Vor einiger Zeit wies ich bereits auf die außergewöhnlich hohe Aktivität in europäischen Bankaktien und zugehörigen Futures hin. Diese Entwicklung dauert weiterhin an. Auf den ersten Blick erscheint besonders Santander auffällig.
Eine dezidierte Aufstellung des Monats Januar 2019 (gehandelte Kontrakte, Veränderung im Vergleich zum Vorjahr, gehandeltes Volumen in Nominalwert (EUR)):
Woher kommt das ungewöhnlich hohe Volumen in Futures auf Bankaktien (vgl. Market Share)?
Offensichtlich handelt es sich zum überwiegenden Teil um Agency Block Trades, welche entstehen, wenn Dealer im Auftrag ihrer Kunden (Fonds, Banken, Versicherungen) "als Agent" Aufträge ausführen.
Warum würden Marktteilnehmer Futures statt die Aktien selbst handeln? Beispielsweise, um Leerverkäufe effizient abzuwickeln. Ein "echter" Leerverkauf, der legal stattfindet, setzt voraus, die nötigen Aktien zu leihen. Aktien werden jedoch üblicherweise sehr kurzfristig verliehen (über Nacht) und können üblicherweise jederzeit fällig werden. Futures erlauben dagegen, zu festen Leihgebühren mittelfristig (über Monate bis wenige Jahre) Leerverkäufe vorzunehmen.
Arbitrage findet statt, indem Aktien am Geldmarkt finanziert, als Future verkauft und die Aktien selbst verliehen werden. Umgekehrt, indem Aktien als echter Leerverkauf zu kurzfristigen Leihgebühren beschafft, die Erlöse zu Geldmarkt-Sätzen angelegt und als langfristiges Future zurückgekauft werden.
Santander unterhält ein großes Retail und z.T. subprime Kreditkarten-, Hypotheken- und Darlehensgeschäft in den USA. Santander ist auch in Europa präsent, bietet Retail-Dienstleistungen und refinanziert sich in US-Dollar. Meines Wissens kommen Emerging Markets Filialen hinzu und selbstverständlich großzügige Positionen in italienischen Schulden.
Goldman Sachs half Santander vor wenigen Jahren, die europäischen Aufsichtsbehörden (Kapitalanforderungen) zu täuschen.
Zu Leihgebühren vergleichbare Equity-Repo Sätze liegen in Europa für Indizes bei etwa 50 Basispunkten. Nachgefragte Einzeltitel üblicherweise bei 50-120 Basispunkten.
Meines Erachtens finden hier Absicherungen von Kreditrisiko und Spekulationen gegen diese Institute statt. Da sich die hohen Volumina zwar zunächst in Open Interest niederschlagen, jedoch daraufhin wieder abbauen, absorbieren andere Marktteilnehmer offenbar das hier abgesicherte Kreditrisiko. (Santander selbst?
)
Eine andere Möglichkeit wäre, dass Marktteilnehmer in CDS ausweichen und offene Positionen daraufhin schließen.