Es ist wie mit Allem. Wenn man nicht betroffen ist, hat man leicht reden...
Die einen pauschalisieren jeglichen Alkohol trinkenden, Drogensüchtigen und dicken Menschen als "krank".
Die anderen pauschalisieren jeglichen Alkohol trinkenden, Drogensüchtigen und dicken Menschen als "willensschwach und nicht krank".
Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte, sondern die Wahrheit liegt im Ausmaß. Man sollte keines davon relativieren, man sollte sich aber dieser pauschalen Aussagen endlich einmal fernhalten. Klar, sie sind viel bequemer als sich differenzierter damit auseinander zu setzen.
Nur so als Anstoß:
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4-12% der Frauen haben PCO-Syndrom. Das äußert sich in vielerlei Hinsicht. Man kann durch Übergewicht eher zu PCO-Syndrom neigen. Man kann es aber auch schon vorher gehabt haben und DURCH PCO-Syndrom Übergewicht bekommen haben. Das geht in die Fettsucht über.
Also genetisch weitervererbt.Dies erklärt auch die familiäre Häufung der Erkrankung, da sich über diesen Mechanismus die Erkrankung selbst unterhält und auf die jeweils nächste Generation überträgt.
Das Problem mit dem PCO ist, dass die Krankheit zum Hyperinsulinämie neigt. Das bedeutet:
Weiterhin ist PCO meist mit der Insulinresistenz gekoppelt.Eine Hyperinsulinämie kann in jedem Alter entweder zeitweilig oder anhaltend auftreten (Hyperinsulinismus) und verursacht Hypoglykämie mit Schweißausbrüchen, schnellem Herzschlag, Kreislaufschwäche, Panikattacken. Werden die Symptome nicht rechtzeitig erkannt und ohne Gegenregulation durch die Zufuhr von kurzfristig verwertbaren Kohlenhydraten, kann es zu schweren Unterzuckerungen bis hin zu Bewusstseinsverlust und schließlich dem Tod führen.
Eine Insulinresistenz findet sich fast immer bei stark übergewichtigen (adipösen) Frauen, so dass diese eine besondere PCOS-Disposition aufweisen. Es wird geschätzt, dass mehr als 50 Prozent der PCOS-Patientinnen übergewichtig sind. In der Pubertät ist die Adipositas die wohl häufigste Ursache für die Entwicklung des PCOS. Für schlanke Frauen ohne Insulinresistenz gibt es bisher keine Ursachenforschung oder Erklärung. Neueste Forschungen aus Israel haben jedoch ergeben, dass schlanke Frauen mit PCO-Syndrom ohne Insulinresistenz eine Verbesserung ihrer hormonellen Situation erfahren, wenn sie den größten Teil ihrer Lebensmittel vormittags zu sich nehmen.Als Ursache gilt eine andauernde kohlenhydratreiche Ernährung und der stetige Überkonsum von Zucker, was zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut führt, welcher das Risiko von Übergewicht und Fettleibigkeit erhöht und auf Dauer in der Zuckerkrankheit resultiert.Weiterhin:Die Kombination aus familiärer Disposition (sowohl für Adipositas, für Diabetes mellitus Typ 2 wie auch für die herabgesetzte Insulinempfindlichkeit) und ein Überangebot an Kohlenhydraten aus der Nahrung führt zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel...
Nun möchte ich das einmal zusammenfassen:Dieses häufige Überangebot an Glukose im Blut nach Nahrungsaufnahme von Kohlenhydraten und Zucker charakterisiert die Insulinresistenz. Als Reaktion kommt es zu einer gesteigerten Insulinausschüttung mit Übergewicht. Dies führt zu einer Herabregulationder Insulinrezeptoren an den Zellen, die Resistenz nimmt weiter zu. Das Insulin als Fett aufbauender (adipogener) Faktor steigert die Fettspeicherung (Adipositas) um Glukose aus dem Blut bekommen, der Mensch nimmt weiter an Gewicht zu, weil die Nahrungsaufnahme von Zucker und Kohlenhydraten als Primärursache nicht vermindert wird. Die Insulinresistenz kann durch Kohlenhydratminimierung (low carb), ketogene Ernährung oder auch durch Fasten gesunden.
Das PCO Syndrom ist zum Teil eine genetische Erkrankung. Über 50% der Frauen mit PCO-Syndrom sind übergewichtig. Der Hormonhaushalt ist im gesamten Körper gestört. Übergewicht kann zum PCO-Syndrom führen. Die Hyperinsulinämie führt dazu, dass der Körper versucht regulierend einzuwirken auf den zu niedrigen Glykosegehalt im Körper. Die Folge: Es geht einem wie einem Diabetiker, man muss Kohlenhydrate zu sich nehmen. Schnell wirkend ist da der Zucker.
Nun führt häufiger und auch übermäßige Kohlenhydratzufuhr zu einer Insulinresistenz. Wenn diese nun etabliert ist, wird bei Kohlenhydratzufuhr mehr Insulin gebildet, welche dazu führt, dass man mehr Fett aufbaut, gleichzeitig der Glykosespiegel gesenkt wird um Glykose in Fett umzuwandeln.
Was macht der Körper? Er fällt wieder in die Hyperglykämie und versucht zu regulieren indem er: Kohlenhydrate zu sich nimmt.....
Hat man eine familiäre Disposition für Adipositas, welche noch dazu kommt, wird es auch hier zu Adipositas kommen.
