[Links nur für registrierte Nutzer] Migration Deutschland wird zum Taktgeber für die globale Völkerwanderung Stand: 15:05 Uhr | Lesedauer: 5 Minuten
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2016 sind etwa eine Million Menschen in die Bundesrepublik eingewandert. Damit zieht Deutschland gleich mit den USA. Der Studie zufolge kamen 40 Prozent im Zuge der Familienzusammenführung.
Quelle: WELT
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Deutschland ist inzwischen das wichtigste Zuwanderungsland, erklärt die OECD. Keine andere Nation habe mehr Einfluss auf die weltweiten Migrantenströme. Die Zahlen zeigen auch, dass Asylbewerber nicht die größte Einwanderergruppe sind.
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Kaum ein Thema hat sich in Deutschland zu einem solchen Streitfeld entwickelt wie die Migration. In gewisser Weise ist es kein Wunder, dass Fragen rund um die Einwanderung die Menschen umtreiben, denn tatsächlich ist die Bundesrepublik in den vergangenen Jahren weltweit zu einem Hauptziel für Migranten geworden, in einem Maße, wie es noch vor Jahren unvorstellbar schien. Die Neudefinition Deutschlands als Einwanderungsland traf viele unvorbereitet, wie aus heiterem Himmel.
Inzwischen stellt das Land im Herzen Europas klassische
[Links nur für registrierte Nutzer] wie Kanada oder Australien in den Schatten. Als Ziel für Migranten ist Deutschland inzwischen sogar beinahe auf Augenhöhe mit den USA. Das belegt jetzt ein umfassender Report der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Schon im Jahr 2016 erreichte der permanente Zuzug nach Deutschland ein ähnliches Niveau wie der Zustrom nach Amerika, und der Trend setzt sich bis heute fort.
„Es ist überhaupt das erste Mal, dass wir für ein anderes Land als die USA eine Zahl dauerhafter Zuwanderung oberhalb der Millionengrenze beobachten“, umschreibt Thomas Liebig, Migrationsforscher bei der OECD, den historischen Umschwung.
Die höchste jemals gemessene Zuwanderung Im Jahr 2016 lag die Zahl der in der Bundesrepublik bleibenden Migranten bei 1,05 Millionen und damit nur knapp unterhalb den 1,2 Millionen permanenten Einwanderern, die sich in den Vereinigten Staaten niederließen – bei viermal so großer Gesamtbevölkerung.
Quelle: Infografik WELT
Und schon jetzt steht fest, auch wenn noch nicht alle Daten abschließend ausgewertet sind: Von allen Industrieländern war Deutschland auch im Jahr 2017 hinter Amerika Destination Nummer eins. Der Trend ist also ungebrochen, auch wenn die Wanderungsbewegung in absoluten Zahlen etwas abgeebbt hat. Die neue Völkerwanderung fordert nicht nur die materielle Infrastruktur, sondern ruft auch nach neuen Konzepten für die Integration.
Zwar rechnet die OECD für 2017 gemäß vorläufigen Zahlen mit einen Rückgang des Zuzugs auf rund 870.000 Personen. Doch wird damit 2017 für
[Links nur für registrierte Nutzer] das Jahr mit der zweithöchsten jemals gemessenen permanenten Einwanderung sein. „Die Bundesrepublik ist klar der Motor des Migrationsgeschehens innerhalb von Europa und auch innerhalb der gesamten OECD“, erklärt Liebig. Zwei Drittel des OECD-weiten Anstiegs in der Migration von 2015 auf 2016 seien auf Deutschland zurückzuführen und ebenso die Hälfte des Rückgangs von 2016 auf 2017.
