Zitat von
derNeue
Was Du beschreibst, sind die ganz typischen psychologischen Fallen, die sich jedem daytrader stellen. Mir auch, ich habe sie aber mittlerweile ganz gut im Griff.
Ich habe ein festes maximales drawdown-limit pro Tag. Wenn das erreicht ist, höre ich einfach auf. Du mußt lernen, die Gefühle total auszuschalten und zu funktionieren wie eine Maschine.
Jeder Anfänger neigt dazu, sich in seinem Tradingverhalten von der Tagesperformance beeinflussen zu lassen. War (und ist teilweise immer noch) bei mir auch so.
Beispiel: die ersten 2-3 Trades gehen schief. Du denkst: "Das wollen wir doch mal sehen, ob ich es nicht noch schaffe, heute ins Plus zu kommen". Dieses Gefühl führt unweigerlich dazu, daß Du Situationen tradest, die Du eigentlich nicht traden solltest und normalerweise auch nicht traden würdest.
Umgekehrt ist es dasselbe: die ersten paar trades bringen einen großen Gewinn: Du wirst übermütig und denkst "heute ist mein Glückstag" und gehst plötzlich Risiken ein, die Du eigentlich nicht eingehen wolltest.
Beides führt fast immer in den Verlust. Du mußt lernen, völlig neutral auf den Markt zu gucken, völlig unabhängig davon, wo Du gerade stehst. Ich versuche, nur 100% Setups zu traden. Allen übrigen Mist sollen andere traden. Wenn irgendwas nicht stimmt, Vola zu klein, Velocity schlecht, zu nah am keylevel: immer Finger weg.
Die wichtigste Sache ist, zu begreifen, daß es auch eine Tradingentscheidung ist, nicht zu traden.
Das ist vielleicht die wichtigste Sache überhaupt: wann Du nicht in den Markt gehen sollst. Laien haben oft die Vorstellung: ich setze mich hinter den Rechner, will meine Zeit nutzen, also fange ich an zu traden. Als wenn das eine normale planbare Arbeit wäre. Das ist genau die falsche Einstellung. Es ist eher wie bei einem Angler am Teich: vielleicht beißt etwas an, vielleicht nicht. Wenn nicht, dann eben nicht. Gestern war z.B. so ein Tag: wenig Volatilität, kein Momentum durch die Bank. Wahrscheinlich lag es an dem US-Feiertag heute. Ich konnte der Versuchung nicht wiederstehen und machte mal wieder den Fehler zu denken: versuch ich wenigstens ein paar Skalptrades. Ein paar Ticks werde ich schon holen können. Hat sich prompt gerächt: mein Verlust war zwar nicht der Rede wert (unter einem Dollar). Aber ich habe mal wieder gelernt: kein Markt, kein Trade. Normalerweise sind meine Haltedauern ein paar Minuten bis zu u.U. eine halbe Stunde. Gestern waren sie nur Sekunden.
Ich kann nur sagen: Psychologie ist das a und o. Du lernst Dich beim Traden selber kennen, wie sonst selten. Wenn Du Dich psychologisch im Griff hast, ist die Strategie das kleinste Problem. Eine einigermaßen gute Strategie, die Dir nur etwas mehr Trefferwahrscheinlichkeit bringt wie 50% (51 reichen schon) und Du kannst schon profitabel werden wenn das Verhalten stimmt.