Die Vietnamesische Invasion und der zweite Bürgerkrieg 1979–1989
# 13. Mai 1976: Der bisherige Generalsekretär der Roten Khmer, Pol Pot, wird zum Premierminister ernannt.
# 23. November 1976: Thailand übergibt 26 kambodschanische Flüchtlinge an die Roten Khmer.
# 28. Januar 1977: Etwa 200 bis 400 Soldaten der Roten Khmer überschreiten die thailändische Grenze und greifen vier thailändische Dörfer an. Etwa 30 Zivilisten werden durch die Roten Khmer getötet. Thailand schließt seine Grenze mit Kambodscha, sendet eine Protestnote an die kambodschanische Regierung und versetzt seine Armee in Alarmbereitschaft.
# 30. Januar 1977: Die Roten Khmer starten Angriffe auf verschiedene vietnamesische Dörfer.
# 2. Mai 1977: Die New York Times veröffentlicht einen Report über die Lebensbedingungen der Bevölkerung in Kambodscha.
# 17. Mai 1977: Die vietnamesische Provinzstadt Chau Doc wird nach heftigen Angriffen der Roten Khmer durch die vietnamesische Armee evakuiert. Es kommt zu heftigen Kämpfen zwischen den Roten Khmer und der vietnamesischen Armee auf vietnamesischem Gebiet.
# 19. Juli 1977: Bei einem Angriff der Roten Khmer auf die thailändische Armee werden 17 thailändische und 51 kambodschanische Soldaten getötet.
# 23. Juli 1977: Etwa 50 Soldaten der Roten Khmer überfallen eine thailändische Grenzstation und töten vier thailändische Polizisten.
# 26. Juli 1977: Das US-Außenministerium erklärt, dass etwa 1,2 Millionen Kambodschaner seit der Machtübernahme der Roten Khmer getötet wurden oder an Krankheit und Hunger starben. Die USA beschuldigen Kambodscha der massiven Missachtung der Menschenrechte.
# 28. Juli 1977: Die kambodschanische Armee marschiert nach Thailand ein, trifft jedoch auf heftigen Widerstand der thailändischen Armee und zieht sich zurück.
# 12. September 1977: Der im Exil in den USA lebende ehemalige kambodschanische Staatschef Lon Nol erklärt, dass etwa 2,5 Millionen Kambodschaner durch die Roten Khmer seit der Machtübernahme getötet wurden.
# 24. September 1977: Die Roten Khmer starten erneut Angriffe auf vietnamesische Dörfer.
# 28. September 1977: Pol Pot, der Generalsekretär der Roten Khmer und Premierminister von Kambodscha, trifft in Peking zu einem Staatsbesuch ein und wird von Hundertausenden bejubelt. Pol Pot erklärt, dass sich Kambodscha in einem exzellenten Zustand befinde und rasche Fortschritte mache. Des Weiteren erklärt er, dass die UdSSR, Vietnam und Kuba zusammenarbeiten würden, um Vietnam einen Angriff auf Kambodscha zu ermöglichen.
# 3. Oktober 1977: Während einer Pressekonferenz in Peking erklärt Pol Pot, dass die Vertreibung der Stadtbevölkerung auf das Land zur Zerschlagung westlicher Spionageringe durchgeführt worden sei und die Entscheidung dazu drei Monate vor der Durchführung getroffen worden wäre.
# 19. Oktober 1977: Vietnam erklärt, dass seit 1975 rund 60.000 kambodschanischen Flüchtlingen Asyl gewährt worden sei.
# 21. Dezember 1977: Die Roten Khmer greifen erneut thailändische Dörfer an.
# 22. Dezember 1977: Der thailändische Premierminister kündigt heftige Militärschläge gegen Kambodscha an, sofern die Roten Khmer nochmals Thailand angreifen sollten.
