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Thema: der finanzielle Kollaps in Europa

  1. #771
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Apropos Italien. Es müffelt ein wenig nach Rezession, und sowas betrifft auch den Haushalt und die Neuverschuldung, und speziell den Prozentsatz der Neuverschuldung zum BIP. Die Frage ist allerdings: Warum ist es so ruhig? Überschattet der Brexit all dies?
    Einige Problemfelder wie beispielsweise die NordLB, die ausgerechnet jetzt rekapitalisiert werden muss, und weitere möglicherweise bedeutungslose Puzzlestücke sind ersichtlich. Was mir zuletzt wieder auffiel war die teilweise strikte Ablehnung italienischer Staatsanleihen und Bankanleihen als Sicherheiten, die einige private Institute praktizieren. Im Zweifelsfall muss der Einzelne eben die geldpolitischen Instrumente der EZB direkt nutzen, wobei schon einmal ganze 0,5% Abschlag zur Abfederung potentiellen Kursrisikos anfallen. Eine der mit wichtigsten Bestandteile der Euro-Marktinfrastruktur, die eine Tochtergesellschaft der Deutschen Börse (Eurex Clearing zusammen mit Clearstream Banking) bereitstellt erlaubt z.T. 0,3% Risikoabschlag. Also 300 Euro auf 100Tsd. Euro.
    Diese Fragen sind auch jene, die mir seit langer Zeit bereits mehrfach Anlass zur Sorge gegeben haben. Diese Systeme arbeiten unter der impliziten Annahme, dass 0,3% ausreichen, weil auftretende Kursverluste der Sicherheiten täglich durch Zahlungen an entsprechende Settlement-Banken bzw. direkt von Clearstream- oder Target-II-Konten ausgeglichen werden. Wenn die Italiener Sonntags bekanntgeben, dass sie ihre Schulden in Euro nicht weiter anerkennen, wird am darauffolgenden Montag kein Käufer zu finden sein, der diese Anleihen für mehr als 80% des (ehemaligen) Barwerts annimmt. Außer der EZB. Diese Zusammenhänge sind jedoch sehr viel komplexer als es zunächst aussieht. Wenn eine Clearstream, Eurex oder auch Euroclear bzw. wichtige Settlement-Banken plötzlich schlicht nicht mehr imstande sind, ihren Liquiditätsbedarf zu decken, weil eine zu große Kapitallücke nicht umgehend durch die EZB ausgeglichen werden kann, werden sie ihren Gegenparteien nur unzureichend fällige Zahlungsflüsse zukommen lassen.

    Vermutlich wird es jedoch nie soweit kommen. Fällt Italien/Frankreich oder wer auch immer aus, dürfte die EZB die betroffenen Anleihen schlicht zum Nennwert aufkaufen. Andernfalls bricht die Finanzmarkt-Infrastruktur zusammen.
    Zur Beseitigung dieser Mängel müsste meines Erachtens eine Grundlegende Umwälzung der Rolle und Einordnung von Staatsanleihen stattfinden. Der Namensgeber der bekannten Volcker-Rule hat während seiner Amtszeit als Vorsitzender der Federal Reserve bekanntlich mehrfach vehement behauptet, dass Staatsanleihen inhärent sicher seien, weil Staaten nie Pleite gingen.

    Obwohl es auch möglich ist, dass der Euro nochmal den Wert von 1,20 Dollar erreicht, sehe ich nicht, wie die derzeitigen wirtschaftlichen und konjunkturellen Perspektiven der EZB noch einen Ausweg bieten, den Euro nicht immer weiter zu entwerten. Vor dem EZB-QE stand der Euro übrigens nahe 1,35-1,40. Die wohlüberlegte, strategische Positionierung gegen den Euro und für den Dollar bietet nicht nur potentielle Kursgewinne, sondern gleichermaßen eine hoch attraktive Basis, die durch die Zinsdifferenzen von mindestens 2,5% für Rückenwind sorgt. Vor wenigen Jahren gab es aufgrund dieser Basis FX-Forwards für 1,50 und mehr. Der Euro ist vermutlich eine der größten Gelegenheiten dieses Jahrhunderts.