Um die deutschen Zahlen in Relation zu setzen, lohnt sich ein Vergleich mit Ländern, die eine langjährige Tradition der Einwanderung haben: Im Jahr 2017 öffnete Kanada weniger als 300.000 Menschen die Türen, Australien akzeptierte – mit strengem Einwanderungsrecht – 224.000 Einwanderer, und auch der Zuzug nach Großbritannien lag nur knapp über einer halben Million. Lässt man das Vereinigte Königreich außen vor, hatte Deutschland vergangenes Jahr eine fast fünfmal so große Zuwanderung wie Frankreich, das zweitwichtigste Ziel in der Europäischen Union (EU).
Dabei sind die Asylbewerber keineswegs die einzige Gruppe von Menschen, die in Europas größte Volkswirtschaft strömen. Abgesehen von den Flüchtlingen sind es vor allem Bürger aus der EU selbst, die die Personenfreizügigkeit nutzen, um sich in Deutschland anzusiedeln. Diese Wanderungsbewegung wiederum gäbe es wohl nicht in dem Ausmaß, hätte sich der deutsche Arbeitsmarkt nicht zu einem Jobmagneten auf dem Kontinent entwickelt. Dieses Jahr könnte die Zahl der Erwerbstätigen hierzulande einen historischen Spitzenwert von 45 Millionen erreichen, in manchen Berufen stellen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft bereits ein Fünftel aller Beschäftigten. Besonders viele Arbeitsmigranten kamen in den letzten Jahren aus Rumänien, Polen und Bulgarien.
„Selbst im Jahr 2016, als sich die Asylkrise erstmals kräftig in unseren Zahlen niederschlug, war die Zuwanderung aus der EU insgesamt bedeutender als die Zuwanderung aus dem Asylsystem“, sagt Migrationsforscher Liebig. Und ergänzt, dass die Zahl der Asylanträge in den OECD-Ländern im Jahr 2017 um ein Viertel niedriger war als im Vorjahr. In den EU-Staaten habe sich die Zahl sogar halbiert, getrieben vor allem durch den Rückgang in Deutschland. Die Organisation zählt die Flüchtlinge allerdings nur als dauerhafte Zuwanderer, wenn sie Aussicht auf einen mehrjährigen Aufenthalt haben.
Generell bilden die OECD-Zahlen nur die permanente Migration ab. Im Falle der innereuropäischen Wanderungsbewegung erfassen die Forscher in Paris zum Beispiel nur diejenigen Menschen, die mindestens ein Jahr bleiben. Auch Studenten werden nicht als Migranten erfasst.
Robuste Arbeitsmarktlage Nach den vorläufigen Zahlen sind im Jahr 2017 unter dem Strich insgesamt etwas mehr als fünf Millionen Migranten in die 35 Industrieländer gekommen. Das entspricht einem leichten Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr und ist das erste Minus überhaupt seit 2011.
Kanzlerin fordert EU-Solidarität mit deutschen Migrationsproblemen
Angela Merkel hat beim Treffen im Kanzleramt mit dem italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte Italien Solidarität bei der Bewältigung der Flüchtlingsprobleme zugesagt.
Quelle: Reuters
Statistisch gesehen, rührt der Rückgang vorwiegend daher, dass die Zahl der anerkannten Flüchtlinge in Deutschland 2017 geringer ausfiel als 2016. Nach der Zählung der OECD haben die USA Deutschland letztes Jahr als das Industrieland mit den meisten Asylanträgen abgelöst. Amerika habe mit fast 330.000 neuen Anträgen deutlich mehr Flüchtlinge registriert als die Bundesrepublik mit etwa 198.000 Asylanträgen, heißt es im „International Migration Outlook 2018“.
Quelle: Infografik WELT
Mit Blick auf die Asylbewerber haben die Forscher der Organisation eine positive Botschaft: „Insgesamt ist die Arbeitsmarktlage für Zuwanderer trotz Asylkrise und einem erheblichen Anteil an niedrigqualifizierten Zuwanderern erstaunlich robust“, heißt es in dem 411-seitigen Report. Deutschland liege mit einer Beschäftigungsquote der Zugewanderten von 68 Prozent in der Spitzengruppe. Damit sei die Quote fast zwölf Prozentpunkte höher als in Frankreich.
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