Bedauerliches Fazit:
Wenn man nun auf Zucker verzichten würde (low carb) sinkt der Blutzuckerspiegel soweit, dass einem schwindelig wird, man ohnmächtig wird, sogar daran sterben kann. Wie bei einem Diabetes-Patienten. Man MUSS also zwingend Kohlenhydrate zu sich nehmen. Gleiches gilt hier auch bei der Bewegung. Der Stoffwechsel ist gestört. Bewegung und Sport zehren zuallererst am Blutzucker. Wodurch es schon bei leichten bis mäßigen Aktivitäten zu einem Absinken des Blutzuckerspiegels kommen kann und der Körper regulierend durch Kohlenhydratzufuhr ausgleichen will. Diejenige bekommt also HUNGER.
Nimmt man nun etwas zu sich, erhöht sich der Insulinspiegel und wandelt jedoch dadurch den eingenommenen Zucker in Fett um, was demnach gar nicht den Blutzuckerspielgel steigert, sondern die Einlagerungen von Fett. Der HUNGER bleibt also, weil umgewandelt wird.
Dazu kommt dann noch der Rest. Also die gesamte Ernährung wie auch der Lebensstil (viel/wenig Bewegung, Sitzen, Stehen).
Das bedeutet aber, dass man hier mit "Friss die Hälfte" und "low carb" einen scheißdreck an Gewicht verliert. Es würde stagnieren. Nun muss man gleichzeitig noch Sport machen. Das klappt aber nicht ideal, weil man dann in die Unterzuckerung fallen würde, die auch für Diabetes-Patienten (für uns natürlich auch, aber "wir" regulieren das, indem wir Fett verbrennen!) gefährlich ist. Eine Fettverbrennung würde den Blutzuckerspiegel anheben. Das bedeutet: Erhöhter Insulinpegel und daher wieder Umwandlung in Fett.Eine Art von Perpetuum Mobile.
Und dann, und das habe ich bisher extra nicht erwähnt, weil das natürlich jeden Menschen treffen kann: Die Menschen mit solch einer Krankheit (Mehrfacherkrankungen) neigen zu erhöhtem Stress bis hin zu psychischen Krankheiten. Sie tun was (sie ernähren sich besser , nehmen aber nicht ab / sie treiben Sport, nehmen aber nicht ab) und nehmen nicht ab. Stress führt wozu? Zu Übergewicht.....
Um aus diesem Teufelskreis zu kommen muss man viele Dinge tun. Und zwar TUN. Man muss erkennen, wer man ist. Man muss erkennen, was man hat. Und dann muss man erkennen, dass das ungesund ist, und man was dagegen tun muss. Die Anderen sollte man weitestgehend ignorieren, die haben das ja nicht. Also, ab zum Arzt, Diagnosen stellen lassen und das PCO-Syndrom ausschließen lassen. Zum Arzt und die Insulinresistenz ausschließen lassen. Die Hyperanämie ausschließen lassen. Dann kann man genau das tun, was hier im Thread so oft gefordert wird: Ernährung und Bewegung. Das was ein gesunder Mensch tun sollte.
Hat man aber eins davon, sollte man mit dem Arzt über eine Therapie der Symptome und über Medikamente sprechen. Metformin könnte helfen.
Aber um noch einmal zum ursprünglichen zu kommen:
Die Krankheit der Fettsucht hat verschiedene Ursachen, und sehr viele Wechselwirkungen. Da isst nun jemand nur rohes Gemüse und treibt Sport und nimmt dennoch nicht ab. Die anderen werden glauben, in den Pausen rennt man zum Snack-Automaten und pfeifft sich dort nen Snickers rein. Obwohl derjenige alles tut um abnehmen zu können passiert nichts. Die anderen werden lachen, verspotten und auf "kein Wille" / "nur am Fressen" verweisen und dadurch Stress auslösen. Stress führt zu Übergewicht...
Da herauszukommen verdient meinen tiefsten Respekt, weil man gegen seinen eigenen Körper und dessen Reaktionen kämpft. Weil man gegen die Ansichten der Anderen kämpft (die ja keine Ahnung haben, und auch keine Ahnung haben WOLLEN; sie glauben dem "Fettwanst" ja nicht). Weil man etwas tut. Das ist in meinen Augen viel schwerer, als als Gesunder dafür sorgen, dass der Körper normal funktioniert.
Daher meine Bitte, nicht immer zu pauschalisieren, so wie ich hier NIE behauptet habe, dass nun ALLE Frauen oder DER GROSSTEIL DER FRAUEN diese Krankheiten haben.
Der Großteil der Frauen mit Übergewicht haben KEIN PCO-Syndrom, da dieses nur bei 4-12% der Frauen auftritt und nicht immer dieselben Symptome erkennen lassen. Der Großteil der Frauen mit Übergewicht liegt an anderen Dingen.
Ich weiss was nun kommen wird, ich rieche es praktisch schon. In ein paar Beiträgen die folgen werden, werde ich nun als fetter Moppel bezeichnet, der als Frau seine Fettleibigkeit erklären will mit "unwahrscheinlichen Krankheitskombinationen" und "Einzelfällen" und weiss-der-Geier.
1. Ich bin keine Frau
2. Ich habe kein Übergewicht
Danke fürs lesen, für den der es wirklich wissen WOLLTE.