In hundert Jahren wird man die heutige Lage so deuten, dass mit dem verlorenen Krieg auch das Schicksal für ganz Europa besiegelt wurde. Wirtschaftswunder und die Zeit bis heute wird dann nur noch als letztes Strohfeuer vor dem Untergang gesehen werden. Und kluge Köpfe werden urteilen, dass es besser gewesen wäre, wenn sich gewisse Völker mit den Deutschen hätten verbünden oder sich nicht hätten einmischen sollen. Typische lose-lose-Situation für alle Beteiligten.
Das ist falsch.Einzeln betrachtet sind die europäischen Armeen klein und schwach, aber zusammengenommen sind es über 100.000.000 potentielle europäische Soldaten, tausende Panzer, hunderte Flugzeuge, Stützpunkte und Häfen sowie wirtschaftliche und politische Mächte. Ohne Europa wären die USA entweder politisch isoliert oder deren Regierung schon längst vor einem Gericht.
Damit ein Volk organisch wachsen kann, bedarf es relativ wenig oder gar keiner Zuwanderung über einen sehr langen Zeitraum, also mehr als Tausend Jahre relative Abgeschiedenheit. Zu viel Schmelztiegel bedeutet auch immer, zu viel Schlackenbildung, die die ganze Legierung versaut.
Das stimmt so aus mehreren Gründen nicht:
1. Deutschland hat bereits vor der EU (und auch schon vor deren Vorläufer, der EWG und der Schmidt'schen Währungsschlange) mindestens so viel in die anderen europäischen Länder exportiert, wie nach der EU-Gründung.
2. Vor der Einführung des Euro lag der Exportanteil Deutschlands in die späteren Euro-Mitgliedsländer bei 64 % am Gesamtexport, nach der Einführung des Euro nur noch bei 57 %.
3. Wenn die deutschen Firmen Exportüberschüsse erzielen, hat der Staat nichts davon, denn die nur die Erträge der exportierenden Firmen weisen einen Devisenüberhang auf.
Lediglich die Statistik zeigt einen Handelsüberschuss auf, der aber nicht in den Kassen des Staates klingelt (höchstens in Form etwas höherer Steuereinnahmen).
4. Was alleine schon die Euro-Rettung Griechenlands kostete, dürfte nie wieder hereinkommen. Deutschland hat schätzungsweise über 120 Milliarden Euro in den Griechenland-Euro-Jackpot geworfen, von den Bürgschaftszusagen mal ganz abgesehen. Dieses Geld kommt nie wieder zurück und ist definitiv futsch.
Um diese Riesensumme wieder einzuspielen, müsste die deutsche Wirtschaft aber noch viele Jahrhunderte lang Porsches, Daimlers, Maschinen, Chemie und andere Exportartikel nach Griechenland verkaufen.
Also sollte man endlich mal mit dem Unfug aufhören, Deutschland habe durch die EU und den Euro profitiert. Es stimmt ganz einfach nicht.
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