[...]
Tatsächlich hat sich Afrikas Anteil am Welthandel in den letzten 50 Jahren kontinuierlich verringert. Während er 1948 bei 7,4 % lag, fiel er über 5,7 % 1963 auf 2,0 % 1999 zurück. Darin sind noch Nordafrika sowie die Republik Südafrika enthalten. Ohne sie betragt der Welthandelsanteil Subsahara-Afrikas sogar nur 0,8 %.
[...]
So heißt es in einem Memorandum zur Neubegründung der deutschen Afrikapolitik, das im Oktober 2000 von einer Gruppe deutscher Afrika-Wissenschaftler vorgelegt wurde: "Für eine wachsende Zahl von Staaten (Afrikas südlich der Sahara) wird 'Entwicklung' im Sinne nachhaltiger Entwicklung und von Armutsminderung über einen sehr langen Zeitraum unmöglich bleiben."
[...]
Aber auch die meisten anderen Staaten Afrikas entsprechen nicht dem Idealbild des developmental state, also eines Staates, in dem eine entwicklungsorientierte Regierung die Ressourcen des Landes mobilisiert, in Infrastrukturverbesserung und Ausbildung investiert und mit Entwicklungsfinanzierung und privaten Direktinvestitionen von außen kombiniert, um die produktive Basis zu vergrößern und zu diversifizieren und dann über steigende Exporte die Deviseneinnahmen selbst zu erzeugen, die einen nachhaltigen Wachstumspfad ohne externe Hilfe ermöglichen. In vielen afrikanischen Ländern zeigen Regierungen und gesellschaftliche Eliten eine Selbstbedienungsmentalität, die die staatlichen Ressourcen für private Zwecke ausbeutet anstatt sie für Entwicklungsprogramme einzusetzen. Sie betrachten den Staat als ihr Lehen, aus dem sie soviel Nutzen wie möglich ziehen in der Zeit, da sie an den Schalthebeln sitzen. So erklärt sich die hohe Kapitalflucht aus Afrika, für die es natürlich keine international abgesicherten Statistiken gibt, die aber von seriösen Ökonomen auf mindestes ein Drittel der einheimischen Ersparnis geschätzt wird. Die Selbstbedienungspraxis der den Staat gerade beherrschenden Gruppierungen wird in der Literatur als afrikanischer Klientelismus bezeichnet. Begünstigt wird die verbreitete Korruption durch eine unzulängliche Rechtsordnung und Rechtspflege. Dieser Mangel erklärt auch eine zunehmende Informalität der wirtschaftlichen Beziehungen und Transaktionen mit fließenden Übergängen zur Kriminalität.
[...]