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Thema: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

  1. #1
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    Standard EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

    Passend zu anstehenden EU-Parlamentswahlen gerät die jahrelange Anarchie europäischer Märkte in das Visier von EU-Bürokraten. Diverse "Strategien", die sich in Europa in den vergangenen Jahren etabliert haben, reichen anderorts für Gefängnisstrafen, insofern ist dieses Vorhaben zumindest nicht unberechtigt. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Etliche Personen handeln für gewöhnlich 100-500 Millionen Positionen in Bundesanleihen. Wenn bestimmte Akteure alle lieferfähigen Anleihen horten und damit einen massiven Kursanstieg um einige Basispunkte herbeimanipulieren verliert eine 100 Millionen Position eine halbe Million.
    Meines Erachtens wäre es hinreichend, auf Staatsanleihen 3-4% (statt 0) Eigenkapital von Primary Dealern zu verlangen.

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  2. #2
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    Standard AW: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

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  3. #3
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    Standard AW: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    Passend zu anstehenden EU-Parlamentswahlen gerät die jahrelange Anarchie europäischer Märkte in das Visier von EU-Bürokraten. Diverse "Strategien", die sich in Europa in den vergangenen Jahren etabliert haben, reichen anderorts für Gefängnisstrafen, insofern ist dieses Vorhaben zumindest nicht unberechtigt. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Etliche Personen handeln für gewöhnlich 100-500 Millionen Positionen in Bundesanleihen. Wenn bestimmte Akteure alle lieferfähigen Anleihen horten und damit einen massiven Kursanstieg um einige Basispunkte herbeimanipulieren verliert eine 100 Millionen Position eine halbe Million.
    Meines Erachtens wäre es hinreichend, auf Staatsanleihen 3-4% (statt 0) Eigenkapital von Primary Dealern zu verlangen.

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    Also ein koordiniertes "Pump & Dump". Auch nett.

  4. #4
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    Standard AW: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Also ein koordiniertes "Pump & Dump". Auch nett.
    So ist es. Prinzipiell ist die Methode zweitrangig. Die großen Märkte für Staatsanleihen sind aufgrund ihrer Größe und des stattfindenden Handelsvolumens bei weitem die attraktivsten Betätigungsfelder. Dazu haben die Clearingstellen einen Anreiz, maximales Volumen abzuwickeln, wobei die geringsten Kapitalanforderungen für Positionen als erstrebenswert gelten. Das damals betroffene Bund-Future bietet immer drei lieferfähige Anleihen, die jeweils mehrere Milliarden Euro Größe der jeweiligen Emission aufweisen müssen. Damit sind ausschließlich Großbanken imstande, mit dieser Methode Geld zu verdienen. Ich persönlich bin von Natur aus bereits viel zu paranoid, um einige Tage vor der Lieferfrist noch ungedeckte, offene Positionen zu halten. Allerdings ärgert die Nestbeschmutzung durch derartige Maßnahmen. Die wirklich wichtigen Märkte erhalten ihre Bedeutung nicht durch Börsenmitglieder und Market-Maker, sondern durch echtes Geld. Also Akteure, die vorhandene Instrumente als Werkzeug bzw. Dienstleistung z.B. zur Absicherung nutzen. (Versicherungen, Fonds, Banken, etc.)
    Besonders extrem ist die Lage am ehemaligen London Financial Futures Exchange, wo regelmäßig und sowohl am helllichten Tage als auch nachts vorwiegend Aktienindizes so exzessiv manipuliert werden, dass es bereits Blinden (FCA?) auffällt. Die Manipulation von Abrechnungkursen ist besonders kriminell, weil Milliardensummen an Derivaten von einigen Punkten Unterschied maßgeblich abhängen. Das ist (vermutlich) auch die Hauptmotivation.
    Doch was ist die Folge?
    Die wirklichen Kunden werden langfristig auf Alternativen umsteigen, wenn ein bestimmtes Umfeld durch Betrug und kriminelle Energie verdorben wird.

