97 % können nicht von ihrer eigenen Arbeit leben !
97 % können nicht von ihrer eigenen Arbeit leben !
Die tiefsten Brunnen tragen die höchsten Wasser - Meister Eckhart
Franz Schubert war während seines kurzen Lebens ein Künstler am Existenzminimum, heute gehört er überall in der Welt zu den am meist geschätztesten Komponisten der Musikgeschichte. Auch Mozart war zu seiner Zeit nicht der große Star, das war Antonio Salieri, den heute kaum noch jemand hört.
Der wahre Wert der Schöpfungen, die ein Künstler hinterlässt, zeigt sich oftmals erst nach dem Tod.
"Aktualität bedeutet den Gipfel des Unbedeutenden." - Nicolás Gómez Dávila
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
Was heißt denn "modern"? Wenn ich das Klangbild einer Vertonung von Johann Sebastian Bach mit dem technisch sterilen Computersound von zeitgenössischer Musik vergleiche, empfinde ich es so, daß die heutige Musik äußerst altmodisch, um nicht zu sagen altbacken klingt.
Bei der Kunst geht es für den Betrachter, Leser oder Hörer vor allem darum, sich auf sie einzulassen, und genau daran gebricht es den Menschen schon seit langer Zeit. Die aus Amerika stammende Unterhaltungsindustrie füttert die "hungrigen Sinne mit einer Massennahrung" (Stefan Zweig), sie ist bequem und leicht verständlich. Daran haben sich die allermeisten Leute gewöhnt, und anstrengende Kunstmusik ist ihnen zuwider.
Als ich mir Bachs Chaconne zum ersten Mal anhörte, habe ich danach schnell wieder alles vergessen. Ich lag einige Tage später im Bett und stellte beim Einschlafen voller Verblüffung fest, daß ich mir keinen einzigen Ton des Stücks gemerkt hatte. Eine ungewöhnliche und peinliche Erfahrung, da ich Musik von klein auf immer gut im Gedächtnis behalte. Mittlerweile bin ich immerhin soweit, daß ich die ersten Takte dieses Meisterwerks im Kopf habe.
Über die bürgerliche Gesellschaft meinte der Musiktheoretiker Heinz-Klaus Metzger vor fast 40 Jahren schon: "Sie ist längst nicht mehr revolutionär und rutscht weltgeschichtlich eine schiefe Ebene hinunter, und zwar mit beängstigend zunehmendem Intelligenzverlust. Es gibt heute kein wirklich adäquates Publikum mehr für ernste Musik."
Für ernste Musik gilt dasselbe wie für ernste Kunst im Allgemeinen. Bevor man irgendetwas bewertet oder gar beurteilt, sollte man sich zunächst einmal mit der Sache beschäftigt haben. Das ist wohl das Mindeste, was man verlangen kann. In diesem Strang haben viele Schreiber ein Urteil über "moderne Kunst" abgegeben, bei denen klar ersichtlich ist, daß sie an Kunst sowieso nicht interessiert sind. Das sagt viel über unsere Zeit aus, denn hier schreiben größtenteils keine Asozialen.
Ich kann mir kaum ein Urteil über die heutige Szene der Kunstschaffenden erlauben, weiß aber zumindest, daß die deutschen Orchester, die nur durch Subventionen überlebensfähig sind, noch immer zur internationalen Spitze gehören.
Wo Kunst zur Staatspropaganda mutiert, und das ist nicht selten im Bereich der Pop- und Rockmusik der Fall, bleibt einem nur das Ignorieren.
"Moderne Kunst" aber grundsätzlich abzulehnen, nur weil sie ein bestimmtes Zeitkriterium nicht erfüllt, ist so ziemlich das Dümmste was man tun kann. So gehört für mich die Sinfonie der Klagelieder von Henryk Mikołaj Górecki zu den eindrucksvollsten Werken der Musikgeschichte. Die stammt aus dem Jahre 1976 und ist aus musikalischer Sicht der Gegenentwurf zur Lach- und Spaßgesellschaft des 21. Jahrhunderts.
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
Das liegt auch daran, dass man den Kunstbegriff von dem Arbeitsbegriff trennt und somit der Wert des Kunsthandwerks nicht mit dem nötigen Vertrauen dargestellt werden kann. Kunst ist Handwerk. Was also liegt näher als den Wert eines Kunstwerks seriös mit Arbeitsstunden + Materialkosten zu bewerten? Der Preis einer Arbeitsstunde für den Malermeister könnte eine Richtschnur sein, denn was das Kunstwerk von einer weiß angemalten Wand dem künstlerischen Wert nach unterscheidet liegt allein im Auge des zukünftigen Käufers.
Schuld sind aber auch manche Künstler selbst, die für ein fünzehnminütiges Gekrakel plus einem Materialwert von einigen Cent 30.000€ kassieren wollen und auch ein paar blöde kommunale Käufer finden, deren eigenes Geld es ja nicht ist, was sie zum Fenster hinauswerfen. Dieser Nepp spricht sich natürlich rum.
Eine meiner wenigen Freundinnen ist eine akademische Malerin, ich glaube ich habe das schon mal erzählt. Sie stellt aus und verkauft ihre Bilder zu Lebzeiten und lebt recht gut davon. Im Winter in warmen Gefilden am Malen, im Sommer in Deutschland Bilder verkaufen. Die Preise bewegen sich zwischen 300,00€ und 3.000,00€, je nach Zeitaufwand und Materialverbrauch. Sie kalkuliert dabei sehr defensiv die Meisterstunde mit 50,00€ + Leinwand + Farben + Rahmen und hat damit künstlerischen und auch finanziellen Erfolg. Ich habe sie schon ganz früh unterstützt, als ihre Preise noch defensiver waren und freue mich nun über ein paar Orginale, die sehr schön sind und die ich niemals verkaufen werde. Vielleicht kommt noch mal eines dazu.
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
Die Art und Weise wie Hitler und Goebbels mit UFA, Veit Harlan, Zarah Leander, Marika Rökk und Hans Albers Staatspropaganda unters Volk gebracht haben, ist im Vergleich zur allgegenwärtigen Gehirnwäsche in der BRD wie ein Kindergeburtstag. Darüber sollte man sich im Klaren sein, und nicht alles stumpfsinnig in sich hineinfressen, was in Deutschland mit den Mitteln der Unterhaltung serviert wird.
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