# 25. Dezember 1977: Vietnam startet eine massive Gegenoffensive gegen die fortgesetzten Angriffe der Roten Khmer.
# 31. Dezember 1977: Die Roten Khmer beenden die diplomatischen Beziehungen mit Vietnam und fordern die vietnamesischen Botschaftsangehörigen in Phnom Penh auf, das Land zu verlassen.
# 3. Januar 1978: Etwa 60.000 vietnamesische Soldaten haben Teile des kambodschanischen Grenzgebietes besetzt. Die Roten Khmer verweigern Friedensverhandlungen, solange sich noch vietnamesische Soldaten in Kambodscha befinden.
# 16. Januar 1978: Die USA bezeichnen die vietnamesisch-kambodschanischen Kämpfe als Stellvertreterkrieg zwischen der UdSSR und China. Vietnam weist dies zurück.
# 23. Januar 1978: Eine Delegation aus dänischen, schwedischen und finnischen Beobachtern besucht Kambodscha für zwei Wochen und berichtet, dass Phnom Penh eine Geisterstadt sei.
# 2. Februar 1978: Nach viertägigen Verhandlungen etablieren Thailand und Kambodscha wieder diplomatische Beziehungen.
# 5. Februar 1978: Vietnam bietet Kambodscha einen Waffenstillstand an.
# 8. Februar 1978: Kambodscha lehnt das vietnamesische Angebot für einen Waffenstillstand ab und startet neue Angriffe auf Vietnam.
# 21. Februar 1978: Vietnam beschuldigt die Volksrepublik China, Kambodscha mit Waffen zu versorgen und Verhandlungen mit Vietnam abzulehnen.
# 14. März 1978: Kambodscha besetzt vietnamesisches Gebiet.
# 19. April 1978: Der ehemalige kambodschanische Informationsminister Chang Song erklärt in einer Pressekonferenz in Washington, dass etwa eine Million Kambodschaner durch die Roten Khmer seit der Machtübernahme ermordet worden seien und weitere 1,5 Millionen in dieser Zeit an Hunger und Krankheiten gestorben seien.
# 21. April 1978: US-Präsident Jimmy Carter erklärt auf einer Pressekonferenz, dass keine Regierung schlimmer gegen die Menschenrechte verstieße als die Roten Khmer.
# 22. April 1978: Vietnam beginnt mit der Ausbildung der ersten kambodschanische Widerstandsbrigade, bestehend aus kambodschanischen Flüchtlingen.
# 24. Mai 1978: Pol Pot beschuldigt die politischen Führer der östlichen Provinzen der Sabotage und Unfähigkeit im Widerstand gegen Vietnam und ordnet deren Ermordung an.
# 6. Juni 1978: Vietnam bietet den Roten Khmer einen Waffenstillstand an. Die Roten Khmer lehnen dies ab und führen weitere Angriffe auf vietnamesische Dörfer und Städte an der Grenze durch.
# 3. Juli 1978: Die Roten Khmer erklären, dass sie zehntausende Vietnamesen getötet oder verwundet hätten.
# 17. Juli 1978: Bei einem Besuch in Thailand streitet der stellvertretende kambodschanische Premierminister Ieng Sary jede Form von Massenermordungen in Kambodscha ab.
# 1. August 1978: Die USA erklären, dass Vietnam umfangreiche Luftangriffe gegen Kambodscha durchführe.
# 8. August 1978: Nach weiteren politischen Säuberungsaktionen in den westlichen Provinzen Kambodschas flüchten zahlreiche ehemalige Rote Khmer nach Thailand.
# 21. September 1978: Der in den USA im Exil lebende ehemalige Staatschef von Kambodscha, General Lon Nol, erklärt in einer Pressekonferenz, dass seit der Machtübernahme durch die Roten Khmer etwa drei Millionen Kambodschaner getötet worden seien.
# 2. Dezember 1978: In Hanoi wird die Gründung der Vereinigten Bewegung zur Befreiung Kambodschas (KUFNS) bekannt gegeben. Ziel der Bewegung ist die Absetzung der Roten Khmer.
# 11. Dezember 1978: Vietnamesische Truppen stoßen weiter in den Süden Kambodschas vor.
# 25. Dezember 1978: Vietnamesische Truppen starten offiziell die Invasion Kambodschas. Über 100.000 vietnamesische Soldaten und 20.000 Exilkambodschaner marschieren nach Kambodscha ein.
# 2. Januar 1979: Die Roten Khmer appellieren an die UNO, die vietnamesische Invasion zu verurteilen und bitten die Staatengemeinschaft um Hilfe, um gegen die aus ihrer Sicht durch die UdSSR unterstützte Invasion vorzugehen.
# 5. Januar 1979: Die Volksrepublik China erklärt, dass sie die Roten Khmer im Kampf gegen die vietnamesische Invasion nicht unterstützen werde.
# 7. Januar 1979: Die vietnamesischen Truppen marschieren im menschenleeren Phnom Penh ein und beenden die Diktatur der Roten Khmer. Die Führung der Roten Khmer flüchtet in die kambodschanischen Grenzgebiete zu Thailand und beginnt von dort einen Guerillakrieg gegen die vietnamesische Besatzung.
Bedingt durch die absolute Kontrolle aller Nachrichtenverbindungen durch die Roten Khmer, wussten die meisten Kambodschaner weder etwas über den Krieg mit Vietnam noch über die Invasion der vietnamesischen Armee in Kambodscha. In manchen Dörfern verschwanden die Roten Khmer einfach über Nacht und ließen die Dorfbewohner unwissend zurück, andere Dörfer verwandelten sich ohne Vorwarnung in Schlachtfelder zwischen der vietnamesischen Armee und flüchtenden Roten Khmer, wobei die Roten Khmer zahlreiche Kambodschaner als „lebende Schutzschilde“ und „Arbeitssklaven“ in die schwer zugänglichen Bergregionen an der Grenze zu Thailand verschleppten.
Die Misswirtschaft der Roten Khmer im Reisanbau, gezielte Zerstörung der verbleibenden Reisvorräte durch die Roten Khmer, Reis-Beschlagnahmen durch die vietnamesische Armee, aber auch die einfache Flucht der Feldarbeiter aus den ehemaligen Kollektiven zu ihren Heimatdörfern führte zu einer landesweiten Hungersnot, die im Oktober und November 1979 zum Tode von etwa 200.000 Kambodschanern führte.
Die Bilder der über die Grenze nach Thailand flüchtenden Kambodschaner, die kaum mehr als lebende Skelette waren, lösten eine weltweite Welle der Hilfsbereitschaft aus. Auf massiven Druck der USA öffnete Thailand schließlich seine Grenzen für die Flüchtlinge und gestattete den Aufbau von Flüchtlingslagern, die von der UNO, dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen versorgt wurden. Zwischen 1979 und 1992 flüchten etwa 300.000 kambodschanische Flüchtlinge in Camps an der thailändischen Grenze. Weitere 350.000 leben außerhalb von Flüchtlingscamps in Thailand und etwa 100.000 flüchten nach Vietnam. Die Camps in Thailand werden extern durch das thailändische Militär bewacht und intern zu einem Großteil durch die Roten Khmer kontrolliert. Etwa 250.000 Kambodschaner aus diesen Camps fanden im Laufe der Jahre Aufnahme in Europa und den USA (206.052, davon alleine 84.559 in Kalifornien), die anderen wurden 1992 nach der Besetzung Kambodschas durch die UNO wieder zurückgesiedelt.
