Zitat von
John Donne
Insgesamt eine überaus treffende Analyse!
Interessant, daß Du Star Trek (Gene Roddenberry) erwähnst: Ich mag Star Trek (und halte das auch für utopischen Sozialismus, vom Sci-Fi abgehen), meine aber, daß gerade die Holodecks eine menschliche Gesellschaft völlig zusammenbrechen ließen: eine krassere Droge ist m.E. kaum vorstellbar. Und jeder materiele Mangel ist in Star Trek ja gelöst. Trotzdem sind die gesellschaftlichen Hierarchien noch vorhanden. Von Anarchie keine Spur.
Meine Ablehnung linker Utopien liegt vermutlich - neben anderen Gründen - vermutlich schon darin begründet, daß ich die hegelsche Geschichtsphilosophie für völligen Quatsch halte (überhaupt wird m.E. die hegelsche Philosophie maßlos überschätzt (ich neige eher zur analytischen Philosophie (z.B. Quine; in gewisser Weise ist das ein ziemlich undeutscher Zug meinerseits); wenn ich allein sehe, daß Hegel selbst seine Dialektik als Logik bezeichnet, wird mir ganz anders...).
Ich bin wie gesagt dafür, den Menschen so zu akzeptieren, wie er ist. Machiavelli beschreibt die menschliche Natur u.a. in Kapitel XVII seines "Il Pricipe" m.E. sehr treffend. Ich halte es philosophisch-menschlich für eine der wichtigsten Herausforderungen, diese Natur zu akteptieren und an der Spezies Mensch dennoch nicht zu verzweifeln. Ich mißtraue jedem Versuch, den "neuen Menschen" zu formen, in vielen (linken) Utopien ist das m.E. eine wesentliche Wurzel des Übels.
Auch in Bezug auf die Sozialsysteme pflicht ich Dir bei: ich sehe nicht, wie diese dauerhaft haltbar wären, und die Geschehnisse seit 2015 katalysieren diese Entwicklung.
Ich persönlich halte den Kapitalismus für gewissermaßen natürlich, weil er a) wesentlichen Zügen der menschlichen Natur Rechnung trägt und b) sich andererseit von selbst, von unten bei jeder Gelegenheit entwickelt (und sei es als Schwarzmarkt bei Mangel/Rationierung). Mein Beitrag bezüglich Zizek zielt darauf ab, daß m.E. mit Figuren wie Zizek und Lacan intellektuell gar nichts zu reißen ist. Das sind pseudointellektuelle Schaumschläger. Dagegen mag man von Chomskys politischen Ansichten halten war man will, er hat sich (sprach-)wissenschaftlich bleibende Verdienste erworben, ist intellektuell integer und es lohnt sich, auch wenn man wie ich seine Ansichten weitgehend nicht teilt, ihm zuzuhören, und sei es nur, um zu sehen wie ein intelligenter Linker (ja, das gibt es!), der sich klar ausdrückt (ja, das gibt es auch; als Gegenbeispiel lese man z.B. [Links nur für registrierte Nutzer] oder den im priesterhaften Duktus verzapften Sprachnebel der Frankfurter Schule), so tickt.
Tatsächlich bedürfen die menschlichen Züge der Gier und Faulheit, die durchaus ihre guten Seiten haben, aber der politischen Einhegung. Sie sind - μηδὲν ἄγαν - im Übermaß höchst schädlich.
Ansonsten: