Vera Lengsfeld / 26.08.2019
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Angeblich soll die Sachsen-CDU laut der letzten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen um 4 Prozent zugelegt haben. Wenn dasstimmt, hat der Stimmengewinn in Sachsen einen Namen: Hans-Georg Maaßen. Der ehemalige Verfassungsschutzchef füllte wie kein anderer die Säle und verbreitete die Hoffnung, dass von der Sachsen-CDU ein Signal zur dringend nötigen Erneuerung der CDU ausgehen könnte.
Diesen Hoffnungen hat Ministerpräsident Kretschmer ein jähes Ende gemacht. Ohne alle Not, aber offensichtlich auf Druck des Konrad-Adenauer-Hauses, hat er seinen wirkungsvollsten Wahlkampfhelfer öffentlich angegriffen. „Die Debatte um die Ausschreitungen in Chemnitz hat sich durch ihn verlängert, was Sachsen geschadet hat“, sagte Kretschmer dem „Spiegel“.
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Wenn Kretschmer sich jetzt in dieser Weise äußert, tut er das, um die Wahrheit nicht ans Licht kommen zu lassen und Merkel vor den Konsequenzen ihres Fehlverhaltens zu schützen. Dass er dies in der sensibelsten Phase seines Wahlkampfes tut, sich gegen einen Mann wendet, der ihm sein Amt gesichert hätte, zeigt, wie groß der Druck ist, der auf Kretschmer ausgeübt wurde, aber auch, dass von ihm nichts zu erwarten ist. Mit diesem Mann kommt weder die Erneuerung der CDU, noch eine Korrektur der Politik Merkels.
Kretschmer wendet sich mit seinen Äußerungen nicht nur gegen Maaßen, sondern gegen die Mehrheit der Mitglieder seiner Landespartei, die von Merkel die Nase so voll haben, dass die Kanzlerin es nicht wagen konnte, im sächsischen Wahlkampf aufzutreten. Er wendet sich aber auch gegen die Mehrheit seiner Wähler, die von ihm einen Kurswechsel erhofft hatten. Für Kretschmer könnten sich seine Äußerungen als Selbstmordattentat erweisen. Wer sollte ihm noch Vertrauen entgegen bringen?
Kretschmer hat bereits eine Koalition mit den Grünen fest im Blick, obwohl dies das Letzte ist, was Sachsen brauchen kann. Wenn das nicht reicht, lässt er sich dann von der SED-Linken retten?