Zitat von
OneDownOne2Go
Dazu brauchen die keine eigenen Abteilungen, das passiert im "Zusammenspiel" mit den staatlichen Auftraggebern von ganz alleine. Schon, wenn es nur eine Firma ist, die nur mit einer Behörde kooperieren muss, werden die Prozesse sofort langwierig und ineffizient. Bei mehreren Auftragnehmern und mehreren befassten Behörden ist der Aufwand noch mal ungleich höher. Ich war ja mal ein EADS, als der Eurofighter noch EF2000 heißen sollte. Der Eurofighter hatte damals drei redundante Multiprozessor-Systemrechner, und die hatten natürlich ihr eigenes Betriebssystem. Dieses Betriebssystem war schon in der Entwicklung, als die Hardware noch gar nicht fertig war, auf der es laufen sollte, also wurde es in einer virtuellen Umgebung entwickelt. Dort lief es problemlos, als es dann auf der tatsächlichen Hardware laufen sollte, startete es oft nicht mal und wenn es lief, stürzte es dauernd ab. Es dauerte nicht lange, den Grund dafür zu finden, die virtuelle Umgebung entsprach einem früheren Entwurfsstand der Hardware, bei der es nur jeweils einen Systemprozessor geben sollte. Das klingt erst mal nach einem fundamentalen Problem, tatsächlich sind es aber nur ein paar Änderungen im Loader und in der Prozessverwaltung. Der reine Programmieraufwand für diese Änderung betrug weniger als eine Woche, aber so simpel war das bei EADS nicht. Zunächst musste der Fehler mal dem Gremium berichtet werden, das für das Monitoring des Projektfortganges zuständig war. Die mussten dann erst mal den Auftrag erteilen, den Fehler zu beheben. Da dieses Gremium paritätisch mit Vertretern aller geplanten Nutzerländer besetzt war, bestand es natürlich nicht permanent, es traf sich nur alle 6 bis 12 Wochen mal. Da die Termine zunächst günstig lagen, dauerte es "nur" knappe 4 Wochen, an den Auftrag zur Problembehebung zu kommen. Da war die eigentliche Arbeit schon erledigt, entsprechend konnten die notwendigen Änderungen bereits inklusive Dokumentation eingereicht werden. Eingereicht? Genau, denn der Fehler durfte dann nicht einfach behoben werden, das selbe Gremium, das übrigens über ziemlich genau null Fachkompetenz in der Frage verfügte, musste die Änderung vor der Implementierung absegnen. Die nächste Sitzung des Gremiums war da aber noch drei Monate weg, also passierte zunächst mal nichts weiter. Beim kommenden Meeting merkten die Herrschaften dann, dass sie das inhaltlich gar nicht beurteilen können, Überraschung!, also nahmen sie es erst mal mit und ließen es durch ihre Fachressorts prüfen. Noch mal zwei Monate Stillstand. Dann wurde die Implementierung der Änderung abgesegnet und eine Neuevaluation der Stabilität und Performance des geänderten Betriebssystems verlangt. Bis da hin hatte das ganze mehr als 6 Monate gedauert, obwohl der faktische Aufwand, nur mal zur Erinnerung, nicht mal eine Woche betrug. Da hatte ich von EADS schon die Schnauze voll und ging, aber ich habe von Kollegen später gehört, dass es noch mal fast 6 Monate gedauert hat, bis das Drama ausgestanden war und der Testbetrieb wie geplant aufgenommen werden konnte. Das war nur ein winziger Aspekt, ein kleiner, letztlich unbedeutender Fehler, der durch Über-Administration entstanden war, und er warf das ganze Programm im Effekt um 6 Monate zurück. So sind die (aktuell) 140 Monate Projektverzug leicht zu erklären, denn es gab ja mit Sicherheit auch noch Themen, die kostspielige Änderungen nach sich zogen, und dazu waren dann teils sogar Parlamentsbeschlüsse notwendig, dagegen war diese Verwaltungs-Steissgeburt ein Klacks.