    Abgesehen davon ist es nicht vertretbar, echte Banken mit Einlagengeschäft und gemeinschaftlich organisierter Einlagenversicherung an derart windigen Unternehmungen teilnehmen zu lassen.
    Sogenannte Broker-Dealer und Investmentfirmen haben heute die Möglichkeit, alle zuvor klassischen Geldmarktinstrumente von Banken gleichermaßen zu nutzen. Zukünftig offenbar bis hin zur LTRO-Teilnahme und Target-II Abrechnungskonten, wenn auch mithilfe von Agenten.

  5. #5
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    Standard AW: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    So ist es. Prinzipiell ist die Methode zweitrangig. Die großen Märkte für Staatsanleihen sind aufgrund ihrer Größe und des stattfindenden Handelsvolumens bei weitem die attraktivsten Betätigungsfelder. Dazu haben die Clearingstellen einen Anreiz, maximales Volumen abzuwickeln, wobei die geringsten Kapitalanforderungen für Positionen als erstrebenswert gelten. Das damals betroffene Bund-Future bietet immer drei lieferfähige Anleihen, die jeweils mehrere Milliarden Euro Größe der jeweiligen Emission aufweisen müssen. Damit sind ausschließlich Großbanken imstande, mit dieser Methode Geld zu verdienen. Ich persönlich bin von Natur aus bereits viel zu paranoid, um einige Tage vor der Lieferfrist noch ungedeckte, offene Positionen zu halten. Allerdings ärgert die Nestbeschmutzung durch derartige Maßnahmen. Die wirklich wichtigen Märkte erhalten ihre Bedeutung nicht durch Börsenmitglieder und Market-Maker, sondern durch echtes Geld. Also Akteure, die vorhandene Instrumente als Werkzeug bzw. Dienstleistung z.B. zur Absicherung nutzen. (Versicherungen, Fonds, Banken, etc.)
    Besonders extrem ist die Lage am ehemaligen London Financial Futures Exchange, wo regelmäßig und sowohl am helllichten Tage als auch nachts vorwiegend Aktienindizes so exzessiv manipuliert werden, dass es bereits Blinden (FCA?) auffällt. Die Manipulation von Abrechnungkursen ist besonders kriminell, weil Milliardensummen an Derivaten von einigen Punkten Unterschied maßgeblich abhängen. Das ist (vermutlich) auch die Hauptmotivation.
    Doch was ist die Folge?
    Die wirklichen Kunden werden langfristig auf Alternativen umsteigen, wenn ein bestimmtes Umfeld durch Betrug und kriminelle Energie verdorben wird.
    Wobei wir bei den Auswirkungen für die Anbieter wären. Es handelt sich hier um Staatsanleihen. Sollte es nicht im Interesse der Staaten sein, hier etwas genauer hinzusehen? Denn solche Geschichten müssen sich doch auf die Risikobewertung dieser Anlageform auswirken.

    Abgesehen davon ist es nicht vertretbar, echte Banken mit Einlagengeschäft und gemeinschaftlich organisierter Einlagenversicherung an derart windigen Unternehmungen teilnehmen zu lassen.
    Sogenannte Broker-Dealer und Investmentfirmen haben heute die Möglichkeit, alle zuvor klassischen Geldmarktinstrumente von Banken gleichermaßen zu nutzen. Zukünftig offenbar bis hin zur LTRO-Teilnahme und Target-II Abrechnungskonten, wenn auch mithilfe von Agenten.
    Sehe ich prinzipiell auch so. Auch wenn ich es für wahrscheinlich halte, dass man eine Gesetzgebung in dieser Hinsicht (Glass-Steagall) umgehen könnte.

  6. #6
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    Standard AW: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Wobei wir bei den Auswirkungen für die Anbieter wären. Es handelt sich hier um Staatsanleihen. Sollte es nicht im Interesse der Staaten sein, hier etwas genauer hinzusehen? Denn solche Geschichten müssen sich doch auf die Risikobewertung dieser Anlageform auswirken.
    [...]
    Theoretisch müssten Staaten außerordentliches Interesse daran haben, den geregelten Betrieb des Markts für Staatsanleihen sicherzustellen. Die Risikobewertung der Anleger ist relevant, prinzipiell jedoch bereits ein Second-Order Effekt. Die überschaubare Gruppe von Menschen, die wirklich verstehen, wie Staatsanleihen aus Sicht des Primary Dealers (Großbank, die Staaten am Primärmarkt finanziert) funktionieren, findet sich schätzungsweise zu 95% in den Instituten selbst und zu 5% in der übrigen Wirtschaft.

