Ursachen hatten Larry und ich aber durchaus genannt. Wenn man sie alle benennen will, könnte man ein Buch schreiben, die meisten der wesentlichen Faktoren wurden hier soweit ich das sehe aufgezählt.
Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Strukturwandel sicherlich, auf Berlin allerdings nicht übertragbar. Ich weiss auch nicht, wieso es nicht evident einleuchtend ist, dass die Fusion mit Brandenburg notwendig gewesen wäre, wenn ein erfolgreiches Bundesland entstehen sollte, was in größerem Maßstab Industrie und Großunternehmen ansiedeln könnte. Mit zehnfachen Gewerbemieten wirbt es sich schlecht. Dass ein Interessent immer mit beiden Partnern verhandeln muss, ist evident Mist. Ein Faktor, der beim BER auch (ist nicht der einzige) verheerend ist, ist, dass zwei Landesregierungen (+Bund) mit drinhängen, die sich gegenseitig die schwarzen Peter zuschieben können. Abseits von Industrie, wie willst du denn heute die Deutsche Bundesbank überreden, ihre Zentrale nach Berlin zu verlegen? Sowas sind Entscheidungen, die nach dem Krieg getroffen wurden, die nicht so ohne Weiteres reversibel sind.
Davon ab, auch als Berlin in den 20er Jahren noch ein boomendes Industriezentrum war, war natürlich das Kräfteverhältnis innerhalb Deutschlands immer ein anderes als in einem Zentralstaat wie Frankreich oder Spanien, wo in dem Großraum der Hauptstädte wahrscheinlich zeitweise um die 30-50% des BIP des Landes erwirtschaftet wurde. Deutschland ist schlichtweg anders gewachsen, das Ruhrgebiet war immer schon ein zweites industrielles Herz, vor der Teilung gab es in Sachsen im Maschinenbau Weltmarktführer en masse, selbst in Niedersachsen gab es Textilindustrie ... vor der Teilung mag Berlin gebrummt haben und eine Weltstadt gewesen sein, aber das mit dem zentralistischen Frankreich und dem Epizentrum Paris zu vergleichen, hätte selbst zu der Zeit keinen Sinn ergeben.
Es bleibt Berlin so nichts anderes übrig, als auf seine gute Infrastruktur in Sachen Forschung und eine Vielzahl gut ausgebildeter junger Leute zu verweisen und weiter auf kleine und mittelständische Unternehmen zu setzen. In dem Sinne tut sich da auch was, Berlin wächst schneller als der Rest der Republik. Gentrifizierung, das Verdrängen ärmerer Bevölkerungsschichten und das Anziehen von Leuten mit Geld, Tourismus, etc. das läuft ja. Das geht natürlich in einem Schneckentempo im Vgl. zu Bundesländern, die da einfach mit den Unternehmen aus der ersten Liga mitspielen können.
Wenn das mit Strauß und Co. von mir falsch aufgenommen wurde, ok. Dachte, du hättest immer gegen die gehetzt.
Dazu braucht man nicht genauer hinschauen, Larry hatte hier die Situation geschildert, die Subventionen waren weggefallen, um einen Schuldenberg zu vermeiden hättest du ein Rezept an Diepgen und Landowski schicken müssen, wie man Beamte rausschmeißen kann, das geht nämlich schlichtweg nicht. Der Turnaround (Sparkurs) war genauso evident zwingend, wie der Schuldenberg nach der Wiedervereinigung entstanden war (ohne abzusprechen, dass unter ihm da handwerklich auch vieles richtig gemacht wurde). Wobei man unabhängig davon ohnehin nicht sagen kann, dass Wowereit durchweg schlechte Arbeit geleistet hätte, er ist über den BER gestolpert, an dessen kolossalem Scheitern er seinen Anteil hatte, wofür er berechtigterweise gehen musste. Ansonsten war er halt ganz gut darin, seine schwulen Freunde aus der Modebranche nach Berlin zu holen und hat durchaus daran mitgewirkt, Berlin den Hipstern als "The place to be" zu verkaufen. Nicht so meine Klientel, aber Geld stinkt nicht und siehe oben Berlin muss nehmen, was es kriegen kann.
Und der Tourismus ist in seiner Amtszeit explodiert. Es kann sein, dass ich hier viele Hasskommentare über ihn losgelassen habe, situativ sicherlich von Zeit zu Zeit berechtigt, alles in allem hat das heutige Gruselkabinett der "Spitzenpolitiker" weitaus Schlimmeres zu bieten.
Was man allerdings der SPD (mehr noch den Grünen und teilweise den Linken, aber denen hat ja immer die SPD zur Macht verholfen) in Berlin zum Vorwurf machen muss, dass Berlin auch ein Anziehungspunkt für asoziale, neurotische und gestörte Linke aller Art ist, die sich ihres Geschlechtes nicht sicher sind, die mal in der Hausbesetzerszene aktiv sein wollen, etc. Unabhängig davon, dass ich dieser Kleintel die Schuld gebe, dass die gesamte politishe Kultur in dem Land vor die Hunde gegangen ist, mal rein pragmatisch gefragt, wäre es für dich als Investor reizvoll da zu investieren, wo Chaoten dein Eigentum (sei es Wohnraum, Fabrik, Gewerbe oder was auch immer) besetzen und sich auf die volle Rückendeckung durch die Politik verlassen können?