ARD-Generalsekretärin
„Das Papier ist völlig ungeeignet zur kommentarlosen Weiterleitung“
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WELT: Ich war davon ausgegangen, dass die ARD ihre Beitragszahler mit einem guten Programm überzeugen will und nicht mit rhetorischen Tricks und Manipulation.
Susanne Pfab: Selbstverständlich wollen wir mit unserem Programm überzeugen. Framing ersetzt keine inhaltliche Argumentation. Hier geht es darum, dass wir uns als Medienverbund, der tagtäglich mit Sprache arbeitet, mit Begriffen und ihrer Wirkung beschäftigen. Bei dem „Manual“ handelt es sich ausdrücklich weder um eine neue Kommunikationsstrategie noch um eine Sprach- oder gar Handlungsanweisung an die Mitarbeitenden, sondern um Vorschläge aus sprachwissenschaftlicher Sicht.
WELT: „Argumentieren Sie stets moralisch“, wird der ARD in dem Papier von Frau Wehling geraten. Die Aufzählung von Fakten begeistere die Leute eher nicht von einer Sache, wohl aber der Appell an die Moral. Solche Hinweise sind doch eine gezielte Aufforderung zur Beeinflussung.
Pfab: Anscheinend wird Moral oft gleich mit Moralisieren verbunden. Das klingt mir zu sehr von oben herab. Wir wollen aber unseren Antrieb, unsere Positionen, unsere Werteorientierung durch unsere Sprache offenlegen. Wenn wir beispielsweise formulieren: wir „erwirtschaften Überschüsse“ entsteht dadurch ein bestimmter Kontext, auch wenn der Inhalt stimmt. Wir sind kein Wirtschaftsunternehmen.
WELT: Es wäre ja schön, wenn tatsächlich Überschüsse erwirtschaftet würden und nicht Defizite. Denn die Anstalten der ARD müssen doch auch und vor allem wirtschaftlich handeln, im Sinne der Beitragszahler.
Pfab: Wir gehen verantwortungsvoll mit dem uns anvertrauten Geld um. Unser Auftrag ist aber nicht, dass wir uns wie ein börsennotiertes Wirtschaftsunternehmen verhalten. Die Gemeinwohlorientierung steht im Mittelpunkt.
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