  2. #772
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Einfach von allen Finanz-Computern die Festplatte formatieren. Dann gibts keine Finanzkrise mehr.
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  3. #773
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    Einige Problemfelder wie beispielsweise die NordLB, die ausgerechnet jetzt rekapitalisiert werden muss, und weitere möglicherweise bedeutungslose Puzzlestücke sind ersichtlich. Was mir zuletzt wieder auffiel war die teilweise strikte Ablehnung italienischer Staatsanleihen und Bankanleihen als Sicherheiten, die einige private Institute praktizieren. Im Zweifelsfall muss der Einzelne eben die geldpolitischen Instrumente der EZB direkt nutzen, wobei schon einmal ganze 0,5% Abschlag zur Abfederung potentiellen Kursrisikos anfallen. Eine der mit wichtigsten Bestandteile der Euro-Marktinfrastruktur, die eine Tochtergesellschaft der Deutschen Börse (Eurex Clearing zusammen mit Clearstream Banking) bereitstellt erlaubt z.T. 0,3% Risikoabschlag. Also 300 Euro auf 100Tsd. Euro.


    [...]

    Vermutlich wird es jedoch nie soweit kommen. Fällt Italien/Frankreich oder wer auch immer aus, dürfte die EZB die betroffenen Anleihen schlicht zum Nennwert aufkaufen. Andernfalls bricht die Finanzmarkt-Infrastruktur zusammen.
    Zur Beseitigung dieser Mängel müsste meines Erachtens eine Grundlegende Umwälzung der Rolle und Einordnung von Staatsanleihen stattfinden. Der Namensgeber der bekannten Volcker-Rule hat während seiner Amtszeit als Vorsitzender der Federal Reserve bekanntlich mehrfach vehement behauptet, dass Staatsanleihen inhärent sicher seien, weil Staaten nie Pleite gingen.

    Obwohl es auch möglich ist, dass der Euro nochmal den Wert von 1,20 Dollar erreicht, sehe ich nicht, wie die derzeitigen wirtschaftlichen und konjunkturellen Perspektiven der EZB noch einen Ausweg bieten, den Euro nicht immer weiter zu entwerten. Vor dem EZB-QE stand der Euro übrigens nahe 1,35-1,40. Die wohlüberlegte, strategische Positionierung gegen den Euro und für den Dollar bietet nicht nur potentielle Kursgewinne, sondern gleichermaßen eine hoch attraktive Basis, die durch die Zinsdifferenzen von mindestens 2,5% für Rückenwind sorgt. Vor wenigen Jahren gab es aufgrund dieser Basis FX-Forwards für 1,50 und mehr. Der Euro ist vermutlich eine der größten Gelegenheiten dieses Jahrhunderts.
    Ich sehe es ähnlich, dass die EZB im Zweifelsfalle alle Regeln bricht und einfach kauft. Was dann passiert, wäre eine fast klassische Entschuldung per Inflation. Was mich an dem Szenario wundert ist die Hubris der EU, dass man über Verträge die Neuverschuldung einfach deckeln könne, egal was in den jeweiligen Ländern wirtschaftlich passiert.

    Die USA stehen besser da, d.h. das Quantitative Tightening kommt langsam voran, aber wahrscheinlich werden diese Bestände sich über einen längeren Zeitraum halten, und auch Neukäufe sind prinzipiell nicht angeschlossen.

    Dennoch teile ich deine Einschätzung des Euro, denn er bietet den Staaten der Eurozone inherent einen Anreiz, sich gegeneinander über ihre Fiskalpolitik auszuspielen.

  4. #774
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Die neusten Wirtschaftsdaten aus Italien deuten auf eine Rezession hin und können dazu führen, dass wieder etwas mehr Druck auf die Anleihen der Peripherie entsteht.

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  5. #775
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    Die neusten Wirtschaftsdaten aus Italien deuten auf eine Rezession hin und können dazu führen, dass wieder etwas mehr Druck auf die Anleihen der Peripherie entsteht.

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    Nun, die Kurve zeigt ja auch, wie schwach das Wirtschaftswachstum in Italien selbst zu guten Zeiten war. Ich stimme dir zu, dass diese Situation es für die schwachen Kandidaten in der EU es nicht einfacher machen wird.

