Völlig unbeachtet und erwartungsgemäß jenseits von Presse und Medien hat die wichtigste Aufsichtsbehörde für derivative Instrumente einer Anfrage zur Genehmigung bisher als unzulässig geltender Geschäftspraktiken stattgegeben. Konkret beantragte eines der weltweit größten Clearinghäuser (zentrale, wichtige Abrechnungsstelle), abgekürzt mit ICE DCO, eine Erlaubnis, hinterlegte Sicherheiten in Euro zukünftig nicht mehr als Bankguthaben zu verwahren, sondern stattdessen Staatsanleihen von Deutschland oder Frankreich zu halten. (Warum keine Italienischen, Spanischen, Portugiesischen? ) Ohne zu viele Details zu nennen haben sie auch explizit um die Genehmigung gebeten, (reverse) repurchase agreements (Repos) einzugehen, wodurch sie physischer Halter bleiben können und dennoch Zinsen bzw. Kredit absichern können.
Bereits wenig später nennt man das Kind beim Namen:The ICE DCOs request a limited exemption from section 4d of the Act andCommission Regulation 1.25(a) to invest euro-denominated customer funds in sovereigndebt issued by the French Republic and the Federal Republic of Germany (“DesignatedForeign Sovereign Debt”) through both direct investment and repurchase agreements.10The Petitioners also request an exemption from Regulation 1.25(d)(2) that would permitthem to enter into reverse repurchase agreements with certain foreign banks, certainregulated securities dealers, or the European Central Bank and the central banks ofGermany and France.1
Dazu sollte angemerkt werden, dass die Insolvenz einer Wertpapier-Verwahrstellte ("securities custodian") nicht ohne flächendeckende Finanzkrise ablaufen dürfte. Jene Verwahrstellen sind nämlich praktisch immer internationale [Links nur für registrierte Nutzer]roßbanken/Primary Dealer.(vgl. [Links nur für registrierte Nutzer])The ICE DCOs also represented that in the event a securities custodian enters insolvency proceedings, they would have a claimto specific securities rather than a general claim against the assets of the custodian.
Dieses Vorhabens ist meines Erachtens einerseits klug und andererseits aufschlussreich. Im entscheidenden Szenario einer Staats- und/oder Bankinsolvenz wird eine Bank (siehe Lehman) mitsamt ihrer Forderungen wertlos, da sie zur Liquidation im besten Fall 2-5% der vorrangigen Schulden erlösen kann. Staaten hingegen werden den Weg zurück an den Kapitalmarkt finden. Vermutlich wird eine Merkel 2.0 installiert, die zulasten der arbeitenden Bevölkerung einer Restrukturierung mit 80% Restschuld zustimmt. Im Gegensatz zu Banken haben Staaten nach ihrer Insolvenz noch immer ein Ertragsaggregat, also ihr Wirtsvolk.
Darüber hinaus stehen den Sicherheiten Risiken in gleicher Währung gegenüber, die mit der Währungsreform auf- oder abwerten.
Obwohl es alle betrifft ist zu bemerken, dass der Initiator dieser Änderung kein unbedeutender ist:
(In Einheiten, 1 entspricht im Durchschnitt etwa 0,5-2M USD. OI: ausstehend; VOLUME: Tagesvolumen)
Dazu kommen etwa 600 Milliarden in Euro und US-Dollar Kreditausfallversicherungen auf Unternehmen, etwa 500 Milliarden auf Staaten und nochmals etwa 350 Milliarden in Kreditindizes.
Die anderen großen Clearinghäuser in diesem Bereich haben diesen Vorstoß gleichermaßen als gut empfunden und sogar angeregt, den hiermit stattgegebenen Vorgang noch zu erweitern.
Die Originalquelle/Veröffentlichung vom Freitag: [Links nur für registrierte Nutzer]