Zitat von
Leibniz
Das hat nichts mit GS zu tun. Es sind vielmehr die Gepflogenheiten in diesem Geschäft. Vor wenigen Jahren wurden eines Freitags, eines sogenannten Hexensabbats, unauffällig alle frei umlaufenden Bundesanleihen zu einem Future, das etwa 100 Mrd. pro Tag umsetzt, aufgekauft und damit allen Verkäufern des Futures die Möglichkeit genommen, ihre Lieferverbindlichkeit zu erfüllen. Zuvor hatte die gleiche Person unauffällig eine astronomische long Position in den gleichen Futures aufgebaut. Vereinfacht hat jene Person von anderen Marktteilnehmern astronomische Mengen Bundesanleihen zur Auslieferung an diesem Freitag gekauft und währenddessen alle der umlaufenden, lieferpflichtigen Anleihen selbst aufgekauft. Zwangsläufig mussten alle Verkäufer zwangsweise ihre Futures zurückkaufen, was zu einem massiven Kurssprung in die Höhe führte und den Verkäufern das Geld abnahm, was jener Mitarbeiter als Gewinn dabei verdiente.
Gelegentlich kommt es auch dazu, dass ein relativ leicht abschätzbares, großes Inventar der Market-Maker in Indexoptionen existiert. In diesen Fällen drücken andere Teilnehmer den Markt genau dorthin, wo jener MM zwangsweise und auf einen Schlag das Underlying einkaufen muss, was zulasten des MM bewusst zu Höchstkursen herbeigeführt wird.
Besonders extrem sind meist die Anleihemärkte, weil dort am meisten verdient werden kann. Persönlich war ich in eine Transaktion verwickelt, die mit eine der Broker-Dealer Banken jedoch (bewusst) mit anderer Clearing Gegenpartei stattfand. Ohne in nähere Details zu gehen, hatte der Dealer versucht, zu Phantasiepreisen, die etwa 2-3% zu schlecht waren, wieder aus der Position herauszukommen. Zum Kurssturz diese Woche hatte sich der faire Wert stark zu unseren Gunsten verändert, woraufhin wir eine Limit-Order zum tatsächlichen Wert +10% Aufschlag (was in diesem Fall extrem viel ist) für einen Teil an der Börse haben liegen lassen, nach dem Motto: fress' oder stirb'. Als er dieses großzügige Angebot nach 15 Minuten nicht annahm, wurde die Order gestrichen und wird bis zum bitteren Ende nicht wieder kommen. Diese Dinge sind alltäglich, daher ist es wichtiger, niemals in eine ausnutzbare Situation zu kommen.
Derivate sind jedoch unbestreitbar notwendig für eine Wirtschaft, auch im Agrarbereich. Ein Landwirt kann genauso wenig wie ein Importeur darauf hoffen, dass die Rohstoffpreise zwischen Investition und Fertigstellung/Lieferung stabil bleiben. Banken und Versicherungen können genauso wenig hoffen, dass die Zinsen konstant bleiben.
Im übrigen ist diese Frage eine, die überhaupt nichts mit GS zu tun hat. Weder bei GS noch bei anderen Firmen sitzen Angestellte, die spekulativ Rohstoffe (außer Geld) kaufen oder verkaufen. Das tun höchstens einige Fonds, die keine besseren Ideen haben. Das einzige Feld von Firmen wie GS, was mit Handelsaktivitäten im Zusammenhang steht, ist das sogenannte Market-Making, also das anbieten von Preisen und das Ermöglichen von Transaktionen ihrer Kunden.
Die Großhandelspreise für Getreide liegen darüber hinaus bei etwa 10-15 Cent/kg. Bei opulenten 100kg Jahresverbrauch wären das Kosten von etwa 10-15€ / Jahr.
Das tatsächliche Problem und auch das einzige hinsichtlich der Nahrungsversorgung in Afrika ist Korruption. Wenn sie außer sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und Militärdiktaturen zu errichten nichts können ist das ihr Problem. Ich jedenfalls habe überhaupt kein Mitleid und verspüre nicht einen Ansatz von Empathie. Im letzten Jahrhundert sind Millionen von Deutschen verhungert. Das war Afrikanern und der Welt insgesamt auch egal.