    Wer einmal unvoreingenommen überlegt wird feststellen, dass Primary Dealer die Zinssätze anbieten zu denen Staaten schlussendlich ihre Anleihen emittieren können. Auch sind sie meist jene, die für die größten Vermögensverwalter den Erwerb zu Primärmarktauktionen durchführen und abwickeln (nicht selten "kostenlos"), wodurch sie wissen, wie viel die Buy-Side zu welchen Zinsen bietet. Die großen US-Institute sind zugleich auch die größten Clearing-Broker in Cash Anleihen und Derivaten. Dadurch wissen sie nicht nur, wer wie positioniert ist, sondern haben kostengünstigen (in Transaktionskosten: nahe null) Direktzugriff auf die größten Börsen für Staatsanleihen, ob Cash-FICC oder CBOT/CME. Die Akquisition von NEX(BrokerTec) durch die CME wird einen unerreichbaren Monopolisten(vermutlich 95+%) in US-Treasury Cash und Derivaten entstehen lassen.

    Während gewöhnliche Handelsfirmen Cash-Anleihen bezahlen müssen, können Primary Dealer ihre Staatsanleihen zu attraktivsten Konditionen gegen Geld an die Federal Reserve verpfänden. Ein großer Primary Dealer kann problemlos ad-hoc einige Milliarden US-Staatsanleihen aufnehmen, ohne dabei nennenswerte Opportunitätskosten zu erleiden.
    Das Geschäftsmodell der großen US-Banken lautet überspitzt: Geld zu 0% annehmen, zu 2,5% an die USA verleihen und zu 2% bei der Federal Reserve verpfänden.

    Angefangen von (mindestens) dem Skandal bei Salomon Brothers hat diese Ausgangslage immer wieder zu Skandalen und Missbrauch geführt. Ökonomen haben in der Vergangenheit gelegentlich postuliert, dass der effiziente Markt Auktionen am Primärmarkt antizipiert und daher zuvor Kursverluste erleidet. Meine eigene unbewiesene Verschwörungstheorie (die allerdings logisch kohärent erscheint) ist, dass Primary Dealer vor großen Auktionen mithilfe der Futures den Markt drücken, um höhere Zinsen zu Auktionen zu erzielen. Diese Theorie wäre in der Praxis besonders vorteilhaft, weil die Lieferverpflichtung (Futures/Optionen/etc.) zu Höchstkursen eingegangen wird, um die lieferfähige (bzw. mathematisch vergleichbare Anleihe) Cash-Anleihe zu Tiefstkursen zu beschaffen.
    Es gab einmal einen Unternehmer, der versuchte, den seinerzeit fragmentierten Treasury-Markt in einer Plattform zu konsolidieren. Nach langwierigen Bemühungen hatte er eine Firma gefunden, (State Street) die für seine Wenigkeit das FICC Clearing übernehmen wollte. Als die Primary Dealer von dieser Perspektive zusätzlicher Konkurrenz erfuhren, scheuten sie weder Mittel noch Einsatz, um State Street unter Androhung der Auflösung aller Geschäftsbeziehungen zum Abbruch zu bewegen. State Street ist tatsächlich auf Banken angewiesen, insofern eine nicht völlig abwegige Entscheidung.

    Aus rationalen Gesichtspunkten wäre eine routinemäßige Kontrolle der Integrität des Markts für Staatsanleihen völlig gerechtfertigt. Wie Emanuel Friedman korrekt anmerkte, ähnelt der US-Kongress einer unruhigen Klasse Erstklässler, auch intellektuell. In wirtschaftlichen Belangen sind Politiker darüber hinaus zu 99% Unmündige. Streng genommen ist es auch nicht ihr Geld, was für die potentiellen Mehrkosten manipulierter Finanzierungskosten aufkommt.
    Gleiches gilt selbstverständlich für den Bundestag.