  6. #776
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Nun, die Kurve zeigt ja auch, wie schwach das Wirtschaftswachstum in Italien selbst zu guten Zeiten war. Ich stimme dir zu, dass diese Situation es für die schwachen Kandidaten in der EU es nicht einfacher machen wird.
    So ist es. Würde sich das EZB-Mandat auf Deutschland beschränken, wäre längst eine Zinsanhebung möglich gewesen. Die Tatsache, dass die EZB dennoch weiter Negativzinsen aufrecht erhält ist besonders für Deutschland gefährlich. Es könnte, was für die EZB eine Katastrophe wäre, einmal ein Inflationsproblem in Deutschland geben. Mit Produzentenpreisen, die in einem Jahr um 4% steigen, herrscht in Deutschland bereits eine hohe Inflationsrate.

    Wie wird sich die EZB entscheiden, wenn es zu einer Abwägung zwischen Inflation und Rezession kommt?

    Unabhängig von der Perspektive komme ich immer wieder zur Schlussfolgerung, dass die EZB den Euro zu Tode inflationieren wird, weil sie es muss.

  7. #777
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    So ist es. Würde sich das EZB-Mandat auf Deutschland beschränken, wäre längst eine Zinsanhebung möglich gewesen. Die Tatsache, dass die EZB dennoch weiter Negativzinsen aufrecht erhält ist besonders für Deutschland gefährlich. Es könnte, was für die EZB eine Katastrophe wäre, einmal ein Inflationsproblem in Deutschland geben. Mit Produzentenpreisen, die in einem Jahr um 4% steigen, herrscht in Deutschland bereits eine hohe Inflationsrate.

    Wie wird sich die EZB entscheiden, wenn es zu einer Abwägung zwischen Inflation und Rezession kommt?

    Unabhängig von der Perspektive komme ich immer wieder zur Schlussfolgerung, dass die EZB den Euro zu Tode inflationieren wird, weil sie es muss.
    Hätte die EZB nicht schon längst gehandelt, wenn sie wirklich daran interessiert wäre die Inflation zu begrenzen? Mir scheint die Antwort hier ziemlich eindeutig.

  8. #778
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Salvini fordert die Auflösung der Zentralbank und, dass italienische Goldreserven von der Zentralbank entwendet werden.
    Die merkwürdigen Äußerungen sind schwer nachvollziehbar, jedoch keine gute Nachricht für italienische Anleihehalter.
    Matteo Salvini has raised the possibility of wresting control of Italy’s sizeable gold reserves away from the country’s central bank in the latest in a series of threats to the independence of the Bank of Italy by Rome’s populist coalition.“The gold is the property of the Italian people, not of anyone else,” Mr Salvini, deputy prime minister and leader of the League party, said in comments to reporters on Monday.
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  9. #779
    Mitglied Benutzerbild von dr-esperanto
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Jetzt wird's aber wirklich spannend: Salvini will die Banken entmachten. Die Großbanken als die wirklichen Weltherrscher haben solche Ansinnen bisher immer mit rigorosen und allerrigorosesten Mitteln zu verhindern versucht (gelungen ist es aber immerhin im kommunistischen Ostblock und bis heute untersteht doch die chinesische Nationalbank natürlich der KP). Irgendwas Großartiges muss jetzt passieren! So einfach hinnehmen werden es Unicredito & Co. doch wohl nicht!
    Salvini will die Spitze der Banca d'Italia austauschen, allerdings ist er weiterhin FÜR die Unabhängigkeit der Staatsbank von der jeweiligen Regierung:
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    "Banca d'Italia deve essere indipendente, ma non irresponsabile!"
    Dem entgegen Lega-Wirtschaftssprecher Claudio Borghi: "Wir müssen künftig die Zentralbank völlig der Regierung unterstellen." (FAZ, 11.02.2019, S. 17)
    Geändert von dr-esperanto (12.02.2019 um 06:06 Uhr)
    VIGILIA PRETIUM LIBERTATIS "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit"
    Gregor der Große: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht"
    Dostojewski: "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um die Idioten nicht zu beleidigen."

  10. #780
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    Standard AW: der finanzielle Kollaps in Europa

    Ökonomen entsetzt :

    IWF plant Bargeldenteignung!





    Bargeld war bisher noch der letzte Ausweg aus der Negativzinsfalle, durch die den deutschen Sparern bereits 700 Milliarden Sparvermögen weggenommen wurde.

    Dieser Ausweg soll jetzt versperrt werden.


    Bargeld wird mittles Umtauschkurs schrittweise entwertet.

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