Zitat von
Leibniz
Das Konzept des Islamic Banking muss zwangsläufig darauf hinauslaufen, dass die ansonsten anfallenden Zinsen in einer anderen Form, jedoch wirtschaftlich gleichwertig, angerechnet werden.
Die meisten Finanzinstrumente lassen sich durch ein einfaches Modell wirtschaftlicher Äquivalenz ( auch arbitrage-free condition genannt) beschreiben. Wenn ein Finanzinstrument beispielsweise ermöglicht, über eine definierte Laufzeit Euro zu leihen und in Dollar anzulegen lässt sich der faire Preis für diese Transaktion ermitteln, indem der aktuelle Preis/Kurs um die anfallenden Zinsen bzw den anzunehmenden wirtschaftlichen Vor-/Nachteil bereinigt wird, sodass keine Partei dieser Transaktion einen wirtschaftlichen Vor-/Nachteil genießt. In diesem Fall führt die Zinsdifferenz dazu, dass der aktuelle ("Spot") EUR/USD Wechselkurs bei 1,10 liegt, während der Forward (also der Kurs nach bestimmter Laufzeit) einen höheren Kurs hat (z.B. 1,12). Wenn also heute zu 1,10 Euro in Dollar getauscht werden entsteht dabei zwar ein positiver Zinsertrag, der jedoch durch den höheren Rücktauschkurs ausgeglichen wird. Die Gegenpartei hat dagegen zwar anfallende Zinskosten, die jedoch durch einen niedrigeren Rücktauschkurs ausgeglichen werden.
Ohne die Bedingung wirtschaftlich gleichwertigen Ausgleichs wäre es möglich, die Seite des Geschäfts, welche Zinskosten verursacht, mit einer islamischen Bank und das Gegengeschäft, das Zinserträge generiert, mit einer gewöhnlichen Bank durchzuführen und auf diesem Weg risikolose Erträge zu generieren. In der Praxis würde die islamische Bank diese Erträge bezahlen, indem sie Dollar unter Beschaffungskosten bereitstellt und Euro über Marktzinsen verzinst.
Eher an die FAZ gerichtet wäre die Berichtigung, dass die EZB negative Zinssätze forciert. Dass irgendeine Bank unbegrenzt und unverzinst Euro-Guthaben annimmt ist Unsinn. Privatkunden mit überschaubaren Guthaben bleiben noch verschont, alle anderen zahlen etwa -0,45%.