Es ist mehr als das, denn viele "wahre Demokratie"-Vertreter kritisieren nicht nur Auswüchse des Parteienunwesens (bzw. Michels Oligarchiegesetz), sondern stören sich, wahlweise, am Fehlen von Plebisziten und Referenden oder Amtszeitbegrenzungen, an Postenbesetzungen, Fraktionszwängen, %-hürden, Parteiverboten, an zu vielen oder zu wenigen Staats- oder Privatmedien, daran, dass Richter, Staatsanwälte und Polizeichefs nicht gewählt werden, an Großspendern, an Frauenquoten... Alles "irgendwie" "undemokratisch" und an wichtigen Problemen mit Schuld, die's, wär's anders, gar nicht gäb.

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Das ist zwar wahr, aber eben nur die halbe Wahrheit.

Tatsächlich haben sich die Parteien (nicht nur) diesen Staat unter den Nagel gerissen, und sie werden von Oligarchen gesteuert. Die Auflösung der demokratischen Verhältnisse innerhalb der Parteien, aber auch in den Regierungen, ist an vielen Symptomen zu erkennen.

Zuletzt daran, dass ein Herr Gabriel den Parteivorsitz an Herrn Schulz übergab, und Herr Schulz den Parteivorsitz an Frau Nahles übergab.

Schön, gegen die letzte Übergabe gab es formale Kritik. Es ist also zumindest in der SPD noch ein trauriger Rest von Demokratieverständnis vorhanden.

In der CSU regt sich hingegen kein nennenswerter Widerstand gegen die Übergabe des Ministerpräsidentenamts von Seehofer an Söder.

Es wäre hochinteressant, dieses Thema mal etwas breiter zu debattieren, statt sich ewig an Flüchtlingen abzuarbeiten, denn auch das Flüchtlingsproblem resultiert letztlich aus den Defiziten der politischen Kultur hierzulande und in der EU. Dieses Problem entstand, weil die Kanzlette sich über geltendes Recht hinwegsetzte und sich kein nennenswerter Widerstand bemerkbar machte.