Jetzt will eine Initiative, dass Banken kein Geld aus dem Nichts erschaffen können. Sie wollen, dass nur der Staat, in einer Zentralbank oder auch einer Staatsbank, Geld aus den Nichts erzeugen kann.
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"Unser Geldsystem als ein kolossales Betrugs- und Irrtumssystem"
13. Oktober 2015 [Links nur für registrierte Nutzer]
Der Schweizer Journalist und Verleger Christoph Pfluger über den systemischen Wahnsinn des Geldsystems
Mit legalen und demokratischen Methoden sei das globale Finanzsystem nicht mehr zu retten. Zu diesem Schluss kommt Christoph Pfluger in seinem soeben erschienenen Buch [Links nur für registrierte Nutzer]. Die primäre Ursache ortet der Autor, der seit mehr als 25 Jahren über Geldfragen schreibt, in der Geldschöpfung durch die privaten Banken. Wenn sie einen Kredit verleihen, entsteht neben einem gleich bleibenden Guthaben nämlich auch eine Forderung, die mit dem Zins über die Zeit wächst.
Diese seit Jahrhunderten wirkende Asymmetrie ist die Ursache einer ganzen Reihe unerwünschter Entwicklungen mit Umverteilungen und Konflikten, die das globale Finanzsystem heute an die Grenze der Belastbarkeit gebracht haben. Sie ist auch der Grund, warum die weltweiten Geldschulden rund viermal größer sind als die kumulierte Geldmenge aller Volkswirtschaften.
Nach Ansicht des Autors befindet sich die Welt bereits in einem Zustand der Konkursverschleppung, in dem Vermögenswerte beschleunigt und unter Umgehung legaler und demokratischer Wege verschoben werden, und deren Fortentwicklung die Bürger inzwischen mit der Entscheidung konfrontiere: Diktatur oder Neubeginn.
Herr Pfluger, in Ihrer Streitschrift "Das nächste Geld" skizzieren Sie unser Geldsystem als ein kolossales Betrugs- und Irrtumssystem. Verstehe ich recht: Ursache der Finanz- und sozialen Krisen der letzten Jahre sind für Sie weniger "die Banken" oder "das Finanzkapital", sondern ist das Geldsystem an sich?
Christoph Pfluger: Ja, ich bin der festen Überzeugung, dass nicht menschliche Mängel die primäre Ursache der Finanzkrise sind, sondern systemische Fehler. Den Vorwurf, den wir uns allerdings machen können, ist, die Augen vor diesen Fehlern zu verschließen.
Warum brauchen wir Wirtschaftswachstum? Warum kommt es einer Katastrophe gleich, wenn in unseren westlichen Überflussgesellschaften die Wirtschaft stagniert oder gar schrumpft? Wie kann es sein, dass selbst die UNO Wirtschaftswachstum als eines ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung ausgerufen hat? Obwohl wir tagtäglich mit allerlei Prognosen, Geschäftsklimadiagrammen und Börsenindexen konfrontiert werden, sind diese eigentlich grundlegenden Fragen weit aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten und werden nur selten ausdiskutiert. Dies bietet den Predigern des ewigen Wirtschaftswachstums die erforderlichen Freiräume, ein weltumspannendes System zu etablieren, welches auf ständiger Übervorteilung der Unwissenden basiert. Dabei ist das Geheimnis eigentlich gar nicht so schwer zu durchschauen. Auf der einen Seite gibt es Schulden und auf der anderen Seite gibt es Guthaben. Da die Schulden zinsbelastet sind, reicht die Guthabenmenge niemals aus, um die Schulden vollständig zu decken. Wirtschaftswachstum wird zur Grundvoraussetzung, um ansteigende Zinslasten weiterhin bedienen zu können. Es ist die Schippe in der Hand des zinsuniformierten, im Bankenjargon oft gehuldigten „arbeitenden Geldes“. Glücklicherweise setzt sich langsam aber sicher in immer größeren Teilen der Gesellschaft die Erkenntnis durch, dass dieses von Kritikern oftmals als „metastasenartig“ beschriebene System auf lange Sicht nicht überlebensfähig ist. Die Schweizer Bürgerinnen und Bürger haben am 10. Juni dieses Jahres die Möglichkeit in einem Volksentscheid über das nationale Geldschöpfungsmonopol zu entscheiden. Aus diesem Anlass hat KenFM mit dem renommierten Buchautoren und Geldaktivisten Christoph Pfluger gesprochen. Er ist Präsident der „Allianz für Vollgeld und Gerechtigkeit“ und legt in verständlicher Weise die Vorzüge eines auf souveräner Geldschöpfung basierenden schuldenfreien Geldes dar. Banken würden von profitgetriebenen Wirtschaftsunternehmen zu tatsächlichen Finanzintermediären. Das Gemeinwohl stünde vor Einzelinteressen. Auch wenn die Vorzüge eines solchen Systems nicht vom Tisch zu kehren sind, zeigt sich Pfluger realistisch: „Das Geldproblem ist zu groß für eine einzige Lösung“. Außerdem sitzt man in Mitteleuropa immer noch recht bequem auf dem Sofa der alten Geldordnung. Ein langer Atem wird also nötig sein, um ein gesamtgesellschaftliches Problembewusstsein zu schaffen. Den scheint Christoph Pfluger zu haben.