Diese Ansicht wird hier von einigen vertreten. Allerdings wäre meine Frage, wodurch die volkswirtschaftlich wichtigen Aufgaben der Kapitalmärkte dann bewerkstelligt werden sollen.
Allgemein fällt es mir zudem schwer, zu erkennen, wie Kapitalmärkte überhaupt negativ wahrgenommen werden können. Einkommen mag in einigen Fällen nicht durch Lohnarbeit generiert werden.
Abgesehen von einigen Ausnahmen, die durch schädliche Markteingriffe der Politik(z.B. durch Sowjetisierung des Gesundheitssystems) verursacht werden, entsprechen die erhaltenen Einnahmen jedoch grob dem gesellschaftlichen Nutzen oder Mehrwert, den einzelne Marktteilnehmer stiften. Dabei ist es wichtig, den Bewertungsmaßstab als Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu erkennen.
Die weit überwiegende Mehrheit aller Menschen bevorzugt eine sichere Anstellung gegenüber der Alternative, voller Ungewissheit die eigene wirtschaftliche Existenz zu riskieren.
Zu dieser relativen Knappheit an Menschen, die bereit sind, zugunsten der Volkswirtschaft ihre eigenen Ressourcen und meist gesamte wirtschaftliche Existenz zu riskieren, kommt die hohe Relevanz dieser Gruppe. Ohne sie kann die Gruppe der Lohnangestellten und eine allgemein effiziente Volkswirtschaft nicht existieren.
Daher ist es nur folgerichtig, dass die führenden Vertreter dieser Gruppe deutlich höher für ihren Mehrwert kompensiert werden. Wobei immer zu bedenken ist, dass der erfolgreiche Teil immer mehr auffällt als der gescheiterte Teil, der gleichermaßen existiert. Für den Einzelnen ist es äußerst relevant, ob er/sie für eingegangene (existenzielle) Risiken belohnt wird oder scheitert. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht hingegen ist selbst ein unternehmerischer Fehlschlag kein Nachteil im Sinne schädlicher, gesamtwirtschaftlicher Kosten/Belastungen. Es findet nur eine weitgehend irrelevante Umverteilung von Kapital statt.Aus volkswirtschaftlicher Sicht können Kapitalmärkte daher niemals zu freizügig oder umfassend sein. Die Nachteile entstehen Einzelnen,während die Volkswirtschaft insgesamt nur profitiert, indem Innovationen von Mehrwert für die Menschheit befördert werden.
Neben Märkten für Fremd-, Eigen- und Humankapital existiert ein erheblicher Markt zur Absicherung und Aufnahme von Risiken.
Abstrakt ist ein versicherbares Risiko als risikoneutrale W-Verteilung über ein (üblicherweise geschlossenes) Intervall möglicher Schadensummen darstellbar,
was einem Erwartungswert der Schadensumme in Höhe der Prämieneinnahmen entspricht. Dieser Fall wäre prinzipiell als fairer Wert einer Versicherungspolice anzusehen.
Was wären jedoch die Implikationen, wenn Versicherungen zu ihrem fairen Wert gehandelt würden? Damit wäre das langfristige Existenzkriterium der Versicherungsgeber/Versicherungen nicht mehr erfüllt.
D.h. Versicherungsleistungen müssen langfristig deutlich über dem intrinsischen Erwartungswert der Schadensumme einer risikoneutralen W-Verteilung veräußert werden.
Dass Nachfrage nach Versicherungsleistungen und Risikoabsicherung zu deutlichen Aufschlägen existiert, ist ein Beleg für die hohe Nachfrage, Planungssicherheit zu generieren, indem Risiken an Abnehmer weitergereicht werden.
Auch hier entsteht kein leistungsloses Einkommen. Obwohl die Prämien zwar leistungslos eingehen, muss der Risikonehmer die versicherten Risiken intelligent analysieren, vorhandene Portfolios intelligent strukturieren und falls nötig Risiko rückversichern.
Gleiches gilt für Banken. Die wichtigste Einnahmequelle der Zinsdifferenzen zwischen Aktiva und Passiva sind unter Annahme halbwegs rationaler Beteiligter praktisch immer Ausdruck von u.a. Kredit- und Zinsrisiken. Ein gewisser Teil der Einnahmen wird damit erzeugt, indem Kunden trotz 2,5% Leitzinsen 0% erhalten. Dafür ist jedoch weniger die Zinsknechtschaft als die Kunden selbst verantwortlich, die ihren Banken (und Versicherungen) bereitwillig Geld schenken.
Das US-Finanzministerium bietet US-Staatsbürgern kostenlos die Möglichkeit, innerhalb eines dezidierten Kontos in US-Staatsanleihen zu investieren, worin praktisch vergleichbare Zinssätze angeboten werden, wobei in diesem Fall auch das Kreditrisiko gegenüber Banken weg fällt.
Marketmaker erfüllen zu aller Ernüchterung übrigens eine ähnliche Dienstleistung. Sie sorgen dafür, dass Märkte jederzeit genutzt werden können, indem sie kontinuierlich An- und Verkaufspreise anbieten. Ohne die Bereitschaft von MMs, angebotene Instrumente als Inventar aufzunehmen, wäre es in vielen Märkten unmöglich, überhaupt Transaktionen durchzuführen.
Die effiziente Absicherung und Kontrolle des angesammelten Inventars findet dabei noch weniger leistungslos statt als alle übrigen der genannten Felder.
Erstens sind die auftretenden Käufer und Verkäufer in diesen Märkten fast zu 100% Institutionen, die wissen, was sie tun und nicht einfach betrogen werden können, wie einige mutmaßen.
Zweitens ist das Feld durch die Konkurrenz vieler Großbanken so hart umkämpft, dass die Margen tendenziell fallen.
Durchaus kritikwürdig erscheint mir die heutige Geldpolitik und die Administration von Auslandsvermögen. Gleichermaßen fragwürdig war die die Einführung des Euro. Der Kapitalmarkt allgemein hingegen ist meines Erachtens wichtiger als je zuvor, um die Versorgung der Wirtschaft zu gewährleisten.