Ihr kennt vermutlich das Märchen "Des Kaisers neue Kleider"?
Ich sehe es als eines der weisesten Märchen wo ein strunzdummer Opportunismus als typisch menschliche Eigenart auf groteske, aber treffende Art beschrieben wird. Wir Menschen machen eigentlich jeden Scheißdreck mir, solange dieser in der Gruppe betrieben wird. Lieber gemeinsam ertrinken als alleine schwimmen lernen.
Genau diesen menschlichen Hang zum intelligenzbefreiten Opportunismus nutzen diejenigen, welche eine menschliche Gesellschaft dazu bringen wollen, dass diese ein bestimmtes Verhalten zeigt.
Kapital und Arbeitgeber wollen Demut und Bescheidenheit seitens der Arbeitnehmer. Die letzteren sollen froh und dankbar sein, dass die überhaupt arbeiten dürfen. Angeblich wäre alles so schwer, die Wirtschaft sei ständig bedroht und nur äußerste Bescheidenheit seitens der Arbeitnehmer könnte das Überleben der Wirtschaft und damit das der Arbeitnehmer sichern. Das Kapital macht mal einen auf scheues Reh, dann wieder auf strammen Platzhirsch und wendet das alte dumme Spiel an, das da "Zuckerbrot und Peitsche" heißt.
Das Spiel ist uralt und wird vermutlich solange bestehen, solange die Produktionsmittel bzw. Kapitalwerte vermehrt in der Hand einer Minderheit sind. Dieser Umstand sichert dieser Minderheit eine enorme Macht, die sie vorwiegend schamlos missbraucht. Die reiche mächtige Minderheit kontrolliert die Arbeitswelt, versucht das Konsumverhalten der Allgemeinheit zu manipulieren und dominiert die Medien (die ihr entweder gehören oder die sie manipulieren kann, z.B. indem sie mit Hilfe ihrer Seilschaften über Karrieren entscheidet).
Diejenigen, die eben nicht über Produktionsmittel, Kapitalwerte und die damit verbundene Macht verfügen, erscheinen (obwohl sie in der Anzahl eine Mehrheit gegenüber der mächtigen Minderheit darstellen) ohnmächtig. Auch das ist in der Menschheitsgeschichte ein uralter Hut: Minderheiten dominieren Mehrheiten, lassen diese für sich arbeiten und nutzen die so erarbeitete Wertschöpfung dafür, dass sie diejenigen weiter unterdrücken können, die da so fleißig für sie arbeiten. Die Arbeiter arbeiten de facto an ihrer eigenen Unterdrückung mit. Deswegen sollen wir alle auch so fleißig sein....
Diese Unterdrückung ist für die Unterdrückten alles andere als sexy, deswegen sollen die Unterdrückten das nicht mitbekommen, wie sehr sie verarscht werden. Deswegen wird die unterdrückte Mehrheit von der sie unterdrückenden Minderheit wo das nur geht schamlos manipuliert, damit diese verarschte Mehrheit brav und ergeben im Dienste der Minderheit funktioniert. Die Mehrheit soll so denken, arbeiten und konsumier en, genau so, wie die korrupte Minderheit das gerne hätte. In Deutschland alleine werden somit zig Millionen Bürger/innen zu braven dummen Hamstern abgerichtet, die sich in ihren geölten Rädern totlaufen. Sie leben das Leben, dass ihre Herrchen für sie vorsehen und nicht wirklich das Leben, das sie leben könnten und leben möchten. Viele Menschen kennen das gar nicht anders und scheinen ihre damit verbundene eigene Ohnmacht stillschweigend akzeptiert zu haben.
Die massive Ungerechtigkeit bzw. ungleiche Verteilung von Lebenschancen verstärkt sich, es kommt zu einem Teufelskreis, indem die Ungleichheit bzw. die sozialen Gegensätze wachsen. Die Unterdrückten resignieren, Solidarität und Widerstandswillen fallen aus, das Ego der Unterdrückten geht in den Keller, es kommt zu meist unproduktiven Ersatzhandlungen (z.B. Fremdenhass, Drücken von schwächer gestellten Menschen, Gewaltausbrüche etc.) und der benannte Teufelskreis dreht sich schneller werdend weiter.
Bis wieder einmal alles auseinanderfliegt.
Menschen lernen nichts aus der Geschichte. Wir sind historisch dement.