Mats Hummels spricht offen über Schwule im Fußball Veröffentlicht am 05.06.2017 | Lesedauer: 4 Minuten
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Mats Hummels war in der Talkshow von Jan Böhmermann zu Gast
Quelle: ZDF/Screenshot Die Welt
Mats Hummels ist bekannt als eloquenter Mann. Der Weltmeister plauderte bei Böhmermann jetzt über Homosexualität im Fußball und eine mögliche Rückkehr zum BVB. Und er verrät, was er von Charlie Sheen gelernt hat.
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Ein schelmisches Grinsen huschte Mats Hummels übers Gesicht. Wie es denn möglich sei, dass er vom FC Bayern überhaupt eine Freigabe für diesen TV-Auftritt erhalten hätte, wollte Jan Böhmermann von ihm wissen. „Ich habe gar nicht nachgefragt“, verriet Hummels, das sei schließlich immer das Beste: „Ich habe das mal bei ‚Two and a Half Men‘ von Charlie Sheen gelernt: Du sollst lieber um Verzeihung bitten als um Erlaubnis.“
Möglich, dass sie sich beim
[Links nur für registrierte Nutzer] den Auftritt ihres Nationalspielers bei ZDFneo noch einmal anschauen werden. Am Sonntag war Hummels zu Gast bei „Schulz & Böhmermann“, der Talkshow von Musiker Olli Schulz und Moderator Jan Böhmermann. Unterm Scheinwerferlicht am Tisch, an dem geraucht und getrunken wurde, saßen zudem Gagautor Micky Beisenherz, Schauspielerin Birgit Minichmayr und Tim Wolff, der Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“.
Schon diese Gästeauswahl ließ erahnen, dass mal wieder jene Zuschauer enttäuscht wurden, die in der einstündigen Show einen roten Faden suchten. Es gab keine große Frage, zumindest war diese nicht erkennbar, um die sich das Gespräch drehen sollte. Anarchie und Chaos gehören schließlich zum Konzept der Show. Mal ging es um Satire und Humor in Deutschland, mal um Terror und den BVB-Anschlag, mal um Helene Fischer und den Kommerzfußball. Es passte ins Bild, dass nach einer halben Stunde plötzlich ein Zuschauer aus dem Publikum aufstand und sich zum Diskutieren mit an den Tisch setzte.
„Du wirst erst schwul, wenn du aufhörst“ Und
[Links nur für registrierte Nutzer]? Der machte einen tiefenentspannten Eindruck. Offen sprach der 28-Jährige, weißes Shirt und blaue Strickjacke, auch über Themen, die viele seiner Kollegen gerne meiden. „Titanic“-Chef Wolff merkte ironisch an, dass der Fußball einer der wenigen Bereiche in unserer Kultur sei, in dem es keinen Homosexuellen gebe.
Böhmermann erinnerte an Ex-Profi Thomas Hitzlsperger, der sich nach seiner Karriere geoutet hatte: „Aber der ist erst schwul geworden, als er aus dem Fußball raus ist. Das ist diese heterosexuelle Magie des Fußballs. Wenn der Mannschaftsarzt die Heteropillen wegschließt …“, witzelte der Moderator. Daraufhin alberte Hummels: „Du wirst erst schwul, wenn du aufhörst, 20 Jahre lang mit Männern zu duschen.“
Warum Homosexualität im Fußball denn so ein Tabuthema sei, wollte Schulz schließlich wissen. Hummels: „Ich glaube, dass einfach nur einer den Anfang machen muss. Aber ein wirklich großer Spieler.“ Ob er hier einen Kollegen outen dürfte, fragte der ehemalige BVB-Star mit einem Lachen.
[Links nur für registrierte Nutzer] grinste und drückte den Mute-Knopf in der Tischmitte. Alles, was Hummels anschließend sagte, war für die Zuschauer nicht zu hören.
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Dann ging es um die Diskussionen um das DFB-Pokalfinale vor einer Woche. Böhmermann fragte provokant, wie Hummels das als Spieler des FC Bayern sehe, dass Helene Fischer versucht hätte, den Fußball durch Kommerz kaputt zu machen. Der Innenverteidiger blieb ernst und übte Kritik: „Ich finde es einfach viel zu viel alles. Aber schon seit ein paar Jahren.“
Wenn ihm alles zu viel sei, könnte er ihm ja ein bisschen was aufs PayPal-Konto überweisen, witzelte Böhmermann. „Ich hab ’ne Tasche mit Bargeld mitgenommen“, sagte Hummels schlagfertig, „da geb ich euch nachher was.“
Hummels spricht über mögliche BVB-Rückkehr Auch für die Ansetzung des Champions-League-Viertelfinals einen Tag nach dem Anschlag auf den BVB-Bus fand Hummels deutliche Worte. „Ich hätte es nicht gespielt, hätte es nicht angesetzt“, sagte der Innenverteidiger. Es sei eben die Frage, ob die Uefa eine Verschiebung überhaupt toleriert hätte. „Ich glaube schon, dass da leider zu viele Interessen mitspielen, die höher eingestuft werden als das, was die gefühlt haben, die dort im Bus saßen.“
Mats Hummels feiert die Meisterschaft mit Frau Cathy
Quelle: AP/Bongarts/Getty Images Pool
Apropos
[Links nur für registrierte Nutzer]: Auf die Frage von Schulz, ob sich Hummels eine Rückkehr zur Borussia vorstellen könnte, sagte Hummels: „Theoretisch klar. Auch wenn ich das nicht hätte sagen sollen, aber ja.“ Es war genau diese Ehrlichkeit, die Hummels Auftritt so authentisch machte. Man hatte tatsächlich das Gefühl, dass da ein Fußballer in einer deutschen Talkshow saß, der von keinem PR-Berater indoktriniert wurde, sondern einfach nur entspannt plaudern wollte. Zum Teil sogar über Themen, deren Antworten auf keinen Bierdeckel passen.
Schulz, der sich in seiner monologisierenden Moderation wie so oft zwischen Genie und Wahnsinn bewegte, klang bei der Abmoderation nach der Sendung fast wie ein Fan an der Säbener Straße: „
[Links nur für registrierte Nutzer]“, sagte Schulz, „war der coolste Fußballer, den ich je kennengelernt habe.“