Sie wird die "Insel der Götter" genannt und, wegen des klaren Wassers, auch das "Hawaii Koreas": die große, grüne Insel Jeju, ein beliebtes Urlaubsziel etwa 100 Kilometer vor der Küste Südkoreas. (...) Doch seit einigen Monaten ist die Harmonie auf der Insel gestört. Der Grund sind Besucher, die sich die Tourismusbehörde nicht ausgesucht hat: 550 Flüchtlinge aus dem Jemen, die zwischen Dezember und Mai über Malaysia dort ankamen. An ihnen hat sich ein erbitterter Streit entzündet. Viele Einheimische nennen sie "Fake-Flüchtlinge", protestieren mit Sprechchören und Schildern wie: "Sei nicht wie Europa" und "Wir wollen sicher sein" gegen die Fremden.
Der Grad der Fremdenfeindlichkeit in Südkorea lässt sich nun auch an der Reaktion auf die 550 jemenitischen Flüchtlinge ablesen. Mehr als 700.000 Menschen unterschrieben eine Petition, die sich gegen ihre Aufnahme richtet. Darin wird davor gewarnt, dass Migranten das südkoreanische Sozialsystem ausnutzen und die Sicherheit auf Jeju gefährden könnten. Die kulturellen Unterschiede würden zu Spannungen führen. Zudem sei zweifelhaft, ob die Jemeniten tatsächlich Flüchtlinge seien.
Ein Vorwurf, den auch die Protestierenden mit den Schildern gegen mutmaßliche "Fake-Flüchtlinge" erheben - obwohl der Bürgerkrieg im Jemen laut den Vereinten Nationen als derzeit größte humanitäre Katastrophe der Welt gilt. Mehr als zwei Millionen Menschen haben das Land bereits verlassen, weitere Millionen Jemeniten sind dort vom Hungertod bedroht (lesen Sie mehr zu den Hintergründen hier).