Ohne Skepsis verhungert die Demokratie.
Weißt du, ich bin da eigentlich sehr hart mit beiden Seiten. Die Medien können nur senden, der Empfänger muss auch drauf anspringen. Und den spreche ich auch nicht frei. Von wegen arme unschuldige Weiße, die wehrlos einer bösen Propaganda ausgeliefert sind. Das lasse ich nicht gelten.
Aber das mindert meinen Zorn gegen die Lügenpressefritzen nicht, denn auch die Sender sind schuld, wenn sie unsere Gedanken vergiften. Nur weil die Masse annimmt, spricht sie das nicht frei. Deswegen ist es im Prinzip egal, wer da nun für verantwortlich ist, dass die Lügensender senden, was sie senden.
Auch da gebe ich Dir Recht. Als ich noch ein kleiner Lauslümmel war, da gab es nur drei Fernsehprogramme, die, wenn nicht gerade "Der blaue Bock" lief, mitten im kalten Krieg die entsprechende Propaganda ausgestrahlt haben (in denen aber der böse Russe und die böse DDR naturbedingt eine größere Rolle gespielt haben als das böse Dritte Reich, das kam erst später in den Ausmaßen wie wir sie heute noch potenziert erleben), das lokale Käseblatt, das der Papa gelesen hat und die Dorfbücherei, die bei uns in der Kirche untergebracht und entsprechend sortiert war, sowie das, was einem eben in der Schule beigebracht wurde, um ein "Weltbild" zu formen. Andere Informationsquellen gab es zunächst einmal keine, außer gelegentliche Gespräche mit Familienmitgliedern und Bekannten über ihre persönlichen Erlebnisse.
Heute sind, dank der modernen digitalen Medien, die Informationsmöglichkeiten exponentiell angewachsen (allerdings damit auch die Massen an Propaganda und Bullshit sowie gezielter Desinformation und schierem Fake), und man kann diese nach Belieben nutzen so man das eben möchte. Nur sind die meisten offenbar schlichtweg zu dumm, zu faul oder zu sehr in ihrem festzementierten Weltbild verhaftet (das eben von dieser Propaganda und Desinformation geformt wurde) um sich unabhängig (so weit das möglich ist, ich nenne es lieber einmal "nicht-systemkonform") zu informieren. Zahlreiche Bücher, die in Deutschland legal nicht zu bekommen sind, kann man z. B. mit ein paar Mausklicks finden, wenn man weiß wo man suchen muss, und das herauszufinden ist für einen intelligenten Menschen auch nicht weiter schwer.
Aber das ist kein neues Phänomen. Denkfaulheit, Schwimmen mit dem Mainstream, ja nicht anecken wollen war schon immer eine Grundeigenschaft der meisten Menschen. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass es sich, bei gleichzeitigem, wie gesagt exponentiellen Anwachsen der verfügbaren Informationsmenge, verschlimmert hat, sprich, ich habe das Gefühl, dass meine Generation noch generell kritischer eingestellt war als einerseits die meiner komplett obrigkeitshörigen Eltern, andererseit die, die danach gekommen sind.
Vielleicht ist das das einzig positive was die ursprünglichen 68er bewirkt haben, von den ja auch der Lehrkörper an meinen schulen und Unis durchtränkt war: den Leuten ein Grundmisstrauen gegen das herrschende politische System einzuimpfen. Ihnen nahezulegen das eigene Hirn in Betrieb zu setzen und Dinge zu hinterfragen, die andere als selbstverständlich akzeptieren. Ich rede jetzt nicht von den nachfolgenden 68er-Epigonen, die ihre eigenen Ideale verraten haben, sondern von der ersten Generation, die sich tatsächlich noch als "revolutionär" verstand. Das schlug bei mir erst einnmal in die falsche Richtung aus und machte mich eine Zeit lang zum strammen Linken.
Emotional habe ich mich dabei nie wirklich gut gefühlt, es kam mir immer irgendwie "falsch" vor, intellektuell aber konnte ich viele klassisch "linke" Ideen durchaus für mich akzeptieren, und tue das zum Teil heute noch, aber eben erst nachdem ich, wie der tapfere Horst Mahler, den kompletten weltanschaulichen Kreis durchlaufen habe
Aber den CDU-Werbespot haben die zugelassen. Selten so eine rassistische Scheiße gesehen. Nur Weiße und Blonde.
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