Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
Das ist eine prinzipielle Frage. Soll Fortschritt "passieren", oder soll er diktiert werden? Ich habe etliche Kubikmeter Glühbirnen eingelagert, vor ca. 2040 werde ich wohl keine Engpässe zu fürchten haben, wobei ich durchaus zugestehe, dass es inzwischen akzeptable Alternativen gibt, die dann sogar noch Strom sparen. Ich bin kein Fortschrittsfeind, aber ich nehme mir heraus, Entwicklungen in dem Tempo zu akzeptieren, das mir liegt. Was die Politik tut ist etwas gänzlich anderes. Deren Verhalten ist etwa vergleichbar mit einem Verbot des Pferdefuhrwerks, eine Woche nach Bertha Benz' Überlandfahrt, oder einem Verbot der Elektronenröhre, ein paar Tage nachdem Teal, Sparks und Shockley den ersten Flächentransistor in den Bell-Labs präsentiert hatten. Fortschritt ist etwas organisches, wenn eine neue Entwicklung überlegen ist, setzt sie sich durch. So hat der Dieselmotor im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts den Dampfantrieb für Lastwagen verdrängt, so hat in den 80ern und 90ern die Einspritzanlage den Vergaser ersetzt, die Liste der Beispiele ließe sich lange fortsetzen.

Nun magst du anführen, es würden manche Entwicklungen - exemplarisch die bei Energiesparlampen - gar nicht in Gang kommen, bestünde nicht der Druck durch das Verbot der etablierten Technik. Und in manchen Bereichen stimmt das sicher, zum Beispiel eben dem hier angeführten, in anderen stimmt es aber nicht. Hier verbietet die Politik mit einem Federstrich Basis-Technologien, die weder ad hoc noch kurzfristig ersetzbar sind. Trifft das auf den Klappen-Auspuff zu? Nein, natürlich nicht, aber dessen Verbot fällt in den selben Trend, in den auch Verbote sinnvoller, notwendiger Technologien fallen, zum Beispiel den irrsinnigen Atomausstieg oder den ebenso irrsinnigen Einstieg in die "Elektro-Mobilität", der jede jetzt und demnächst existierende Infrastruktur unweigerlich zusammenbrechen lassen würde, ginge dieser Schwachsinn in die Fläche.

Es ist schwer zu trennen zwischen sinnvollen Verboten, zumindest nicht schädlichen Verboten und schädlichen Verboten, deswegen sollte man generell Verbote so sparsam einsetzen, wie es überhaupt nur möglich ist. Als allerletzten Schritt, wenn alle anderen Maßnahmen nicht zum Ziel geführt haben. Statt zum Beispiel den Klappen-Auspuff zu verbieten, könnte man entsprechend ausgerüstete Fahrzeuge etwas höher besteuern, die Entscheidung bliebe aber dem Konsumenten überlassen. So funktioniert ein freier Markt, Verbote dagegen führen letztlich in die Diktatur.
Schwieriges Fahrwasser.

Wo beginnt die persönliche Freiheit und wo endet sie - auch vor dem Hintergrund der Beeinträchtigtung der Freiheit der Mitmenschen?

Vermutlich neige ich durch die ziemlich autokratisch geführten Staaten in Fernost (insbesondere durch Singapur) ein bisschen zu strafferen Gesetzen und Vorschriften, die natürlich von vielen unserer Zeitgenossen als viel zu einengend und sogar zu knebelnd aufgefasst werden.

Das mit den zusätzlichen Steuern kann natürlich ein Lösungsansatz für Auspuffklappen sein, aber damit kann vieles an falsch verstandener und falsch ausgelebter persönlichen Freiheiten nicht abgedeckt werden.

Um beim Beispiel Singapurs zu bleiben:

Gehört es zur unverzichtbaren persönlichen Freiheit:

- Wände und Züge mit Grafitti beschmieren zu dürfen? (Manche mögen dies ja als Kunst verstehen, aber manche sehen es eben auch als Sachbeschädigung)?

- Zigarettenkippen einfach fallen zu lassen (ich bin selbst Raucher und kämpfe oft mit mir, nach einer Entsorgungsmöglichkeit für die Kippe suchen zu müssen, bin also selbst betroffen....)?

- In öffentlichen Verkehrsmitteln zu essen und zu trinken?

- Einen abgekauten Kaugummi einfach fallen zu lassen oder in einer U-Bahn an den Sitz zu kleben?

Und und und....

Zur Anregung mal eine kurze Verbots- und Gebotsschilder-Collage aus Singapur:



Sicher ziemlich heftig, aber nicht ohne Grund ist Singapur der wohl sauberste und gepflegteste und zugleich sicherste sowie wohlhabendste Stadtstaat auf dem Erdball.
Jedenfalls habe ich mich dort sehr wohlgefühlt und fühlte meine persönliche Freiheit durch die vielen Verboten und Vorschriften auch nicht im mindesten eingeschränkt.

Wo endet die persönliche Freiheit des Einzelnen und wo geht es nur noch mit bußgeldbewehrten Verboten?