Zitat Zitat von HansMaier. Beitrag anzeigen
D.h die Banken sollen sich mit EZB Krediten vollsaugen und kriegen dafür auch noch
reichlich Kohle bezahlt, von der EZB mit -5 oder -10% und schlagen diese "Gewinne" dann
dem Eigenkapital zu? Also Bankenfinanzierung aus der Notenpresse? Bizarr aber die kriegen alles fertig....
MfG
H.Maier
Ja.
Eine der größten Gefahren in der Analyse dieser Sachverhalte besteht darin, Wünsche und Hoffnungen mit logisch stringenten Schlussfolgerungen zu vermischen. Mir wäre es auch zuwider, eine derartige Maßnahme zu sehen. Ich halte sie auch für grobes Unrecht. Allerdings ist sie durchaus möglich. In diesem Fall wären Bankaktien hoch attraktiv. Allerdings wäre damit meines Erachtens nur ein zeitlicher Aufschub gewährt. Ich befürchte auch, dass sich diese tief negativen Zinssätze auf die Geldmarktsätze übertragen würden. Solange es die Regeln zulassen, werden die Banken diese Liquidität nur zu gern in Finanzmärkten unterbringen.

Es wäre darüber hinaus notwendig, großen Banken hunderte Milliarden Euro LTRO-Kredite einzuräumen, was die Geldbasis um diese Mengen erweitert. Wenn sie diese Maßnahme in dieser Form durchsetzen wird der Euro meines Erachtens weit unter 1 EUR/USD fallen. Einige Personen, die reichlich Erfahrung und Kenntnis haben, sehen den fundamentalen Wert des EUR/USD z.T. bei 0,70.

Eine Fragestellung, die mir persönlich Kopfschmerzen bereitet, ist die praktische Umsetzung einer Währungsreform. Die letzte Währungsreform in Deutschland wurde durchgeführt, indem Vermögenswerte und Schulden in unterschiedlichen Verhältnissen umgestellt wurden.

Heute existieren jedoch neuartige Vermögenswerte und Schulden in Form von Derivaten. Stark vereinfacht ist der Vorgang der Derivate-Transaktion eine Art Kreditschöpfung, (für net present value ungleich null) die beiden Vertragsparteien jeweils eine mit der Transaktion erschaffene Verbindlichkeit und Forderung verbucht. Tatsächlich befinden sich in der Bilanz großer globaler Banken wie der Deutschen Bank Passiva, die als Finanzinstrument mit negativem Fair-Value bezeichnet werden. Tatsächlich können bestimmte Derivate auch wie Anleihen als Finanzierungsinstrument eingesetzt werden. D.h. Es wird beispielsweise Derivat x-y mit negativem NPV eingegangen, wobei die Verbindlichkeit, den NPV zur Fälligkeit auszugleichen (meistens), und ein Barbestand in Höhe des NPV entsteht, der als Cashflow eingenommen wird.

Das Problem ist nun, dass der Nominalwert ausstehender Derivate weit über jeglicher rationalen Größe liegt. D.h. sollten Verbindlichkeiten und Forderungen hier in nennenswert unterschiedlichen Verhältnissen umgerechnet werden, würde meines Erachtens (um Größenordnungen) Geld fehlen, um die Differenzen zu begleichen. Einige mir bekannte Teilnehmer lagern ihre Derivate in separate SPVs aus, damit diese im Ernstfall nicht das gesamte operative Geschäft mit in den Abgrund reißen. Für den Einzelnen ist diese Maßnahme durchaus eine Lösung. Für das System hingegen nicht. Die Insolvenzkaskade der Haftung für Defizite eingegangener Transaktionen des Finanzsystems lautet allgemein meist(v.l.n.r.): Kunde->Broker/Dealer->Clearingbank->CCP->NCB. Sowohl Broker/Dealer, Clearingbank und CCP können Geschäftsbanken (und identisch) sein. Meines Erachtens landen die insolvenzbedingten Defizite immer im Bankensystem. Ich bin nicht sicher, ob eine Währungsreform ohne die Anpassung von Derivaten möglich wäre.