Vielleicht kann es einer nachempfinden, denn meine Abneigung gegen dieses Buch hatte einen anderen Ursprung, als in diesem [Links nur für registrierte Nutzer], der es mehr oder weniger hierauf reduziert:

Das wäre nicht falsch. Wichtiger aber scheint, die Leute, die Salinger jetzt achselzuckend absnobben und offenbar nichts dagegen hätten, wenn er pünktlich zu seinem 100. Geburtstag am 1. Januar in den Mülleimer der Literaturgeschichte segeln würde, darauf hinzuweisen, dass sie sich mindestens einer so großen Dummheit schuldig machen wie derjenigen, die sie ihm unterstellen. Sie verwechseln Autor und Erzähler. Sie verachten den „Fänger im Roggen“, weil ihnen Holden Caulfield nicht passt. Kann ja mal passieren. Ist tatsächlich auch vielen passiert, darunter zahlreichen Holden-Fans, die den Roman genau deshalb so lieben, sozusagen aus den spiegelverkehrten Gründen, die genauso falsch wären – wäre in der Liebe nicht alles erlaubt. Ist wahrscheinlich sogar Salinger selbst passiert, der seine berühmte Figur mit zentralen Merkmalen ausstattete, über die er selber verfügte, einer Größe von 1,85 Meter zum Beispiel, schon im Jugendalter grauen Haare oder der Gewohnheit, schrecklich viel zu rauchen.
Daran lag es bei mir jedoch nicht. Ein Grossteil der Ablehnung kam daher, dass man mir "den Fänger" dreimal angetan hat. Auf Englisch ist das Buch noch einigermassen erträglich, in der deutschen Übersetzung jedoch eine Zumutung. Ich vermute, man wollte, dass wir uns mit dem Helden der Geschichte identifizieren konnten, der letztendlich aufgrund der Abgründe der Welt eigentlich nur wieder in sein Jugendzimmer wollte. Diese Einstellung fand ich jedoch eher bei meinen Lehrern vor, gegen die ich rebellierte, weshalb ich dieses Buch als eine unheimliche Verklärung ihrer Tatenlosigkeit und Gleichgültigkeit ansah. Es war ein reiner Romantizismus, ein Zerrbild dessens, was man uns täglich reinwürgte.

Ich bin nicht der Meinung, dass das Buch in den Mülleimer sollte, aber es gibt wesentlich bessere Bücher.