[...] „Er ist kein Vater der friedlichen Revolution, sondern er hat sie beendet.“ Mit diesen harschen Worten hat der frühereDDR-Bürgerrechtler Hans-Jochen Tschiche dieser Tage den designierten Bundespräsidenten Joachim Gauck angegriffen. Was Tschiche, ein Urgestein des Widerstands in der DDR, Pfarrer undMitbegründer des im September 1 9 8 9 gegründeten „Neuen Forums“,besonders empört: Gauck reise „ohne Skrupel“ auf dem Ticket des Bürgerrechtlers durch die politische Landschaft. Die Äußerungen Tschiches haben eine heftige Debatte ausgelöst –über Gauck, dessen Selbstverständnis und die Frage, was einen Bürgerrechtler überhaupt ausmacht.
Warum wird die Frage, ob Gauck ein Bürgerrechtler war, sokontrovers diskutiert?
Für die Eignung Gaucks als Bundespräsidentist es zweifellosunerheblich, ob man ihn als Bürgerrechtler bezeichnen kann oder nicht.
Im Anforderungsprofil für das Amt steht natürlich nicht, dass ostdeutsche Bewerber widerständige Aktivitäten aus DDR-Zeiten vorweisen müssen. Rückschlüsse auf seine Glaubwürdigkeit und charakterliche Integrität freilich könnten gezogen werden, wenn ersich tatsächlich ein Etikett anhängen würde, das er nicht verdient[...]