Exportstopp für seltene Erden?
Trump muss Chinas Rohstoff-Keule fürchten
Die Führung in Peking droht den USA im Handelskrieg mit einer neuen Waffe - der Verknappung seltener Erden. Wie hart könnte China die Amerikaner damit treffen?
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China geht im Handelskrieg mit den USA zunehmend in die Offensive. Viele Monate lang beschränkte sich Peking darauf, die von US-Präsident Donald Trump verhängten Sonderzölle seinerseits mit eigenen Zöllen zu kontern. Der entscheidende Nachteil: Das geht nicht in gleichem Ausmaß - weil China eben viel mehr Waren in die USA exportiert als von dort einführt.
Nun droht China unverhohlen mit der "Rohstoff-Keule", wie es das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) nennt - konkret damit, die sogenannten seltenen Erden zu verknappen. "Sagt hinterher nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt", hieß es diese Woche in der "Volkszeitung" der Kommunistischen Partei in Richtung Washington.
Die Drohung ist allein deshalb ernst zu nehmen, weil China sie in anderen Konflikten bereits umgesetzt hat: Im Streit um die Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer stoppte die Führung in Peking im Jahr 2010 die Lieferung seltener Erden nach Japan, das schon nach wenigen Tagen schmerzhafte Zugeständnisse an China machen musste.
Doch wie hart könnte China die USA wirklich treffen? Und welches Risiko geht Peking ein?
Theoretisch ist das Potenzial der Rohstoff-Keule enorm hoch - wenn es Peking gelingen würde, die USA komplett von der Versorgung mit seltenen Erden abzuschneiden. Deren Name ist mehrfach missverständlich: Es handelt sich um 17 Metalle mit Namen wie Neodym, Lanthan oder Cer - und sie sind nicht wirklich selten. So gibt es etwa auch in Sachsen Vorkommen, die abgebaut werden könnten.
Unentbehrlicher Rohstoff - und China beherrscht den Markt
Allerdings ist die Gewinnung dieser Metalle extrem aufwendig und umweltschädlich: Für jede Lagerstätte muss eine eigene Aufbereitungsanlage gebaut werden, in der die Metalle mittels Säurelösungen aus dem Erz gewaschen werden - und die sich auch jeweils nur für die Erze dieser einen Lagerstätte eignet. Die Erschließung und der Bau einer solchen Anlage kosten "mindestens eine Milliarde Dollar", sagt Harald Elsner, Wirtschaftsgeologe bei der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe (BGR).
Benötigt werden die Metalle für Hunderte, wenn nicht Tausende verschiedener elektronischer Produkte, die aus dem modernen Alltag nicht wegzudenken sind - ob in High-End-Smartphones oder in Autokatalysatoren, sagt BGR-Experte Elsner. Ebenso unersetzlich sind sie für Windkraftanlagen oder Erdöl-Raffinerien: Würden seltene Erden knapp, müsste die Benzinproduktion drastisch gedrosselt werden. Mehr als 18.500 Tonnen an seltenen Erdmetallen oder -verbindungen importierten die USA im vergangenen Jahr, rund drei Viertel davon aus China.
Die Volksrepublik hat global gesehen eine marktbeherrschende Stellung. 80 Prozent der weltweiten Produktion findet laut Elsner in China statt, wenn man die offiziellen Produktionsquoten zugrunde legt. In Wirklichkeit dürften es aber eher 90 Prozent sein, da es ein offenes Geheimnis sei, dass viele chinesische Betriebe mehr produzieren als offiziell erlaubt.
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