  7. #7
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    Standard AW: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    Theoretisch müssten Staaten außerordentliches Interesse daran haben, den geregelten Betrieb des Markts für Staatsanleihen sicherzustellen. Die Risikobewertung der Anleger ist relevant, prinzipiell jedoch bereits ein Second-Order Effekt. Die überschaubare Gruppe von Menschen, die wirklich verstehen, wie Staatsanleihen aus Sicht des Primary Dealers (Großbank, die Staaten am Primärmarkt finanziert) funktionieren, findet sich schätzungsweise zu 95% in den Instituten selbst und zu 5% in der übrigen Wirtschaft.

    Wer einmal unvoreingenommen überlegt wird feststellen, dass Primary Dealer die Zinssätze anbieten zu denen Staaten schlussendlich ihre Anleihen emittieren können. Auch sind sie meist jene, die für die größten Vermögensverwalter den Erwerb zu Primärmarktauktionen durchführen und abwickeln (nicht selten "kostenlos"), wodurch sie wissen, wie viel die Buy-Side zu welchen Zinsen bietet. Die großen US-Institute sind zugleich auch die größten Clearing-Broker in Cash Anleihen und Derivaten. Dadurch wissen sie nicht nur, wer wie positioniert ist, sondern haben kostengünstigen (in Transaktionskosten: nahe null) Direktzugriff auf die größten Börsen für Staatsanleihen, ob Cash-FICC oder CBOT/CME. Die Akquisition von NEX(BrokerTec) durch die CME wird einen unerreichbaren Monopolisten(vermutlich 95+%) in US-Treasury Cash und Derivaten entstehen lassen.

    Während gewöhnliche Handelsfirmen Cash-Anleihen bezahlen müssen, können Primary Dealer ihre Staatsanleihen zu attraktivsten Konditionen gegen Geld an die Federal Reserve verpfänden. Ein großer Primary Dealer kann problemlos ad-hoc einige Milliarden US-Staatsanleihen aufnehmen, ohne dabei nennenswerte Opportunitätskosten zu erleiden.
    Das Geschäftsmodell der großen US-Banken lautet überspitzt: Geld zu 0% annehmen, zu 2,5% an die USA verleihen und zu 2% bei der Federal Reserve verpfänden.
    Der letzte Satz ist nicht falsch, wenn auch wirklich sehr überspitzt ausgedrückt. (Die Grossbanken haben natürlich noch andere Einnahmequellen, geniessen zweifelsohne eine Sonderstellung.) Aber gerade deshalb sehe ich den Staat in der Pflicht, hier eine besondere Kontrolle auszuüben. Einerseits mag es wirklich das Unwissenheit sein, andererseits haben die USA oder Deutschland keine Probleme, ihre Staatsanleihen an den Markt zu bringen, d.h. es wird nicht als dringlich empfunden. Bei anderen Staaten sehe ich da schon ein deutlich anderes Bild.

    Angefangen von (mindestens) dem Skandal bei Salomon Brothers hat diese Ausgangslage immer wieder zu Skandalen und Missbrauch geführt. Ökonomen haben in der Vergangenheit gelegentlich postuliert, dass der effiziente Markt Auktionen am Primärmarkt antizipiert und daher zuvor Kursverluste erleidet. Meine eigene unbewiesene Verschwörungstheorie (die allerdings logisch kohärent erscheint) ist, dass Primary Dealer vor großen Auktionen mithilfe der Futures den Markt drücken, um höhere Zinsen zu Auktionen zu erzielen. Diese Theorie wäre in der Praxis besonders vorteilhaft, weil die Lieferverpflichtung (Futures/Optionen/etc.) zu Höchstkursen eingegangen wird, um die lieferfähige (bzw. mathematisch vergleichbare Anleihe) Cash-Anleihe zu Tiefstkursen zu beschaffen.
    Die von dir beschriebene Methode macht durchaus Sinn, zeigt jedoch ebenso, dass der beschränkte Kreis der Primary Dealer dies ebenso relativ leicht kann, da es eben anderen Anbieter gibt. Ob der Markt das so antizipiert, weiss ich nicht einmal. Dem stünde deine Behauptung über die Verteilung des Wissens um diese Abläufe eigentlich entgegen, d.h. ich bin mir nicht sicher, dass ein Markt intelligenter als seine Teilnehmer sein kann.

    [...]

