Ben Grimm, das „Ding“ ist ein interessanter Fall. In seiner Superkraftform ist er ein massiver Mutant mit orangen Ziegeln als Haut.
In seiner menschlichen Form war er ein ungehobelter ehemaliger Footballspieler und Kriegsheld mit groben Gesichtszügen. Angesichts dieser Fakten und seinem Nachnamen „Grimm“ war es vernünftig anzunehmen, daß er vielleicht deutscher Abstammung war, mit einem Borreby-Phänotyp. Aber nein. Erst vor ziemlich kurzer Zeit wurde enthüllt, daß der noble Grimm, der College-Footballstar und Jagdfliegerheld, Jude ist. Tatsächlich heißt es, daß Kirby Grimm nach sich selbst modelliert hätte, was immer man davon halten mag.
Interessant aber, falls es so ist, daß Grimms Ethnizität nicht zur Zeit der Schöpfung der Fantastic Four enthüllt wurde, sondern stattdessen Jahrzehnte später. Fürchteten Lee und Kirby, daß diese Enthüllung den Verkaufszahlen in den 1960ern geschadet hätte?
Aus dem obigen Link lesen wir das Folgende
(Hervorhebung und „sic“ von mir [d. h. Ted Sallis]):
„„Kirby stellte sich das Ding immer als jüdisch vor,“ sagte Marvel-Chefredakteur Tom Brevoort.
Laut Brevoort bewahrte Kirby (geboren als Jacob Kurtzberg) in seinem Haus eine frühe Zeichnung des Dings in vollem rabbinischem Ornat auf, veröffentlichte sie aber nie.
Aber während Kirby vom Tag eins an gemeint hatte, daß das Ding jüdisch sei, und mit Kirbys Karriere vertraute Fans soviel vermutet haben mögen, wurde das Judentum des Superhelden auf den Seiten von Marvel nie geoffenbart.
„Es war niemals in einer Ausgabe der Fantastic Four aufgetaucht, daher war es nichts, was wir als zum Kanon gehörend betrachteten“, sagte Brevoort.
Die Entscheidung, die jüdischen Wurzeln des Dings zu enthüllen, erschien fast als wunderlich, fügte er hinzu, als Carl Kesel, der Co-Autor der jüngsten Ausgabe, sagte, daß er gerne eine Geschichte über die Vergangenheit des Dings schreiben würde.
Brevoort merkte an, daß ein hoher Prozentsatz der frühen Comiczeichner Juden waren (Stan Lee zum Beispiel wurde als Stan Lieber geboren). „Eine ganze Menge davon tarnte sich – das tat man, um seinen Fuß in die Tür zu bekommen“, sagte Brevoort und fügte hinzu, daß die Schöpfungen dieser heimlichen Juden recht oft verkleidete persönliche Geschichten waren.
In „Remembrance of Things Past“ gibt das Ding seine eigene Erklärung dafür ab, warum es so lange dauerte, bis sein Judentum herauskam.
Mr. Sheckerberg, ein Pfandleiher aus dem alten Viertel, sagt zu dem Ding: „All diese Jahre in den Nachrichten, und sie erwähnen nie, daß du Jude bist.
Ich dachte, daß du dich dafür vielleicht ein wenig geschämt hättest.“
„Nah, das isses nicht“, antwortet das Ding. Jeder kann es im Internet rausfinden, wenn er will.
Es ist nur… ich werbe nicht damit, das is’ alles. Schätze, es gibt genug Probleme auf der Welt, ohne daß die Leute denken, daß die Juden alles Monster wie ich sind.“
Aber in Wirklichkeit scheinen die Fans die Neuigkeit recht gut aufzunehmen, sagte Brevoort. „Wir hatten keine Ahnung, daß die Reaktion so sein würde,“ sagte Brevoort dem Forward.
Er sagte, daß Marvel, seit die Ausgabe erschien, mit Hunderten positiver Briefe und e-mails überschwemmt wurde, mit Antworten von „Wow! Das wußte ich nie – cool, wie ich!“ bis zu „Das habe ich immer vermutet.“
„Was von dem, das wir erhielten, einer negativen Reaktion am nächsten kam, war [ein Leser, der sagte]: ‚Es war eine gute Geschichte, aber gab es da nicht eine Ausgabe von 1974, wo die Fantastic Four alle zusammen Weihnachten feierten?’“
Aber die neue Ausgabe stellt klar, daß das Ding kein bloßer symbolischer Jude ist; er ist nicht so ein Jude, der niemals das Innere einer Synagoge gesehen hat. Obwohl das Ding keine Gottesdienste mehr besucht, denke es immer noch an seine Gebete. Über Mr. Sheckerberg kniend, der tot zu sein scheint, rezitiert das Ding das Schma.
Natürlich, seien wir ehrlich, sieht das Ding nicht jüdisch aus. Genausowenig weist es Eigenschaften auf – Fleiß, Passivität (sic!), Intelligenz – die viele Leser wahrscheinlich mit Juden assoziieren.
Er entspricht gewiß nicht diesem Stereotyp“, sagte Brevoort."
Mir fällt es schwer zu glauben, daß die jüdischen Autoren und Zeichner „sich tarnen“ mußten, um es in der Welt des Comics „zu schaffen“, da Individuen jüdischer Abstammung in dem Bereich von den frühesten Tagen des „Goldenen Zeitalters“ der Comics an (z. B. der Kreation von Superman durch DC Comics etc.) bedeutend waren.