Ja.
Nein.
Ich würd ja auch den Liechtensteinern nicht zum Beitritt raten, nur weil's auch Deutsche sind!
Aktueller Kalenderspruch: Das ist wohl tatsächlich das Problem. Das alte links gibt es nicht mehr. Links ist heute das gut versorgte Establishment und nicht der entrechtete Proletarier. (HenningPogwisch, 130224, https://www.zeit.de/kultur/2024-02/p...0nach8/seite-2)
Tut mir leid, wenn ich Dir widersprechen muss, aber das Bild, das uns unsere freiheitlichen "Medien" samt unserer bescheuerten Kanzlerine über China im Laufe der Jahre gezeichnet haben, ist sehr verzerrt.
Es gibt in China einige Regeln zu beachten, wenn man dort ungestört leben möchte.
Die wichtigste dieser Regeln wurde mir gleich zu Beginn meiner dortigen Aufenthalte von einem sehr erfahrenen Chinesen eingeprägt:
"Du kannst in China machen, was Du willst und was Dir gefällt. Aber lege dich niemals mit dem Staat und der Partei an, sonst verrottest Du in einem Gefängnis in der Takla Makan-Wüste!"
Ich habe mich in China freier und ungezwungener gefühlt als in den meisten europäischen Ländern.
Die Frage können am Besten die Bewohner von Hongkong beantworten, denn die wurden ja mit China "wiedervereinigt".
Bin 1983 und 1989 länger dort gewesen, aber nie in China (außer Hongkong vor der Wiedervereinigung) aber denke, dass beide Länder nicht zusammenpassen.
"Die Größe einer Nation und ihr moralischer Fortschritt kann danach beurteilt werden, wie sie ihre Tiere behandeln."
-Mahatma Gandhi-
Glaube ich Dir, Du warst ja auch recht oft dort.
Aber eins stört mich doch gewaltig:
Als Ausländer habe ich damit kein Problem. Wenn mir in einem fremden Land die Verhältnisse nicht passen, gehe ich wiederAber lege dich niemals mit dem Staat und der Partei an, sonst verrottest Du in einem Gefängnis in der Takla Makan-Wüste!"
oder reise erst gar nicht hin. Aber als Einheimischer würde ich schon gern den Mund aufmachen können, ohne mein Leben
oder zumindest meine Freiheit zu riskieren (einen gewissen Künstler sowie ein muslimisches Völkchen nehme ich hier aus-
drücklich aus). Man könnte zur Entschuldigung allerdings anführen, dass Chinas Regierung nicht ausdrücklich gegen das ei-
gene Volk handelt wie es "unsere" tut.
Die Frage im Strangtitel ist ein bisschen aus der Zeit gefallen.
De facto sind China und Taiwan - zumindest wirtschaftlich - längst schon wiedervereint.
Nahezu alle taiwanischen Firmen sind mittlerweile entweder vollständig oder zumindest mit Joint Ventures ins große Vaterland umgesiedelt und produzieren dort ihre Waren, die dann entweder (ja nach Standort der Fabrik) über Shanghai oder über Hongkong ins Ausland verschifft werden.
Zu Beginn der Öffnung Chinas war es für taiwanische Geschäftsleute noch unmöglich, direkt mit einem taiwanischen Pass nach China zu reisen. Um das zu umgehen, wurde in Hongkong ein Zweigbüro eröffnet und von der damals noch britischen Kolonialverwaltung ein Dokument ausgestellt, dass den taiwanischen Inhaber als Hongkonger deklarierte.
Es gab bis Ende der Achtziger keine Direktflüge von Taipei nach China, sondern nur mittels umsteigen in Hongkong (die Hongkonger Tochter der Cathay Pacific, Dragon Air, hatte als einziges westliches Luftfahrtunternehmen die Lizenzen für Flüge nach China).
Heute? Alles kein Thema mehr.
Mehrere Linienflüge von Taipei oder Kaoshiung nach Xiamen, Shanghai, Hangzhou sind völlig normal geworden.
Die Meinungen der Taiwaner zur Frage der Wiedervereinigung mit China sind ziemlich gespalten, aber die Tendenz geht immer mehr zur "Heim ins Reich"-Auffassung.
Wie schon die unter Deng Xiao Ping erfundene Formel andeutete, ist es durchaus denkbar, die beiden Wirtschaftssysteme ohne größere Umbrüche parallel laufen zu lassen, so ähnlich, wie es auch mit der "Special Economic Region Hongkong" konstituiert wurde:
"One country, two systems".
Nur die Amis zicken noch, aber die haben die Zeichen der Zeit eben noch nicht erkannt....
Ich verstehe Dich vollkommen, erkenne aber in Deiner Antwort auch das grundsätzliche Verständnisproblem von uns Westlern für die chinesische Mentalität, die sich vielleicht am besten mit dem folgenden, etwas harsch klingenden Satz aus der Konfuzianischen Denkweise erklären lässt:
"Der Staat ist alles, Du bist nichts!"
Anhand der Gespräche mit einem langjährigen Freund aus Hongkong, der mich während seiner jährlichen beruflichen Europa-Reisen immer wieder übers Wochenende besucht, kann ich vielleicht etwas von dieser Denkweise vermitteln.
Wir sitzen dann nach einer Fahrt durch den Schwarzwald abends gemütlich in einem rustikalen Lokal (er liebt die badische Küche samt der "German Sausages - Bratwürste - und der geräucherten Ripple...) und plaudern über die alten Zeiten in Hongkong.
Natürlich frage ich ihm Löcher in den Bauch, wie es jetzt in Hongkong nach der Übernahme durch China funktioniert und ob man eventuelle Restriktionen spürt.
Speziell bei meiner Frage nach den Einschränkungen der Freiheit im Internet lachte er laut auf und meinte: Erstens weiss der einfache Chinese gar nicht, was wir unter Freiheit verstehen, und zweitens ist es ihm völlig egal".
Die Chinesen ticken ganz anders als wir. Und der Ai Wei Wei ist ein Spinner, der meint, sich mit seinem Protest wichtig machen zu müssen. Den nimmt in China niemand ernst. Ebensowenig wie die Falun Gong-Bewegung. Lauter Spinner.
Chinas Wirtschaft brummt, fast alle haben Arbeit, ein Dach über dem Kopf, genügend zu essen und können den ganzen neuzeitlichen Krempel konsumieren und an der Börse spekulieren, also ist doch alles bestens.
In den großen Metropolen am pazifischen Küstengürtel fahren die neuen Yuppie-Millionäre Ferraris und Lamborghinis und der einfache Reisbauer schuftet immer noch auf seinem Reisfeld. Trotzdem herrscht Harmonie und Loyalität zum Staat und zur Partei.
Weshalb sollten die Chinesen aufmucken, vor allem nach dem unglaublich beeindruckenden Aufstieg Chinas, seit Deng Xiao Ping in den Achtzigern den Hebel umgelegt hat?
Geändert von Chronos (02.01.2019 um 13:25 Uhr)
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)