Und so funktioniert die Masche: Es geht um Papiere, die den Namen ADR tragen. ADR steht für American Depositary Receipts. Sie werden von Banken ausgestellt und an den Börsen in den USA stellvertretend für ausländische Aktien gehandelt. Bislang war das ein unverdächtiges Geschäft, ursprünglich erfunden, damit US-Investoren beispielsweise Aktien europäischer Firmen in Dollar handeln können.
Normalerweise muss jedem ADR-Papier eine Aktie zugrunde liegen, oder ein Bruchteil einer Aktie. Nach Erkenntnissen von US-Ermittlern sind in zahlreichen Fällen aber solche Papiere ausgegeben worden, ohne dass die Banken die betreffenden Aktien hinterlegt hätten. Die Inhaber dieser sogenannten Vorab-ADRs sollen dann deutsche Finanzbehörden getäuscht und Steuererstattungen kassiert haben, obwohl zuvor gar keine Steuern auf Dividenden gezahlt worden waren.
...
In der Finanzbranche gibt man zu: Der Handel mit ADR-Papieren sei betrugsanfällig gewesen. Banken hätten oftmals solche Phantom-Aktien ausgestellt, mit dem Versprechen, die echten Aktien würden noch geliefert. Es sei darum gegangen, bei Geschäften zwischen Europa und den USA eine gewisse Zeitspanne bis zur Vorlage der tatsächlichen Aktien zu überbrücken, was grundsätzlich legal ist. Die Phantom-Aktien seien von echten Aktien nicht zu unterscheiden gewesen. "Wir wissen nicht, was mit diesen ADR-Papieren passiert ist", gibt man in Bankenkreisen heute unumwunden zu. "Wir haben nicht mehr nachvollziehen können, welche Papiere für welche Geschäfte benutzt wurden. Wir wissen nicht, was unsere Kunden steuerlich getrieben haben."
Neben dem Verdacht, Institute wie die Deutsche Bank hätten leichtfertig ADR-Papiere ausgegeben und damit Betrügereien auf Kosten der Steuerzahler ermöglicht, gibt es allerdings auch Hinweise auf eine noch viel stärkere Verwicklung von Geldhäusern. Andere Banken könnten diese Methode auch selbst genutzt haben, um nach 2012 weiterhin die Staatskasse zu bestehlen.