Zitat von
frundsberg
„Der amerikanische Publizist Walter Lippmann äußerste kürzlich, es könne nicht davon die Rede sein, daß die Vereinigten Staaten den Vietnamkrieg verlieren. Denn als verloren könne ein Krieg nur dann gelten, wenn
– das eigene Territorium vom Feind besetzt ist,
– die führende Schicht des besiegten Volkes in Kriegsverbrecherprozessen abgeurteilt wird,
– und die Besiegten einem Umerziehungsprozeß unterworfen werden.
Ein naheliegendes Mittel dafür sei es, die Darstellung der Geschichte aus der Sicht des Sieges in die Gehirne der Besiegte einzupflanzen.
Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Übertragung der ‚moralischen‘ Kategorien der Kriegspropaganda des siegreichen Staates in das Bewußtsein der Besiegten. Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher der Besiegten gefunden hat und von der nachfolgenden Generation auch geglaubt wird, dann erst kann die Umerziehung als wirklich gelungen angesehen werden. … Als Mittel hierzu wird das Erniedrigungen zu mündlicher und schriftlichen Selbstkritik betrachten, … das ‚Bekenntnis der eigenen Schuld‘ an, das durch unablässige Einhämmern von Schuldgefühlen, lösen den Menschen aus der gewachsenen Gemeinschaft und aus seiner bisherigen Haltung erreicht werden soll. …
Der Mensch, der sich der Macht der Umerzieher willenlos unterwirft, wird dadurch geistig-seelisch den Plänen anderer dienstbar gemacht. Zweck der Umerziehung ist es demnach, den Charakter der Besiegten den von der Siegermacht errichteten Machtgefüge anzupassen.“
Deutscher Anzeiger, „Umerziehung – Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“, 15.06.1970, S. 4
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