gegensatz dazu führen sexuelle Neurosen und sexuelle Verklemmung auch zu einer stärkeren Akzeptanz von Unfreiheit in anderen Bereichen, sie machen Lust auf autoritäres Elend und gewalttätige Rachephantasien. Insofern wurde immer mit Zuckerbrot und Peitsche vorgegangen: Zuckerbrot für diejenigen, die Sexualitätsfeindlich waren, und den Untertanen nur zugestanden, sich wie Nutzvieh fortzupflanzen, um Arbeiter und Soldaten zu züchten und Peitsche für alle anderen.

Das ist sicher auch die Funktion der gegenwärtigen feministischen Vergewaltigungshysterie, dieses puritanischen Feuereifers. "Unkeusch" und "sexistisch" sind ja quasi Synonyme, die übersetzt soviel bedeuten wie "des Wunsches nach Geschlechtsverkehr sich nicht schämend."

Man liest ja oft den, angeblich auf Woody Allen zurückgehenden, Witz, dass die Homo-Ehe in Ordnung sei, weil auch Schwule das Recht haben sollten, genauso unglücklich zu werden wie Heterosexuelle.

Insofern ist wohl davon auszugehen, dass auf uns in Zukunft noch mehr Homo-Propaganda (im Sinne von spießigen Homo-Paaren, die von Margot Käßman getraut werden) und noch mehr Vergewaltigungshysterie auf uns zukommen wird, und die Homos dann eben in dieses System integriert werden, bis sie in der Tat genauso unglücklich sind wie alle anderen. "Freiheit ohne sexuelle Selbstbestimmung ist ein Widerspruch in sich." (Wilhelm Reich)