Aber nicht nur die Knappheit an Lebensmitteln traf Kambodscha. Phnom Penh füllte sich rasch wieder mit Menschen, nachdem die befreiten, überlebenden Kambodschaner auf der Suche nach ihren Familien wieder zurück an ihre Heimatorte zogen. Dort zeigten sich die Auswirkungen des Terrorregimes. Die meisten erwachsenen Männer waren tot. Im Durchschnitt überlebte pro drei Frauen nur ein Mann und schon bald entwickelte sich in Phnom Penh ein „Männermarkt“, auf dem Männer durch ihre Familien zeitweise vermietet oder zum Überleben gänzlich verkauft werden mussten. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte es sich temporär zur Normalität, dass mehrere Frauen sich einen Mann als Ehemann teilten, ohne dabei innerhalb der beiden Familien zusammenzuleben.
Vietnam setzte nach seinem Einmarsch in Kambodscha und der Vertreibung des Regimes der Roten Khmer eine provisorische Übergangsregierung aus Exilkambodschanern ein. Diese bestanden zu einem großen Teil aus ehemaligen Roten Khmer, die während der politischen Säuberungen der Roten Khmer in Kambodscha nach Vietnam geflüchtet waren. Chef dieser Regierung (Revolutionärer Volksrat) war Heng Samrin. Parallel dazu stationierte Vietnam rund 225.000 Soldaten in Kambodscha und besetzte alle wichtigen Positionen durch Vietnamesen.
Rund 30.000 Rote Khmer flohen in das Umland, vor allem in die unwegsamen Dschungelgebiete an der Grenze zu Thailand. In einem Blitzkrieg stießen vietnamesische Elitetruppen der 5. Division bis zur thailändischen Grenze vor. Die Vertreibung der Roten Khmer und die Besetzung Kambodschas durch Vietnam wurde seitens der USA, der Volksrepublik China und der pro-westlichen ASEAN-Staaten als Versuch einer vietnamesischen Expansion mit sowjetischer Unterstützung in Asien betrachtet. Auf Druck dieser Staaten erkannte die UNO die neue kambodschanische Regierung nicht an, vergab den kambodschanischen Sitz in der UNO an die Roten Khmer und forderte den sofortigen Abzug aller vietnamesischen Truppen aus Kambodscha. Die Besetzung Kambodschas durch Vietnam wurde seitens der UNO bis 1988 offiziell als einziges Problem Kambodschas betrachtet, während die Bedrohung des kambodschanischen Volkes durch die Roten Khmer nicht in den Konflikt des kalten Krieges passte und daher aus politischen Gründen ignoriert wurde.
Obwohl die Vertreibung der Roten Khmer durch die vietnamesische Armee für viele Kambodschaner eine Erlösung und die Rettung vor dem sicheren Tode war, war das Land weit entfernt von der Rückkehr in die Weltgemeinschaft, da es wieder einmal zum Spielball der Supermächte wurde. Ein absurder Stellvertreterkrieg begann. Die Sowjetunion hatte im November 1978 einen Freundschafts- und Beistandspakt mit Vietnam geschlossen und war Hauptwaffenlieferant Vietnams. China leitete nach der vietnamesischen Invasion eine Strafaktion ein, bei der chinesische Truppen die vietnamesische Grenze überschritten. Die USA waren lachende Dritte und begannen schließlich sogar, Pol Pot mit Waffenlieferungen in seinem Kampf gegen die kambodschanische Regierung zu unterstützen. Menschenrechtsüberlegungen gegen den Terror von Pol Pot spielten auf allen Seiten keine Rolle.
Das Wirtschaftsembargo der westlichen Welt gegenüber Vietnam wurde daher auf Druck der USA auch auf Kambodscha übertragen und die geflüchteten Roten Khmer als nicht-kommunistische Widerstandsgruppe und legitime Regierung Kambodschas deklariert. Die Haltung der USA und der UNO und die völlige Ignoranz gegenüber den Verbrechen der Roten Khmer in und außerhalb Kambodschas verbitterte die Vietnamesen und die neue kambodschanische Regierung. Dies führte wiederum zu einem tiefen Misstrauen gegenüber allen westlichen Organisation und einer Blockade gegenüber allen Hilfslieferungen durch den Westen in das Landesinnere. So wurde die westliche Hilfe weitgehend an die durch die Roten Khmer kontrollierten Flüchtlingslager an der thailändischen Grenze oder in den Stützpunkten der Roten Khmer in der grenznahen Bergregion Kambodschas verteilt. Wie schon in der Zeit zwischen 1970 und 1975 standen viele Kambodschaner vor der Wahl, zu verhungern oder sich als Arbeitssklaven in die von den Roten Khmer kontrollierten Gebiete zu begeben.
