Deutsche Panzer an der russischen Grenze: Mehr als eine Gefahr für den Frieden © AP Photo / Mindaugas Kulbis
[Links nur für registrierte Nutzer]18:29 11.09.2018(aktualisiert 18:39 11.09.2018) Zum Kurzlink
[Links nur für registrierte Nutzer]
[Links nur für registrierte Nutzer]2369
Die deutsche Politik verhält sich gegenüber Russland nicht nur US-treu, sondern „politikfern“. Sie gefährdet das Verhältnis zwischen beiden Ländern. Das meint der Berliner Schriftsteller Friedrich Dieckmann. Aus seiner Sicht ist inzwischen auch das Verhältnis beider Völker durch die Politik vergiftet. Er erinnert an Vorschläge für eine Umkehr.
„Wer deutsche Panzer an russische Grenzen stellt – braucht kein Weltmeister sein – danke Südkorea 2018“ – das las Friedrich Dieckmann während der Fußball-WM in diesem Jahr auf einem Gehweg im Treptower Park von Berlin, nahe dem dortigen sowjetischen Ehrenmal. Das habe ihn erschüttert, berichtet der Schriftsteller in einem Beitrag über das deutsch-russische Verhältnis im
[Links nur für registrierte Nutzer] der Zeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“ unter dem Titel „Ratloses Erschrecken“.
Mit Blick auf das gegenwärtige Verhältnis zwischen Deutschland und Russland stellt Dieckmann fest:
„Ein Schaden ist angerichtet, dessen Wiedergutmachung größte Anstrengungen erfordert, und in einer erfahrungslosen Politikergeneration ist niemand in Sicht, der die Kraft und den Willen aufbrächte, einen Weg selbstständigen Denkens und Handelns zu gehen, wie ihn Willy Brandt, Walter Scheel, Egon Bahr und viele andere einst in einer noch viel gefährlicheren Situation im deutschen Interesse einschlugen.“
Die Verantwortung für die entstandene Situation sieht er dabei auf der westlichen Seite. Für Dieckmann ist es „erschreckend“, dass die aktuelle deutsche Politik gegenüber Russland „nicht nur politische Errungenschaften verspielt hat“. Sie habe ebenso verhindert, dass sich beide Völker weiter annähern – „bis hin zur Umkehrung eines bis dahin befriedeten und sogar freundschaftlichen Verhältnisses“.
Geschichtsvergessene Politik und Medien Wie unsensibel westliche Politik sich gegenüber Russland verhält, zeigt der Autor zu Beginn seines Textes: Die Spitzen der Europäischen Union (EU) haben drei Jahre jeweils am 22. Juni beschlossen, die
[Links nur für registrierte Nutzer]für ein Jahr zu verlängern, mit denen sie auf die Rückkehr der Krim zu Russland reagierten.
„Es war an einem 22. Juni, als Hitlers Truppen ohne Kriegserklärung in ein Land einfielen, das mit Deutschland durch einen Neutralitätspakt, der einem Bündnis gleichkam, verbunden war. Wie viele Opfer der so begonnene Krieg von den überfallenen Völkern forderte, kann man in den Geschichtsbüchern nachlesen; die Zahl übertrifft um ein Vielfaches alle anderen Opferzahlen.“
Das wurde von Brüssel erst in diesem Jahr geändert – indem die Entscheidung
[Links nur für registrierte Nutzer] wurde. Für viele Politiker und Journalisten auch hierzulande sei „dies nur eine Zahl unter anderen“. Dieckmann warnt, „ihre Geschichtsvergessenheit ist die eigentliche Gefahr“.
„Narzisstische Kränkung“ der USA Politik- und Medienvertreter stehen aus Sicht des Schriftstellers „immer noch im Bann jener US-amerikanisch inspirierten Propagandamaschine, die die Sowjetunion in den Zeiten des Kalten Krieges zu einer viel größeren Bedrohung stilisierte, als sie ihrem strategischen Potential nach sein konnte“. „Die Profite jener gewinnträchtigen Formation, die militärisch-industrieller Komplex heißt, spielten bei alledem eine beträchtliche Rolle.“
[Links nur für registrierte Nutzer]
[Links nur für registrierte Nutzer]
Der Autor sieht als Ausgangspunkt eine „narzisstische Kränkung“ der USA durch die Sowjetunion. Diese habe die Vereinigten Staaten um die alleinige und angeblich ihr gehörende Weltherrschaft gebracht. Der US-Hegemonie-Anspruch sei im September 1949 „fundamental erschüttert“ worden, als die Sowjetunion erstmals einen Atombombenversuch erfolgreich durchführte. „Das haben die USA der Sowjetunion niemals vergeben“, so der Schriftsteller. Seitdem letztere 1991 unterging, müsse nun Russland dafür bezahlen.
Putins „außerordentliche Leistungen“ Unter Wladimir Putin habe sich Russland „allmählich von der ökonomisch-sozialen Katastrophe erholt, die unter dessen Amtsvorgänger Jelzin über das riesige Land hereingebrochen war, infolge einer ökonomischen Fehlsteuerung, zu der dessen amerikanische Berater wesentlich beigetragen hatten.“
Dieckmann gesteht dem derzeitigen russischen Präsidenten, der von deutschen Medien anhaltend dämonisiert werde, „außerordentliche Leistungen“ zu. Er verweist dabei darauf, dass die mittlere Lebenserwartung der russischen Bevölkerung in der Ära von Boris Jelzin gravierend gesunken sei und sie sich seit dem Jahr 2000 von 65 wieder auf knapp 73 Jahre erhöht habe.