Das einzig Problematische an diesem Gedicht sind, im Jahre 2017, die Frauen. Besser gesagt, das Bild, die Vorstellung über die Frauen. Diejenigen, die das Gedicht so interpretieren, legen ja jene Bedeutung in das Wort "Frau" hinein. Diese Interpretation liegt nicht in den Händen Gomringers, zuständig ist ganz allein der Betrachter, der Hörer, der Rezipient.
Nun ist auf die Bühne der Rezipienten der AStA getreten. Der AStA hat eine eindeutige Wertung der Frau abgegeben.
Die Studentinnen der AStA sehen in den Frauen des Gedichtes die Opferrolle der Frauen durch "objektivierende und potentiell übergriffige und sexualisierende Blicke" an männlich dominierten Orten. Sie wollen nicht bewundert werden, da sie - die Bewunderung - "häufig unangenehm ist, die zu Angst vor Übergriffen und das konkrete Erleben solcher führt".
In den Augen der Studentinnen ist die Frau nur das zu betrachtende Sexualobjekt. Mehr können die Studentinnen in das Wort nicht hinein interpretieren.
Wer dem Gedicht zu seiner Entstehungszeit beispielsweise in Berlin oder Dresden begegnet wäre, würde ganz andere Bilder angesichts der zerbombten Straßen assoziieren. Straßen waren durch die Trümmerfrauen frei geräumt vom Schutt der zerstörten Häuser. Die Bäume der Alleen, soweit sie sich erholen konnten, trugen Grün. Frauen pflanzten Blumen als Zeichen neuer Lebensfreude.
Willkürlich nimmt man die Stelle des Bewunderers ein, ist angetan von dem Lebenswillen der Frauen nach der dunklen Phase der Zerstörung.
Der AStA kann in der Frau nicht die Planerin, die Arbeiterin, die Gärtnerin sehen, deren Arbeit auch bewundert werden könnte wie die der Männer.
Im Grunde ist deren Interpretation frauenverachtend, nicht das Gedicht selbst. Erst mit dieser einseitigen Interpretation wird deutlich,
woran es einigen Feministinnen mangelt: an einem positiven Frauenbild.