Zitat von
goldi
Deutschland
Sommerpressekonferenz
Eine merkelsche Backpfeife für Trump
Stand: 20.07.2018
... zuweilen verlässt Merkel dabei sogar für ein paar Momente das Reich der verbalen Belanglosigkeit, der unverbindlichen Formulierungen, jedenfalls für ihre Verhältnisse.
Man muss nur genau hinhören, also die „Tonalität“ beachten – erst recht, wenn Merkel selbst ebendiesen Begriff fallen lässt. Das geschieht öfter an diesem Freitag, kurz nach ihrem 64. Geburtstag und kurz vor Beginn dessen, was sie Urlaub nennt. ...
. Ihre Verärgerung über weltpolitische Verwerfungen oder den Krach zwischen den Regierungsparteien CDU und CSU kleidet sie in den euphemistischen Satz: „Es liegen ereignisreiche und auch arbeitsreiche Monate hinter uns.“ ...
Wo Merkels unaufgeregte, inspirationsfreie Art längst an ihre Grenzen gekommen ist – nämlich in der Innen- wie Europapolitik –, erscheint sie in der Außenpolitik als wohltuend, rational, verlässlich. ...
Das Thema Urlaub hat Merkel erstaunlicherweise zuvor selbst angesprochen, wenn auch eher defensiv: Wie erschöpft sie eigentlich sei, fragt ein Journalist. Die Kanzlerin schüttelt leicht den Kopf, verzieht das Gesicht. Sie sagt, sie klage nicht, verhehle aber ebenso wenig, „dass ich mich freue auf ein paar Tage Urlaub“. Diesen definiert die Protestantin Merkel als „ein paar Tage, an denen ich etwas länger schlafen kann“.
Ausgerechnet Merkel, deren Sprache stets mehr narkotisiert als aufputscht, sagt: Sie wehre sich gegen eine „Erosion von Sprache“. Außerdem wolle sie „präzise“ sein und darauf achten, dass „Fakten stimmen“. Mit freundlichem Gruß nach Washington.
Trump nannte die EU einen „Feind“? Merkel sagt: „Die Vereinigten Staaten sind ein wichtiger Partner.“ Wie sehr sie die Holzhammer-Rhetorik des amerikanischen Präsidenten verärgert, deutet Merkel nur an: „Ich kann mir diese Wortwahl nicht zu eigen machen. Ich hab da ’nen anderen Ansatz.“ Aus dem Mund der Diplomatin Merkel mit ihrer sedierenden Rhetorik kommt das aber einer Backpfeife gleich. Mindestens.Ausweichend reagiert Merkel auf die Frage, ob der von der CSU inszenierte Streit mit ihr nicht ein Putschversuch gewesen sei. „Für mich war wichtig, dass wir ein verlässlicher Partner in Europa bleiben.“
Ob sie an Rücktritt gedacht habe, wird die Kanzlerin gefragt. Ihre Antwort klingt wie eine Selbstbeschwörung: „Nein, Nein. Nein. Nein.“
[Links nur für registrierte Nutzer]