Zitat von
Leibniz
Der norwegische sovereign wealth fund ist einer der steinreichsten Entitäten dieser Erde und ein Beispiel halbwegs vernünftiger Verwaltung staatlichen Auslandsvermögens. Wäre die letzten 70 Jahre nicht ein Verbrecher nach dem anderen als Regierung tätig gewesen, wäre das deutsche Auslandsvermögen heute noch größer als jenes Norwegens, ohne einen Cent Steuergelder.
Das Beispiel Norwegens zeigt jedoch auch, warum Staaten defizitär sein müssen. Das norwegische Auslandsvermögen beträgt mehr als 1 Billion US-Dollar. Die Schulden Norwegens liegen in der Region von 600-700 Mrd. NOK. Also etwa 60-70 Mrd. USD.
Es wäre problemlos möglich, die Schulden vollständig zurückzuzahlen.
Wenn eine Staatsanleihe auktioniert wird, treten Primary Dealer (etwa 10 internationale Banken) als Underwriter auf. Sie buchen die Anleihe als Vermögenswert und finanzieren diese mit einer Art elektronischer Schulden, Geschäftsbankengeld genannt.
Rechtlich ist Geschäftsbankengeld eine Forderung auf Zentralbankengeld, Papierscheine die nur nationale Notenbanken produzieren dürfen und die verpflichtendes Zahlungsmittel sind. Geschäftsbankengeld ("Bankeinlagen") abzuheben bedeutet für die Geschäftsbank, Zentralbankengeld zu liefern.
Falls das Zentralbankgeld-Konto der Geschäftsbank bei der Zentralbank nicht ausreichendes Guthaben an Zentralbankgeld bereitstellt, muss es geliehen werden. Am unbesicherten Geldmarkt (zb EONIA,EURIBOR), durch Repo-Geschäfte (Reposätze), am Diskont-/Lombardfenster (Spitzenrefinanzierungssatz) der ZB oder im Rahmen regelmäßiger Auktionen der ZB (Hauptrefinanzierungssatz + x). Bestimmte Repo-Geschäfte ausgenommen spielt die Finanzierungsform keine Rolle bezüglich der Existenzbedingung kapitaldeckender Aktiva. D.h. es ist nicht möglich, regelkonform gegen Gesamtaktiva von 100% lieferpflichtiges Zentralbankengeld > 100% zu beschaffen. Als geschlossenes System ist die Menge des Zentralbankgelds am Geldmarkt begrenzt. Der einzige verlässliche Weg, auch in Krisen Zentralbankengeld zu beschaffen, ist die Verpfändung von Vermögenswerten bei der ZB (Diskont/Lombardkredit zu Spitzenrefinanzierungssatz).
100% Hinterlegte Sicherheiten bei der ZB können gegen (100 - Haicut)% Zentralbankengeld verpfändet werden. Während verbriefte Kredite (ABS,MBS,etc.) abhängig von ZB und Fall möglicherweise 5-15% Haircut aufweisen, weisen kurzfristige Staatsanleihen Haircuts <= 0,5% auf. Für Geschäftsbanken mit 2% Eigenkapital ist diese Frage also keinesfalls unerheblich, besonders in Krisen. Morgan Stanley ist 2008 mit 150 Mrd. USD Zentralbankgeld in diese letzte Krise gegangen und war in wenigen Tagen in Liquiditätsnot.
Würde Norwegen also alle Kredite zurückzahlen und das erste Land ohne Schulden werden, müsste es die Schulden indirekt in Zentralbankengeld zurückzahlen, wodurch sich erst die Bilanzen der Geschäftsbanken, dann der ZB um diesen Betrag verkürzen. Damit wären Schulden und Forderungen der ZB sozusagen glattgestellt und das Geld vernichtet.
Hierzulande, wo die weitgehende Mehrheit des ZB-Gelds durch Staatsanleihen gedeckt ist, würde auf einen Schlag 70-90% der Geldmenge vernichtet werden. Die Preise würde um einen ähnlichen Faktor fallen. Inventar und viele andere Vermögensbestände der Unternehmen müssten um 70-90% Verlust berichtigt werden, damit wären sie insolvent. Mehr oder minder alle.