Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepaßt an eine zutiefst kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti
Heinsohn sagte im weitesten Sinne zu dieser Thematik eben mal, dass das Preussen Anfang des 19. Jahrhunderts der erste Tigerstaat der Geschichte gewesen sei. Mit Ausnahme Englands gingen alle Staaten den selben Weg. Auch die asiatischen Staaten kopierten letztlich Preussen.
Das heisst, was da stattfindet ist der Übergang zur Eigentumsgesellschaft. Eigentum, Kredite, Zinsen, der Zwang innovativ zu sein. Das geht nur autoritär in der Anfangszeit, also von oben diktiert, wegen der gleichzeitigen Zerschlagung von traditionellen sozialen Sicherungssystemen. Später wird man dann liberaler.
Also, China wird mittel- bis langfristig den selben Weg gehen wie alle anderen Staaten die diese Entwicklung durchmachen bzw. durchgemacht haben. Dieses aktuelle System ist nicht typisch chinesisch, hat also nichts mit der Mentalität zu tun, sondern es ist typisch für die Entwicklung des Staates. Das hat Heinsohn jetzt nicht gesagt. Das ist meine laienhafte Konsequenz die ich daraus ziehe. Zumal in China ja auch grosse Spannungen herrschen, grosse Ungleichheit. Ebenso vergleichbar.
Da ist noch viel offen würde ich sagen.
Um die für uns völlig ungewohnte Denkweise und Mentalität der Sinidenabkömmlings-Ostasiaten zu verstehen, sollte man sich tief in die Grundsätze des Konfuzianismus einlesen und einarbeiten.
Wie die Zukunft in diesen Staaten aussehen wird, wissen wir nicht und können sie auch nicht extrapolieren. Man darf aber davon ausgehen, dass sie nicht so verlottern und moralisch verkommen werden, wie die europäischen und amerikanischen Staaten.
Das weiss ich nicht. Japan z.B. ist auch relativ westlich orientiert. Singapur...Südkorea...
Das ist ja eben das was Heinsohn sagt. Das ist die typische Entwicklung einer Eigentumsgesellschaft. Vorbild Preussen. Erst autoritär, weil die Menschen sonst nicht mitmachen würden, dann wird er immer liberaler.
Das ist auch so ein typisches Klischee und ein bei uns sehr verbreiteter Denkfehler.
Was heisst in diesem Zusammenhang überhaupt "westlich orientiert"?
Weil man sich mit Kleidung im westlichen Stil kleidet, weil man auch Coca Cola trinkt, Hamburger isst (zumindest die Jugend) oder auch exzessiv den westlichen Spielzeugkrempel wie Handys, Playstations, Tablets und Rechner nutzt?
Oder weil chinesische, japanische oder südkoreanische Pärchen in westlichen Klamotten heiraten und sich darin im Heidelberger Schloss oder auf Neuschwanstein fotografieren lassen?
Dies alles hat aber nichts mit der tief sitzenden Mentalität zu tun, nach der die Familie und der Staat die alles überwölbende Handlungsmaxime bestimmen und die Staatsräson die unabänderliche Leitlinie der Loyalität vorgibt.
Stark vereinfachtes Motto: Du bist nichts, die Familie und danach der Staat (= die Gesellschaft) sind alles.
Geändert von Chronos (01.02.2019 um 15:41 Uhr)
Die Spanier haben die Umerziehung ja mal durchgefuehrt, nachdem sie etwa 800 Jahre lang von dem Islam "beglueckt" worden waren. Es gab nur Lippenbekenntnisse, man ging zwar in die roemische Kirche, blieb aber Moslem. Danach haben die Spanier sie entweder umgebracht oder aus dem Land gejagt, einige sind ins Inland geflohen. Das Umerziehungsprogramm ist nach vielen Jahrzehnten als gescheitert beendet worden.
Böse Gegenfrage: Trifft das - wie z.B. in Ortega y Gassets "Elend und Glanz der Übersetzung" (auf deutsch selbst eine Übersetzung des Originals "Miseria y Esplendor de la Traducción"; in meiner Ausgabe von Gustav Kilpper übersetzt) - nicht eigentlich auf alle geistig-literarischen Werke zu? Ist der Koran wenioger zugänglich als die Bibel, die Luther ins Deutsche übersetzt hat? Oder als die "verschrobenen" deutschen Philosophen ("deutsche Denker", von den Ortega y Gasset spricht? (*))
Ich halte das für eine völlig alberne Schutzbehauptung seitens des Islam, zu behaupten, man können z.B. über Suren des Koran nicht diskutieren, wenn man lediglich eine Übersetzung gelesen habe. Man mag im Arabischen die Melodie, die Stilmittel noch besser, noch tiefer verstehen und erkennen. Die wesentlichen Gedanken sind in einer guten Übersetzung auf jeden Fall nachvollziehbar. Anders als z.B. Kant richtet sich der Koran sicher nicht an eine intellektuelle Elite; das würde einem Verbreitungsinteresse deutlich entgegenstehen. Es gibt z.B. einen Grund, warum das NT des Christentums in der leichtverständlichen κοινὴ verfaßt ist.
Darüberhinaus hat das Arabische im Islam natürlich auch eine religiöse Bedeutung. Die insbesondere dadurch persistiert wird, daß der Islam daran festhält, der Koran sei in der Form, wie er auch heute ist, geoffenbart worden - eben auf arabisch. Ich bezweifle das und bin mir sicher, ein Analogon zur historisch-kritischen Methode auf den Koran angewandt, täte not. Ich bin bin aber auch ein /Kafir-Harbi.
(*)
Da ich den Text nocht online finde, hier ein Bild der ersten Seite meiner Ausgabe:
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