Juden in Deutschland: Beauftragter plant neues Antisemitismus-Meldesystem Der Antisemitismusbeauftragte der Regierung beklagt, dass sich Judenhass in Deutschland offener zeige. Künftig sollen auch Fälle ohne direkte Gewalt registriert werden.
4. Oktober 2018, 11:40 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, KNA, AFP, kat
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Junge Berliner setzen im Mauerpark für die Aktion gegen Antisemitismus "Kopf hoch" Kippot auf, die zuvor kostenlos verteilt wurden. © Gregor Fischer/dpa
Der Antisemitismusbeauftragte der
[Links nur für registrierte Nutzer], Felix Klein, hat ein neues Meldesystem für Vergehen gegen Juden in Deutschland angekündigt. Die Vorfälle in Chemnitz zeigten, dass man es in Sachen Antisemitismus mit einer neuen Qualität zu tun hätte, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Viele antisemitische Vorfälle seien jedoch auch nicht mit direkter Gewalt verbunden, etwa, wenn jüdischen Restaurantbesitzern verdorbenes Schweinefleisch vor die Tür gelegt werde. Diese Fälle sollten nun in dem neuen System System namens MIRA (Melde-, Informations- und Recherchestelle gegen Antisemitismus) bundesweit gesammelt werden. Gemeinsam mit israelischen Behörden wolle man zudem daran arbeiten, Antisemitismus im Internet zu bekämpfen.
Klein beklagte, dass sich der
[Links nur für registrierte Nutzer] zeige. Wer sich früher nicht getraut habe, antisemitische Sprüche zu reißen, könne das heute
[Links nur für registrierte Nutzer], sagte er dem Südwestrundfunk (SWR). Im Netz sei es leichter, Gleichgesinnte zu finden und zunächst sei dort erst einmal niemand, der widerspreche. Eine weitere Herausforderung für die Erinnerungskultur sei, dass es immer weniger Zeitzeugen gebe, die über den Nationalsozialismus berichten könnten und dass sich Deutschland durch die Migration verändert habe. Deshalb brauche es "neue Formen der Erinnerung". Antisemitismus müsse bewusst gemacht werden, anstatt kleingeredet zu werden. Zudem wies Klein darauf hin, dass die Wahrnehmung antisemitischer Vorfälle in Deutschland weit auseinanderklaffe. Demnach hätten 80 Prozent der Juden in Deutschland den Eindruck, dass der Antisemitismus zunehme – doch etwa 80 Prozent der nichtjüdisch-stämmigen Bevölkerung in Deutschland seien der Meinung, es gebe wichtigere Probleme.
Klein begleitet die
[Links nur für registrierte Nutzer]. Israel erwarte, dass die Bundesregierung sich entschlossen gegen Antisemitismus stelle und auch keine Toleranz dafür walten lasse, sagte er. Er forderte vorsorgende Maßnahmen: So sollten Lehrer besser darauf vorbereitet werden, bei antisemitischen Vorfällen einzugreifen und zudem mehr Angebote in Jugendzentren geschaffen werden. So könne man verhindern, dass junge Menschen auf rechtsradikale Gruppierungen hereinfallen.