Jedenfalls ist Echnaton eine faszinierende Person.
Echnaton spielte sein liebstes Spiel: Ich, König und Gott. „Echnaton war die größte Katastrophe, die Ägypten je heimgesucht hat“, verurteilt Nicholas Reeves den König am Nil. „Echnaton war ein Mensch, dem man Respekt und Sympathie schwer versagen kann“, bewundert Erik Hornung den gleichen Mann. Der britische Ägyptologe Nicholas Reeves ist Leiter des Amarna Royal Tombs Project im Tal der Könige. Erik Hornung ist Ägyptologe und Nestor des Fachs im deutschsprachigen Raum. Die wissenschaftliche Diskussion um den geheimnisvollsten und umstrittensten Pharao verläuft seit über 100 Jahren zwischen diesen beiden extremen Polen. Ein Ende ist nicht abzusehen, denn häppchenweise bringt die Archäologie neue Erkenntnisse zu Tage, und ebenso stückchenweise kommen neue philologische Mosaiksteinchen und Interpretationen über Echnaton und seine Zeit ins Bild. Die öffentliche Wahrnehmung begnügte sich lange Zeit mit Echnatons Identifizierung als Mann der anmutigen Nofretete. Doch dann rückte der Revolutionär auf dem Pharaonenthron, der Ketzerkönig, der Spinner, der Aufklärer in den Mittelpunkt des Interesses. Drehpunkt solch unterschiedlicher Charakterisierungen war die Erfindung des Monotheismus durch Echnaton. Er war der Erste, der neben seinem Sonnengott Aton keinen anderen Gott dulden wollte. Damit stürzte er das altehrwürdige ägyptische Reich zwischen 1372 und 1354 v.Chr. in eine Kulturrevolution ohne Beispiel.
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