Zitat von
Maitre
Die gesamte Gesellschaft befindet sich auf dem Egotrip. Darin liegen die meisten Probleme der Gegenwart. Und da du fragtest, wie man die Menschenfeindlichkeit heutiger Unternehmen verändern kann? Für meinen Fall kann ich dir sagen: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es eben heraus. Ich habe vor mittlerweile fast sieben Jahren meinen Laden mit viel Elan und der Absicht, alles besser zu machen und ein Arbeitnehmerparadies mit Friede, Freude und Eierkuchen zu errichten, übernommen. Aber diese sieben Jahre, in denen ich mit den mittlerweile typisch gewordenen deutschen Mitarbeiterpersönlichkeiten zu tun hatte, haben mich ebenso resigniert werden lassen, wie all die Chefs, die ich früher so verachtete. Ich habe zwieschenzeitlich so gut wie alles erlebt, was ich mir früher gar nicht hätte vorstellen können/ wollen und auch nie geglaubt hätte: offene Erpressungsversuche (mit gelbem Urlaubsschein), Diebstähle, Arbeitszeitbetrug, Intrigen, Alkohol am Arbeitsplatz, Arbeitsverweigerung, etc.. Sicher hatten wir das in etwas gehäufter Ausprägung, da meine Vorgänger ein Talent dazu hatten, sich solche Mitarbeiter einzustellen und ihnen zu erlauben, sich mit gewissen Dingen vermeintlich "unkündbar" zu machen. Jedoch lassen mich meine Gespräche mit anderen KMU-Inhabern so langsam glauben, dass wir gerade kein besonderer Einzelfall sind. Heute habe ich zwar nach viel Sieberei und Kosten einen Stamm von überwiegend verläßlichen Mitarbeitern, die ich hege und pflege, aber der Weg dahin hat mich mehr Nerven gekostet, als dafürsteht. Und dann kommt noch das Wissen, dass jede weitere personelle Vergrößerung der Bude mit neuerlichem Theater einhergehen wird, weshalb es eine solche Vergößerung auch nicht mehr geben wird. Wenn du also wissen willst, warum sich so viele Chefs einfach nicht mehr dafür interessieren, was der werte Mitarbeiter so möchte oder benötigt, dann versetz dich mal in deren Lage.