Herr Lévy, bis zur Europawahl touren Sie mit dem Ein‐Personen‐Drama »Looking for Europe« über den Kontinent. Was ist die Idee Ihres Theaterstücks?
Das Idee ist ganz einfach: Wir müssen Europa verteidigen! Jene Kräfte angreifen, die es untergraben. Diese Kräfte sind Populismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus. Und natürlich Antisemitismus. Ich bin entsetzt über den allgegenwärtigen Anstieg des Antisemitismus.
Wie würden Sie den gegenwärtigen Zustand Europas beschreiben?
Als Konfrontation zweier Blöcke. Ich sage nicht wie Macron: der progressive Block gegen den nationalistischen Block. Weil mir das Wort »progressiv« eigentlich nicht gefällt. Ich habe das seit meinem Buch Die Barbarei mit menschlichem Gesicht kritisiert, und daran werde ich auch nichts ändern: An dem Wort »progressiv« missfällt mir das übertrieben Optimistische, das viel mit der christlichen Idee der Vorsehung zu tun hat.
Welcher Begriff erscheint Ihnen passender?
Es gibt diese zwei Blöcke, den nationalistischen und fremdenfeindlichen auf der einen und den republikanischen oder demokratischen Block auf der anderen Seite. Sicher ist jedenfalls, dass es einen Zusammenstoß gibt. Und zwischen diesen beiden Polen herrscht eine ziemlich ungleiche Beziehung. Die Nationalisten haben eine Bewegung gestartet. Sie werden von Putin und von Steve Bannon instrumentalisiert. Sie befinden sich im geräuschvollen Kampagnenmodus, während die Demokraten oder die Republikaner eigentümlicherweise schweigen.