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Nur einige Auszüge:
Der Psychologe und Islamismusexperte Ahmad Mansour sagt den Deutschen, was sie nicht gerne hören: dass sie bei der Integration fast alles falsch machen. Dafür zahlt er einen hohen Preis.Deutschland habe eine absurde und gefährliche Vorstellung von Integration, sagt er. «Bisher bedeutete sie: Sprache plus Arbeit minus Kriminalität», kritisiert Mansour. «Nach diesem Massstab war Mohammed Atta, einer der Attentäter vom 11. September, super integriert.» Die erste Ohrfeige ist ausgeteilt. Im Saal ist es still, die Stimmung fast betreten. Atta hatte in Hamburg Stadtplanung studiert und einen Abschluss als Diplomingenieur gemacht, bevor er einer der fünf Entführer auf dem American-Airlines-Flug 11 wurde. Mansour gefällt dieses Beispiel, er führt es oft an, denn es zeigt auf besonders drastische Weise, was ihm so missfällt: falsch verstandene Toleranz. Viele Deutsche wollten so dringend beweisen, dass sie besser seien als ihre Eltern oder Grosseltern in der Nazizeit, dass sie vor jeder Fehlentwicklung die Augen verschlössen. Genau das führe dazu, das Migranten nie ankämen und in Parallelwelten feststeckten.
Und dann sagt er einen Satz, der insbesondere in linksliberalen Kreisen eigentlich tabu ist: «Integration ist eine Bringschuld der Migranten.» Man müsse sie nicht schonen oder, noch schlimmer, patriarchale Strukturen als Teil ihrer kulturellen oder religiösen Identität rechtfertigen. Mansour schnaubt geradezu. «Wir sind doch keine Kuscheltiere!» Es ist einer seiner Lieblingswutsätze. Bei Migranten einen anderen Massstab anzulegen als bei anderen, zumeist einen weniger strengen, sei völlig inakzeptabel. Das mache ihn richtig sauer.Bedingungen, etwa die Akzeptanz der Grundgesetze oder ein ausreichendes Sprachniveau, um Schulkinder begleiten zu können, wurden jahrelang kaum gestellt – nicht einmal bei der Einbürgerung. Einer der Gründe dafür ist, dass Deutschland sich über Jahrzehnte hinweg nicht als Einwanderungsland betrachtete und entsprechend die Integration nicht systematisch betrieb. Inzwischen aber sprechen die Zahlen für sich: Von den 82 Millionen Einwohnern Deutschlands haben laut Mikrozensus 2017 über 19 Millionen einen Migrationshintergrund. Rund 9 Millionen sind bereits eingebürgert.