Sozialdemokratin über den Heimatbegriff
„Kein unschuldiges Wort“
Im Bundestag befasst sich Karen Taylor mit Menschenrechten. Ein Gespräch über Kolonialismus, geschützte Räume und die Macht von Quoten.
„Heimat bezeichnet bloß die Rückbesinnung auf ein Deutschland, das es so nie gegeben hat“, sagt Karen Taylor Foto: Karsten Thielker
taz: Frau Taylor, Sie nehmen an diesem Wochenende an der Konferenz „Heimatphantasien“ in Hamburg teil. Wie stehen Sie zu dem Begriff „Heimat“?
Karen Taylor: Ich finde es in Ordnung, wenn das Wort im Privaten gebraucht wird. Wenn Leute zum Beispiel sagen: „Ich fahre am Wochenende in die Heimat“, weil sie nicht aus Berlin stammen. Aber im politischen Kontext ist er problematisch.
Ich habe mich sehr geärgert, als ich im Bundestag mitbekommen habe, dass das Innenministerium umbenannt wird in Ministerium des Innern für Bau und Heimat.....
Geht es bei dem Heimatbegriff also vorrangig um Ausgrenzung?
Ja, das kann man so sagen......
Sie engagieren sich für postkoloniale Erinnerungskultur in Deutschland. Inwiefern hängt die deutsche Kolonialgeschichte mit dem Heimatbegriff zusammen?
Das eine ist von dem anderen nicht zu trennen. Die Idee von Heimat diente unter anderem dazu, den vermeintlich „edlen“ Deutschen vom „barbarischen, tierähnlichen“ Afrikaner in den deutschen Kolonien abzugrenzen. Dieses Denken, diese Selbstüberhöhung führte zum ersten Völkermord an den Herero und Nama in „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia....
[Links nur für registrierte Nutzer]