Der Sozialstaat ist das Problem, der uebertriebene Individualismus ist eines der Symptome daraus. Insgesamt ist der natuerlich auch die Folge von immer mehr verbessernden Verhaeltnissen. Mit besseren Versorgungsmoeglichkeiten, abnehmenden Risiken und steigendem Einkommen sind Menschen sicherlich auch etwas individualistischer geworden.
Wohlfahrtstaat fuehrt aber letztendlich zur Individualisierung, eben weil man nun Anspruch darauf machen kann, von der Institution Staat versorgt zu werden. Um Akzeptanz in der Gruppe, die ihn ja zwangsweise versorgen muss, braucht der sich ja nicht mehr zu bemuehen.
Die Emanzipationsideologien sind tatsaechlich das Steckenpferd der Bildungselite (bzw. bestimmter Elemente darin), aber es ist nun einmal auch so, dass die Eliten von den niedrigeren Schichten weitgehend in Werten und Habitus nachgeahmt werden, jedenfalls wird das von vielen versucht und in allen Schichten gibt es auch so etwas wie eine Normierung. Die Bildungs- bzw. die Gesinnungseliten waren es ja auch immer wieder, die den Funktionseliten vorgehalten haben: "Guckt mal wie arm die Arbeiter und Randgruppen sind. das ist Eure Schuld". Inzwischen sieht das aber so aus, als haette man die Arbeiter unter den Bus geschmissen und ist jetzt auf so Sachen wie "Diskriminierung nicht-weisser ethnischer Gruppen" oder "Unterdrueckung von Frauen und Homosexuellen/sexueller Minderheiten" fokussiert. Der Duktus geht auf die Frankfurter Schule zurueck auch auf die Neue Linke, die sehr enttaeuscht feststellen musste, dass sich die Arbeiter nur begrenzt fuer die Revolution und den wissenschaftlichen Sozialismus begeistern liessen. Das hat natuerlich einige Gruende. Die wollen eben nicht befreit werden, sondern Mercedes fahren, wie es mal ein Ex-Linker formuliert hat. Ausserdem ist den Arbeitern meist durchaus klar, dass es so etwas wie Regeln und eine Hierarchie geben muss, man mag die Chefs nicht unbedingt, aber ohne den der schon mal zeigt wo der Hammer haengt und die Sachen autoritaer regelt, ist es im Betrieb auch nicht besser.