Trotz der Haltung der UNO kamen jedoch mehr und mehr Berichte über den Völkermord der Roten Khmer an die Weltöffentlichkeit und machten eine weitere Unterstützung der Roten Khmer durch die USA unmöglich. Als politische Lösung gründete Prinz Sihanouk auf Druck der USA, der Volksrepublik China und der ASEAN-Staaten 1982 gemeinsam mit den Roten Khmer und einer weiteren kambodschanischen Exilgruppe eine gemeinsame Befreiungsfront. Prinz Sihanouk ersetzte dabei den Führer der Roten Khmer, Pol Pot, als Exil-Präsident Kambodschas. Damit traten die Roten Khmer in der Hintergrund und die Weltöffentlichkeit konnte sich weiterhin auf die Besetzung Kambodschas durch Vietnam konzentrieren. Während Prinz Sihanouk mit der Unterstützung der USA und der Volksrepublik China das politische Gesicht der Exilregierung einnimmt, erhalten die Roten Khmer umfangreiche Waffenlieferungen aus China, die zum Teil durch die USA finanziert wurden und bilden die bewaffnete Front.
In den folgenden zehn Jahren kommt es jedes Jahr während der Regenzeit zu Angriffen der Roten Khmer auf die vietnamesische Armee, während die vietnamesische Armee in der Trockenzeit ihre jährliche Offensive startet. Da die Roten Khmer ihre Stützpunkte in den Flüchtlingslagern ansiedeln, werden diese Lager dabei immer wieder angegriffen bzw. durch Kämpfe zerstört. Jeder dieser Kämpfe treibt weitere kambodschanische Flüchtlinge in die Flüchtlingslager nach Thailand.
1984 rückt Kambodscha mit dem Film „The Killing Fields“, benannt nach den Killing Fields, auf denen die Massenmorde stattfanden, erneut in das Licht der Weltöffentlichkeit. Der Film zeigt am Beispiel des kambodschanischen Journalisten Dith Pran das Terrorregime der Roten Khmer und wird international ein Kassenschlager. Die Hauptrolle wird von dem kambodschanischen Arzt Dr. Haing S. Ngor gespielt, der selber als einziger seiner Familie das Terrorregime der Roten Khmer trotz mehrfacher Folter im Gefängnis überlebte und für seine Rolle mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Die Roten Khmer wurden daraufhin in der Weltöffentlichkeit mit den Nazis gleichgesetzt und der Begriff „Killing Fields“ Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Trotzdem ändert sich nichts am Verhalten der UNO und des Westens in Bezug auf die weitere Unterstützung und Anerkennung der Roten Khmer als Teil der Exilregierung und UNO-Vertreter Kambodschas, und der Fokus der Politik bleibt auf der Besetzung durch Vietnam behaftet. Vorschläge Australiens zur Errichtung eines internationalen Gerichtshofes zur Untersuchung der Verbrechen der Roten Khmer werden auf Druck der USA blockiert, da dies die kambodschanische Exilregierung und deren Unterstützung durch die USA und die Volksrepublik China angreifbar gemacht hätte. Seitens der USA spielte hier neben dem generellen Konflikt mit der UdSSR vor allen Dingen auch die Frage des ungeklärten Schicksals amerikanischer Soldaten in Vietnam eine Rolle und verhinderte eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Vietnam, in deren Verlauf auch eine pragmatischere Haltung zur Kambodscha-Problematik möglich gewesen wäre.
