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OneDownOne2Go
Du redest von zahlenmäßiger Unterlegenheit, das hatte ich erwähnt. Der Raumbesitz ist ein Vorteil, wird aber durch den Vorteil der offensiven Partei, Zeit und Ort des Gefechts zu bestimmen, weitgehend aufgehoben. Die Briten waren in der Luftschlacht zahlenmäßig schwächer, ihre Ausrüstung war aber ebenbürtig, soweit es die Flugzeuge betraf, bzw. überlegen, soweit wir von der Defensiv-Infrastruktur reden, hauptsächlich Radar, was ihnen erlaubte, ihre Kräfte dort zu bündeln, wo sie am dringendsten gebraucht wurden. Im Gegenzug verfügte die Luftwaffe zwar über mehr Flugzeuge, ein wesentlicher Anteil war für die Aufgabe jedoch schlecht bis gar nicht geeignet. Die in Polen und im Westfeldzug bei deutscher Luftherrschaft noch so erfolgreichen Stukas fielen wie die Fliegen der britischen Abwehr zum Opfer, die Bf-110 , die über die notwendige Reichweite für den Kampf über England verfügte, war kein Gegner für die Spitfires und Hurricanes, die Me-109 war ein Gegner, hatte aber im Luftraum über London gerade mal noch 10 Minuten Kampfzeit, sonst kamen sie wegen Spritmangel nicht mehr nach Hause. Beim London-Blitz machte sich das vollkommene Fehlen strategischer Bomber erstmals sehr negativ bemerkbar, die taktischen Bomber (He-111, Ju-88, Do-17), die die Luftwaffe reichlich besaß, richteten einfach nicht genug Schaden an. Gerade mal ein knappes Drittel der britischen Inseln lag wirklich innerhalb der Reichweite der Luftwaffe, das erlaubte es den Briten, ihre Kräfte zu rotieren und schwer mitgenommenem Einheiten eine Ruhepause zu gönnen, während sie durch frische Kräfte ersetzt werden konnten. Alles in allem verfügte keine Seite über einen entscheidenden Vorteil, so gab am Ende die innere Linie den Ausschlag. Also kein Beispiel für den Sieg des Unterlegenen.
Die Finnen kämpften gegen eine schlecht ausgerüstete, noch schlechter geführte und fast "blinde" rote Armee, bei der Kommunikation und Nachrichtendienst quasi unter Totalausfall zu verbuchen waren. Das ließ den Angreifern die Chance, mit überlegener Taktik Siege zu erritngen, obwohl der Feind materiell nominal weit stärker war. Diese Stärke brachte er aber nicht zum Tragen, erst in der Schlussphase, als Stalin statistisch ein Dutzend Soldaten pro Meter Front zum Einsatz brachte und die mit massiver Artillerieunterstützung versah, machten sie ein wenig Boden gut. Gerade genug, um nicht als peinliche Niederlage zu gelten. Auch hier, zahlenmäßige Überlegenheit, aber faktisch eher ausgeglichene Verhältnisse.
Die 300 Spartaner gegen die 10.000 Perser, das wäre im Leben nicht gut ausgegangen, hätten die Spartaner nicht einen extremen Geländevorteil in der Form besessen, dass die Perser in den Thermopylen zu keiner Zeit ihre zahlenmäßige Überlegenheit zum Tragen bringen konnten. Auch hier, bezogen auf den verfügbaren Kampfraum ausgeglichene Verhältnisse, die dann den Verteidiger begünstigen.
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