    Aus rationalen Gesichtspunkten wäre eine routinemäßige Kontrolle der Integrität des Markts für Staatsanleihen völlig gerechtfertigt. Wie Emanuel Friedman korrekt anmerkte, ähnelt der US-Kongress einer unruhigen Klasse Erstklässler, auch intellektuell. In wirtschaftlichen Belangen sind Politiker darüber hinaus zu 99% Unmündige. Streng genommen ist es auch nicht ihr Geld, was für die potentiellen Mehrkosten manipulierter Finanzierungskosten aufkommt.
    Gleiches gilt selbstverständlich für den Bundestag.
    In einer Demokratie bildet das Parlament die Bevölkerung ab. Was soll man also erwarten? Nun gut, man könnte AfD wählen, denn Weigel wird es wahrscheinlich wissen.

  8. #8
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    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Der letzte Satz ist nicht falsch, wenn auch wirklich sehr überspitzt ausgedrückt. (Die Grossbanken haben natürlich noch andere Einnahmequellen, geniessen zweifelsohne eine Sonderstellung.) Aber gerade deshalb sehe ich den Staat in der Pflicht, hier eine besondere Kontrolle auszuüben. Einerseits mag es wirklich das Unwissenheit sein, andererseits haben die USA oder Deutschland keine Probleme, ihre Staatsanleihen an den Markt zu bringen, d.h. es wird nicht als dringlich empfunden. Bei anderen Staaten sehe ich da schon ein deutlich anderes Bild.
    [...]
    Besonders im Vergleich zum Euro sind US-Dollar im Augenblick wundervoll. Guthaben werden von Tag zu Tag mehr. Guthaben können in T-Bills und Commercial Paper für Konservative oder in Goldman Sachs oder Blackrock Geldmarktfonds angelegt werden und bringen jeden Tag Geld, ohne etwas zu tun. Wobei der Schlüssel ist, das Geld unter 2,5% zu beschaffen. Ich fühle mich bereits als Lotto-Gewinner, wenn ich über das Wochenende USD zu 1-2% habe. Wells Fargo hat weit mehr als eine Billion US-Dollar Kundeneinlagen, die vermutlich noch immer unter 0,5% verzinst werden. Euros dagegen sind wie eine heiße Kartoffel, die herumgereicht wird. Das Äquivalent zu T-Bills bringt -0,66%, Geldmarktfonds bringen -0,5%, alles andere hat Kreditrisiko.
    Es ist jedoch nicht nur die Zinssituation selbst, sondern auch die Infrastruktur. In Europa sind die Märkte fragmentiert und es ist zuweilen schwer, auf liquide Märkte zuzugreifen. Im US-Markt werden alle Wertpapiere über eine Clearinggesellschaft abgewickelt und es ist nicht nennenswert, mit geringsten Transaktionskosten einige hundert Millionen US-Dollar in T-Bills oder Notes unterzubringen.
    Ein Blackrock Geldmarktfonds hat sogar ein Minimum von 500 Millionen US-Dollar. Das heißt es stellt für sie kein Problem dar, wenn Kunden ad-hoc einige Milliarden transferieren und sie sehen müssen, wo sie diese unterbringen.

    Die Nachfrage nach US-Anleihen ist auch zu 90% eine Folge der Federal Reserve. Banken können US-Staatsanleihen als Repo zu den geltenden Leitzinsen an die Federal Reserve "ausleihen", wobei der Ertrag den Zinsen der Sicherheit abzüglich Leitzinsen entspricht. Alternativ lassen sich US-Staatsanleihen mittels des sogenannten Discount Window verpfänden. Die kurzfristigen Anleihen haben dabei gerade einmal winzige Haircuts (0,25%). Theoretisch kann eine Bank dadurch kurzfristige Staatsanleihen mit einem Hebel von 1:400 halten. J.P. Morgan hat etwa 400 Mrd. Eigenkapital, was theoretisch für 160 Billionen US-Dollar Staatsanleihen ausreichen würde.
    Soviel zur Möglichkeit einer Insolvenz der USA.

  9. #9
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    Standard AW: EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell

    Ich parke derzeit mein flüssiges Geld so bei 2,5%, also von mir bekommst du die USD nicht zu 1-2%. Aber ja, ich bin selbst erstaunt, wieviele Einlagen immer noch geringer verzinst sind. Besonders was einige Banken ihren Kunden in Money Market Accounts anbieten, ist derzeit geradezu dreist. (Da bekomme ich von den Mormonen deutlich mehr.) Aber ja, ich stimme dir bei den US-Staatsanleihen weitgend zu. Prinzipiell habe ich zuviel Cash, obwohl ich damit 2018 eher richtig lag. Eine Dringlichkeit empfinde ich z.Z. aber nicht.