Der erste Durchbruch zur Lösung des Kambodscha-Problems erfolgte auf Initiative der UdSSR. Michael Gorbatschows Ziel, die Beziehungen mit der Volksrepublik China und den USA zu normalisieren, führten zu Gesprächen zwischen der UdSSR, Vietnam und der Volksrepublik China in Bezug auf Kambodscha und zur vietnamesischen Zusage, bis 1990 alle Truppen aus Kambodscha abzuziehen.
Durch das persönliche Engagement und die intensive Zusammenarbeit des russischen Diplomaten Igor Rogachew und des französischen Diplomaten Claude Martin, die beide Teile ihres Lebens im Vorkriegs-Kambodscha verbracht hatten, wurden erstmals direkte Gespräche zwischen Prinz Sihanouk als Präsidenten der kambodschanischen Exilregierung und Hun Sen als kambodschanischer Premierminister im Dezember 1987 initiiert. Weitere Gespräche zwischen den beiden Politikern folgten unter weiterer Vermittlung der beiden Diplomaten.
Im Juni 1988 trat Prinz Sihanouk vom Amt des Präsidenten der Exilregierung zurück und beendete damit die Koalition mit den Roten Khmer. Vietnam zog parallel dazu die Hälfte seiner Truppen aus Kambodscha ab. Mit der zunehmenden Lösung der vietnamesischen Besatzung erhielt die Bedrohung durch eine mögliche weitere Machtübernahme der Roten Khmer einen neuen Stellenwert. Erstmals änderte die UNO ihre Haltung und verlangte neben dem Abzug der vietnamesischen Truppen auch einen Plan zur Verhinderung einer neuen Machtübernahme durch die Roten Khmer. Der kambodschanische Sitz in der UNO wurde Prinz Sihanouk zugesprochen, und auch die Volksrepublik China verkündete nach Gesprächen mit dem sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse, dass sie jegliche Hilfe für die Roten Khmer nach Abzug der vietnamesischen Truppen einstellt.
Angezogen durch die wirtschaftlichen Potentiale änderte auch Thailand seine Haltung unter einem neuen Premierminister und baute einerseits intensive diplomatische Verbindungen mit der kambodschanische Regierung auf und begann andererseits, auf die USA hinsichtlich einer politischen Lösung des Kambodscha-Problems einzuwirken.
Die Bemühungen Frankreichs und der UdSSR trugen Früchte, und im Juli 1989 einigten sich die Außenminister der USA, der UdSSR und der Volksrepublik China darauf, dass die Roten Khmer keine Machtposition in einer neuen kambodschanischen Regierung erhalten dürften. Im September 1989 zog Vietnam schließlich alle Truppen aus Kambodscha ab. Nach Aussagen Vietnams waren während der Besetzung Kambodschas 55.300 vietnamesische Soldaten bei den Kämpfen mit den Roten Khmer gefallen.
Die Rückkehr der Khmer Rouge, dank dem Versagen der UNO & blinden Antikommunismus der USA
Der Abzug der vietnamesischen Truppen, der zunehmende Druck durch die thailändische Armee und die Aussicht auf eine schlecht ausgerüstete kambodschanische Armee führte zu einem Rückzug der Roten Khmer auf kambodschanisches Gebiet. Innerhalb kurzer Zeit nahmen die Roten Khmer die Provinzhauptstädte Pailin und Battambang ein. Während Pailin eines der bedeutendsten Edelsteinabbaugebiete Asiens darstellt, ist Battambang die Reiskammer Kambodschas. Immer wieder griffen die Roten Khmer andere Landesteile Kambodschas an und verschleppten Kambodschaner als Arbeitssklaven in die von ihnen kontrollierten Gebiete. Mit Hilfe korrupter thailändischer Militärs entwickelte sich rasch ein lukrativer Handel mit Reis und Edelsteinen aus den von den Roten Khmer besetzten Gebieten gegen Waffen aus Thailand.