Zitat von
Hulasebdender
In vier Stunden von null auf unschlagbar - das ist kein Selbstzweck, eher eine Fingerübung.
Es geht Google nicht primär darum, besonders schönes Schach zu präsentieren, oder kreatives Go, von dem die Meister lernen. Sondern darum, zu demonstrieren, wie seine Maschinen das, was man für die Stärken von Menschen hält, besser machen. Als eine dieser Stärken galt lange Zeit Go, weil hier das Erkennen von Mustern gefragt ist, mehr als beim Schach.
Die Anwendungen werden woanders liegen. Persönliche Assistenten werden besser als ihre Besitzer wissen, wann der müde oder hungrig ist, und das bei der Planung des Tages berücksichtigen. Landwirtschaftliche Maschinen werden besser als der Landwirt beurteilen, ob ein Salatkopf schon heute oder besser erst morgen geerntet werden sollte. Online-Shops werden Auswahl und Platzierung der Produkte Rechnern anvertrauen, die damit mehr Umsatz machen als kohlenstoffbasierte Kollegen.
Richtig, einige Leute werden nur selbstfahrende Autos fahren dürfen, Kleinkinder zum Beispiel auf dem Weg zum Kindergarten, oder jeder, der keine Lust hat, einen Führerschein für kohlenstoffbasierte Fahrzeugkontrolle zu machen. Schon heute kann man in Deutschland einen Führerschein machen, der dazu berechtigt, Autos mit manueller Gangschaltung zu fahren, und einen, mit dem man nur Automatik fahren darf - dafür darf man solch ein Auto dann auch in der Prüfung fahren.
Manche Dinge werden viele Menschen nicht mehr lernen wollen - manuelles schalten sehr bald, denn für Elektro-Autos braucht man es nicht. Ich sehe das nicht als Entwicklung zur Dummheit; die Leute haben dann mehr Zeit, andere Dinge zu lernen. Wenn das Auto ohnehin besser fährt kann als ich es je kann, was sollte ich dann meine Zeit aufwenden, ihm nachzueifern? Ich werde mich auch dann nicht langweilen, wenn ich selbst kein Auto mehr lenke.
Ob das Unfälle vorprogrammiert, bezweifle ich - im Gegenteil. Aber Dein Argument ist plausibel.
Die Situation, die Dir gefährlich erscheint, ist ja, dass jemand sich lange Zeit autonom fahren lässt und dann einmal selbst fahren muss. Der wird dann wie jeder andere Anfänger unsicher sein. Das ist gefährlich.
Dafür gibt es aber um ihn herum jede Menge Beobachter, die, und hier sind wir wieder beim Strangthema, gelernt haben, einen unsicheren Fahrer zu erkennen. Sie werden erkennen, wenn ein Fahrer dämlich ist, wütend, müde, betrunken oder erkrankt, und sehr schnell organisierte Maßnahmen zum Schutz des Fahrers und der übrigen Verkehrsteilnehmer einleiten. Wenn zum Beispiel ein Fahrer so müde ist, dass er die Spur nur noch mit Mühe hält, kann man das erkennen. Ein Mensch wird es sehen, wenn er lange hinsieht, und ich habe selbst in einem solchen Fall schon dafür gesorgt, dass der Fahrer eine Pause macht. Meist sehe ich andere Verkehrsteilnehmer aber nur kurz, und allzu genau beobachte ich sie auch nicht. Hunderte autonome Autos, die permanent die Umgebung und eben auch diesen Fahrer beobachten, wissen zusammen sehr genau, wie der Fahrer lenkt, ob und wie er das Lenkrad bewegt und was er mit den Pedalen macht. Sie können daraus erkennen, dass er müde ist und jede Minute ein paar Sekunden schläft. Und in dem Falle können sie erstens die Polizei alarmieren und zweitens innerhalb weniger Sekunden durch gezielten Rückstau dafür sorgen, dass in der Nähe des Fahrers niemand ist, den er gefährden könnte.
Auch in Situationen ohne akute Gefahr werden, wenn ein menschlicher Fahrer zur Ausnahme wird, autonome Autos von ihm einen Abstand halten, den sie untereinander nicht brauchen. Er bekommt seine eigene Blase.