  10. #10
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    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Ich parke derzeit mein flüssiges Geld so bei 2,5%, also von mir bekommst du die USD nicht zu 1-2%. Aber ja, ich bin selbst erstaunt, wieviele Einlagen immer noch geringer verzinst sind. Besonders was einige Banken ihren Kunden in Money Market Accounts anbieten, ist derzeit geradezu dreist. (Da bekomme ich von den Mormonen deutlich mehr.) Aber ja, ich stimme dir bei den US-Staatsanleihen weitgend zu. Prinzipiell habe ich zuviel Cash, obwohl ich damit 2018 eher richtig lag. Eine Dringlichkeit empfinde ich z.Z. aber nicht.
    Es klingt auch leichter als es tatsächlich ist. Neben einigen Tricks ist auch Glück ein Faktor. Ich habe schlichtweg permanent Aufträge im Markt, die je nach Laufzeit und Nennbetrag einige Basispunkte unter 2,5% Geld annehmen und dieses einige Basispunkte darüber zum Verkauf anbieten. Wenn das Volumen groß genug ist, sind selbst kleine Zinsspannen relevant. Das beste Beispiel war heute und gestern im Euro, wobei über die Eurex Derivateplattform viermonatiges Geld mit einer Zinsspanne von gerade einmal einem Basispunkt (10^-4) angeboten wurde. 0,25-0,5 Basispunkte werden dabei allein durch Gebühren verschlungen. Allerdings hat die Kundenseite sowohl heute als auch gestern etwa 50 Millionen Euro an Volumen in diesem einzelnen Produkt umgesetzt, wodurch immer noch auskömmliche Erträge entstehen.
    Ein Trick besteht auch darin, vor dem Wochenende und zwischen Ausübungsfrist und Abrechnungsfrist amerikanische Optionen von hoher Open Interest zu verkaufen. Im Gegensatz zu europäischen Optionen sind diese jederzeit (bis zur Ausübungsfrist des jeweiligen Tages) auszuüben, wodurch die Prämie höher und durch den intrinsischen Wert beschränkt ist. Verkaufe ich nun einen halben Basispunkt unter intrinsischem Wert ( 250/360 = 0,694 Basispunkte Zinsertrag pro Tag), werden einige geneigt sein, zu kaufen und auszuüben, wodurch jene den intrinsischen Wert erhalten würden. Allerdings würde in der korrekten Vorgehensweise ein Wochenende dazwischen fallen, wobei mindestens (2/360)*250 Basispunkte Zinserträge anfallen. Am darauffolgenden Montag wird ausgeübt und zufällig allen offenen Positionen zugewiesen. Abhängig von der Höhe der Open Interest/offenen Positionen kann das Geld auch noch einige Tage länger behalten werden, jedoch jeden Morgen fällig werden. Sozusagen die moderne Version von Kundeneinlagen.

    Diverse andere Methoden nutzen die Wertpapierleihe in Verbindung mit Rückkaufgeschäften, um sowohl Geld über 2,5% zu investieren, als auch (seltener/riskanter) unter 2,5% zu leihen. Die Logik ist sogar ähnlich, indem Leihgebühren unberechenbar sind und jederzeit sehr hoch ansteigen können, woraufhin sinnvollerweise zurückgekauft wird.

    Die großen US-Banken sind als Alteingesessene in der Situation, nicht auf Neukunden angewiesen zu sein. Die Wenigsten dürften überhaupt klagen, wenn sie 2% unter Marktzinsen erhalten. Goldman Sachs wirbt als Neuling (unter den Einlageinstituten) mit weitgehend marktgerechten Zinsen, um eine Kundenbasis aufzubauen.
    Dieses Verhalten erinnert an das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, die für Aktientransaktionen wohl 0,5% berechnet. Michael Milken hatte kürzlich sogar davon erzählt, dass anteilige Komissionen dieser Größenordnung eine Unart der siebziger Jahre gewesen seien.

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